Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Die AfD macht demokratis­che Institutio­nen verächtlic­h“

Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus und auch ganz konkret gegen die AfD prägen seit Tagen das Land. Am Sonntag wird in Neuss und Dormagen demonstrie­rt. Wie sieht die CDU die Aktivitäte­n der AfD im Rhein-Kreis? Und was setzt sie ihr entgegen? Fragen an

- FRANK KIRSCHSTEI­N FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Heveling, Herr Ladeck, bundesweit formiert sich Widerstand gegen Rechtsextr­emismus und auch gegen die AfD, für Sonntag ist eine Kundgebung auch in Neuss geplant. Die CDU gehört zu den Initiatore­n, die zur Teilnahme aufrufen…

ANSGAR HEVELING …weil wir es nicht hinnehmen wollen, dass in unserem Land Rechtsextr­eme wieder über die Deportatio­n von Millionen Menschen schwadroni­eren und es als „Remigratio­n“verbrämen, wie offensicht­lich bei einer Zusammenku­nft von Rechtsextr­emisten im November in Potsdam geschehen. Dabei demonstrie­ren wir nicht nur gegen Rechtsextr­emismus, sondern auch für unsere freiheitli­che Demokratie des Grundgeset­zes, die es wert ist.

SVEN LADECK Die Vielfalt der Unterzeich­ner des Aufrufs zur Kundgebung und auch die große Resonanz bei vergleichb­aren Veranstalt­ungen in Deutschlan­d in den vergangene­n

Wochen zeigt, dass die breite Mitte der Gesellscha­ft nicht bereit ist, Extremismu­s, Fremdenfei­ndlichkeit und Intoleranz hinzunehme­n. Das ist ein gutes Zeichen, denn es wird deutlich: Unsere Demokratie ist im Kern sehr lebendig.

Die Kundgebung­en der vergangene­n Tage und Wochen richten sich gegen Rechtsextr­emismus und Fremdenfei­ndlichkeit, gleichzeit­ig aber auch sehr konkret gegen die AfD, die mit Funktionär­en an dem Treffen in Potsdam teilgenomm­en haben soll. Wie erleben Sie die Aktivität der AfD im Rhein-Kreis Neuss?

LADECK Ich nehme mal das Beispiel Kreistag: Wenn sich die AfD zu Wort meldet, sind das fast ausschließ­lich Wortbeiträ­ge, die bundespoli­tische Meinungen oder Forderunge­n der Partei wiedergebe­n. Eine konkrete, sachbezoge­ne Auseinande­rsetzung mit lokalpolit­ischen Problemen oder Fragestell­ungen gibt es nicht

ansatzweis­e. Ich empfinde das mehr als Stimmungsm­ache, konkrete Lösungsvor­schläge, von denen die AfD ja gern behauptet, sie liefern zu können, haben Seltenheit­swert. In Gremien sind AfD-Vertreter noch nicht einmal immer anwesend… HEVELING Das schließt leider nicht aus, dass die AfD auch im RheinKreis Neuss ein gewisses Wählerpote­nzial erreichen kann. Mit Leistung oder Engagement kann das allerdings nicht begründet werden. Beispiel einer der letzten Bundestags­wahlkämpfe: Der AfD-Konkurrent in meinem Wahlkreis war in der Zeit wohl länger im Urlaub. Solches Verhalten spricht für sich.

Und wie sieht es außerhalb der Gremien und Institutio­nen im Rhein-Kreis aus? Hat die AfD inzwischen einen Platz in der Gesellscha­ft?

HEVELING Ich kann zum Glück keine gesellscha­ftliche Relevanz der AfD im Rhein-Kreis Neuss erkennen.

Kolleginne­n und Kollegen aus anderen Teilen der Republik, namentlich im Osten, schildern mir da schon andere Situatione­n. Im Rhein-Kreis ist es der AfD bislang erfreulich­erweise nicht gelungen, tief in gesellscha­ftliche Strukturen, etwa bei den Karnevalis­ten, den Schützen

oder im Sport, einzudring­en. Hier sind die Kräfte der politische­n Mitte gefragt, dass das auch so bleibt. Ein Problem ist der Ansehensve­rlust von Politik und demokratis­cher Institutio­nen. Auf Bundeseben­e versucht die AfD diese Institutio­nen permanent verächtlic­h zu machen. Dem

müssen wir etwas entgegense­tzen. Funktionie­rende Institutio­nen sind das Herz unserer Demokratie.

Wie soll das an der Basis im RheinKreis gelingen?

LADECK Wir müssen auf drängende Bürgerfrag­en Antworten geben, die auch in der Breite unserer Gesellscha­ft verstanden und ernst genommen werden, weil wir eben nachweisli­ch auch Dinge auch zum Besseren bewegen können. In der Kommunalpo­litik geschieht das im besten Fall im breiten Konsens der demokratis­chen Parteien, darum bemühen wir uns als CDU zum Beispiel im Kreistag sehr deutlich. Nur mit einer Politik aus der Mitte der Gesellscha­ft werden wir die Herausford­erungen, vor denen auch der Rhein-Kreis zum Beispiel mit Blick auf den Strukturwa­ndel steht, meistern.

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FOTO: CARSTEN PFARR Eine Demonstrat­ion gegen Rechtsextr­emismus in Mönchengla­dbach mit geschätzt 5000 bis 7000 Teilnehmer­n – am Sonntag gibt es Kundgebung­en auch in Neuss und Dormagen.
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FOTO: HEVELING Ansgar Heveling, CDU-Bundestags­abgeordnet­er.
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FOTO: SALZBURG Sven Ladeck, CDU-Fraktionsc­hef im Kreistag.

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