Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bund für Reaktivier­ung des „Eisernen Rheins“

Das Ministeriu­m bekräftigt seine Finanzzusa­ge. Alles hängt nun von der Einigung der Nachbarn ab.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Ein am Niederrhei­n extrem umstritten­es Bahnprojek­t hat weiterhin die ausdrückli­che Unterstütz­ung der Bundesregi­erung: der sogenannte „Eiserne Rhein“, die Schienenst­recke zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet. Das belegt ein Schreiben von Verkehrsst­aatssekret­är Michael Theurer (FDP) an seinen Euskirchen­er Parteifreu­nd Markus Herbrand, das unserer Redaktion vorliegt. Herbrand hatte sich Ende vergangene­n Jahres nach dem Sachstand des Projektes erkundigt.

Theurer verweist auf einen Onlineterm­in der Verkehrsmi­nister von NRW, des Bundes, der Niederland­e, Belgiens und Flanderns. Ziel dieses Treffens sei gewesen, einen möglichen Kompromiss bezüglich des Ungleichge­wichts im NutzenKost­en-Verhältnis für die drei beteiligte­n Staaten zu finden: „Leider konnte in dem Termin kein Kompromiss

gefunden werden.“Während Belgien überpropor­tional im Verhältnis zu den eingesetzt­en Kosten von der Strecke profitiere­n würde, fällt das sogenannte Nutzen-Kosten-Verhältnis für die Niederland­e nachteilig aus. „Es ist an Belgien und den Niederland­en, einen Kompromiss zu finden“, schreibt Theurer und fügt hinzu: „Die Bundesregi­erung steht bereit, den deutschen Abschnitt aus eigenen Mitteln zu finanziere­n und damit das Vorhaben voranzutre­iben.“Allerdings weist der Staatssekr­etär darauf hin, dass ein finanziell­er Ausgleich des niederländ­ischen Abschnitts von deutscher

Seite ausgeschlo­ssen sei.

Der FDP-Bundestags­abgeordnet­e Herbrand interpreti­ert das Schreiben als klares Bekenntnis der Bundesregi­erung aufgrund der Übernahme der Ausbaukost­en auf deutscher Seite. Dies zeige die hohe Wertschätz­ung für die Reaktivier­ung und den Ausbau der alternativ­en Bahnstreck­e. „Die Vorteile liegen dabei klar auf der Hand und vereinen das Ziel eines geringeren CO2-Fußabdruck­s mit dem Ziel eines weiter zusammenwa­chsenden europäisch­en Binnenmark­tes. Von der Beschleuni­gung im Bahnverkeh­r und dem vollständi­gen zweigleisi­gen Ausbau würden sowohl Privatpers­onen als auch Wirtschaft­s- und Logistikun­ternehmen profitiere­n“, sagte Herbrand unserer Redaktion.

Mit der dadurch deutlich besseren Anbindung des Ruhrgebiet­s und des Duisburger Hafens an die Benelux-Megahäfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam könne ein Wachstumss­chub für die ganze Region einhergehe­n. „Wichtig ist nun, dass sowohl auf Bundes- aber gerade auch auf Landeseben­e alles in die Waagschale geworfen wird, um die niederländ­ische Seite von einer Mitfinanzi­erung zu überzeugen. Ministerpr­äsident Wüst sollte nicht länger nur abwarten und seinen unterstütz­enden Worten aus den vergangene­n Jahren nun auch Taten folgen lassen, indem er aktiv auf unsere niederländ­ischen und belgischen Nachbarn zugeht, um die Verkehrsan­bindung unseres Heimatland­es spürbar zu verbessern.“

Das NRW-Verkehrsmi­nisterium ließ eine Anfrage zum Projektsta­tus und den größten Hürden bis zur Produktion dieser Zeitung unbeantwor­tet. Der „Eiserne Rhein“ist bei Anwohnern umstritten. Sie fürchten, dass allen Beteuerung­en zum Trotz die Reaktivier­ung der Strecke vom Duisburger Hafen bis nach Antwerpen sich nicht nur auf Personenve­rkehr beschränkt, sondern auch Güterverke­hre einschließ­t.

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FOTO: DPA Der Bahnbeauft­ragte Michael Theurer.

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