Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Deutsche Pleite in Garmisch – Ski-Routiniers wollen helfen

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(dpa) Josef Ferstl zeigte auf der Piste noch ein kleines Kunststück, mit einer Verbeugung im Ziel verabschie­dete er sich vor den heimischen Fans dann final in den Ski-Ruhestand. Von den Zuschauern in GarmischPa­rtenkirche­n gab es viel Applaus für diesen Auftritt außer Konkurrenz – sportlich erlebten die Anhänger daraufhin aber die nächste heftige Blamage der deutschen Schnellfah­rer in diesem Weltcup-Winter.

Kein Lokalmatad­or schaffte es beim Sieg des Schweizers Marco Odermatt am Sonntag in die Top 30: Es war das schlechtes­te Heim-Speedrenne­n der deutschen Männer seit fast 17 Jahren. Dabei hatte noch Anfang 2020 Thomas Dreßen unweit der Zugspitze als Sieger gejubelt der Oberbayer beendete nun aber wie auch Teamkolleg­e Ferstl seine Karriere. Wie groß die Lücke ist, die sie hinterlass­en, zeigte sich bei den zwei Super-G am Wochenende.

„Das war einfach schwach, was wir abgeliefer­t haben, da gibt es nichts zum Schönreden“, resümierte der deutsche Sportvorst­and und Alpinchef Wolfgang Maier. „Wir haben momentan nicht den Drive, dass wir in der absoluten Weltspitze im Speed-Bereich mitfahren. Das gestehen wir uns ein. Das heißt aber nicht, dass wir keine Perspektiv­e haben.“

Und da kommen vielleicht just Dreßen und Ferstl ins Spiel. Beide Routiniers und Kitzbühel-Sieger kündigten an, dem deutschen Team nicht den Rücken zu kehren, sondern auch künftig helfen zu wollen. Dreßen, der beste deutsche Abfahrer der Weltcup-Historie, führte am Samstag mit den Teamverant­wortlichen bereits ein Gespräch über die Zukunft, wie Maier schilderte.

Ferstl wurde am Sonntag von seiner Frau und den beiden Kindern im Zielauslau­f abgeholt. Er war vor Beginn des Rennens die Strecke abgefahren und hatte bei einem Sprung sogar eine spektakulä­re Grätsche gezeigt. „Es hat extrem Spaß gemacht, ich hatte keinen Druck mehr, habe den Ski gespürt, die Piste. Es war ein sehr geiles Gefühl“, schilderte er.

Von so einem Gefühl waren die anderen deutschen Rennfahrer wieder mal weit entfernt. Romed Baumann (35.) und Andreas Sander (39.) verpassten mit jeweils deutlich mehr als zwei Sekunden Rückstand auf Odermatt die Punkteräng­e. Simon Jocher - am Samstag beim Überraschu­ngssieg des Franzosen Nils Allegre noch 18. - schied aus.

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