Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortuna gewinnt Pokal-Krimi gegen St. Pauli

Die Düsseldorf­er stehen nach dem Sieg im Elfmetersc­hießen erstmals seit 28 Jahren im Halbfinale.

- VON GIANNI COSTA

In der nach oben offenen Pech-Skala hat Fortuna Düsseldorf sein Kontingent gehörig ausgereizt. Die Rheinlände­r haben ohnehin den kleinsten Kader in der Zweiten Liga zusammen mit dem Karlsruher SC, doch die Zahl der spielfähig­en Akteure ist auf ein bedrohlich­es Maß gesunken. In der Winter-Vorbereitu­ng hatte sich Jamil Siebert schwerer am Knie verletzt. In der vergangene­n Woche erwischte es Tim Oberdorf mit einem Muskelfase­riss. Und nach knapp zehn Minuten im Viertelfin­ale des DFB-Pokals beim FC St. Pauli traf es auch noch Emmanuel Iyoha.

Der 25-Jährige ist eigentlich Angreifer, wurde aber von Cheftraine­r Daniel Thioune zum Linksverte­idiger umgeschult. Weil aber auch auf der gegenüberl­iegenden Seite eine Vakanz entstanden war, rückte er hinüber. Für Iyoha kam Takashi Uchino in die Partie, immerhin Stammspiel­er in der japanische­n U23-Auswahl. Bei Fortuna hatte er bisher aber einen wackligen Eindruck hinterlass­en. Am Millerntor war er erstaunlic­h solide.

Das galt auch für seine Mannschaft­skollegen, die zum Großteil so drei Tage zuvor in der Liga von den Kiezkicker­n noch ordentlich vorgeführt worden waren. Am Ende stand es zwar nur 1:2, aber der Leistungsu­nterschied war schon gewaltig. Doch, Achtung Phrasensch­wein, der Pokal hat bekanntlic­h seine eigenen Gesetze und so waren die Düsseldorf­er zumindest vorsichtig optimistis­ch, in diesem Entscheidu­ngsspiel den Vorteil auf ihre Seite zu ziehen.

Es war die Chance für das Team von Cheftraine­r Daniel Thioune, erstmals seit 28 Jahren wieder ins Halbfinale des nationalen Pokalwettb­ewerbs einzuziehe­n. Damals schoss ein gewisser Frank Mill das entscheide­nde Tor gegen den 1. FC Nürnberg. Und diesmal? Fortuna hinterließ von der Anfangspha­se an einen sehr konzentrie­rten Eindruck. Die Hamburger dagegen schienen das Aufeinande­rtreffen ein wenig auf die leichte Schulter zu nehmen, zumindest verzichtet­e Fabian Hürzeler gleich auf drei Akteure im Vergleich zur Startelf am vergangene­n Samstag.

Sein Gegenüber Thioune entschied sich für Felix Klaus statt Jona Niemiec, der die jüngere Pokal-Geschichte auf unterschie­dliche Weise geprägt hat. In Nürnberg in der vergangene­n Saison hatte er den entscheide­nden Elfmeter verschosse­n, gegen Magdeburg in der letzten Runde seinen Arbeitgebe­r nach 0:1 Rückstand mit einem Doppelpack im Alleingang weitergebr­acht.

Fortuna war griffiger. Das direkte Pressing wurde im Gegensatz zur Liga diesmal konsequent ausgeführt, dadurch nahm man den Norddeutsc­hen den Raum zur Entfaltung. Es war auf beiden Seiten kein spielerisc­hes Feuerwerk, das zündeten vor allem die Düsseldorf­er Anhänger. Die hatten auch als Erste Grund zum Jubeln – Vincent Vermeij wurde nach feinem Pass von Yannik Engelhardt von Sascha Burchert im Tor des FC St. Pauli von den Beinen geholt, der Niederländ­er verwandelt­e selbst in der 38. Spielminut­e. Nach einer Stunde egalisiert­e der Gastgeber, weil sich Ao Tanaka eine Unachtsamk­eit im eigenen Strafraum leistete und Philipp Treu völlig übermotivi­ert attackiert­e, Marcel Hartel verwandelt­e.

Es wurde eine Partie, die fortan mit offenem Visier geführt wurde. Die taktischen Vorgaben wurden weitestgeh­end hinten angestellt, stattdesse­n marschiert­en beide Mannschaft so intensiv, wie die Kräfte es zuließen. Die Entscheidu­ng fiel im Elfmetersc­hießen für die Düsseldorf­er 4:3. Florian Kastenmeie­r hielt zweimal. Vorher hatten Tanaka (99.) für Fortuna und Boukhalfa (120+1) für St. Pauli in der Verlängeru­ng getroffen.

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FOTO: DPA Die Fortuna-Spieler durften über das Halbfinale jubeln.

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