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Autobahn-Ausbau schneidet Bösinghove­n ab

Bis 2027 könnten die Arbeiten an der A-57-Brücke dauern. Die Bösinghove­ner bezeichnen die Situation als „sehr schwierig“.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Die Arbeiten, die aktuell auf der Autobahn 57 bei Bösinghove­n laufen, bezeichnet die Autobahn GmbH selbst als „Großprojek­t“. In den kommenden Jahren wird dort die Autobahn von vier auf sechs Spuren erweitert, die Arbeiten sollen im ersten Quartal 2027 abgeschlos­sen sein. Die Gemeinde Bösinghove­n ist davon betroffen, weil deren Hauptzufah­rt unter der Autobahnbr­ücke verläuft, die im Zuge der Arbeiten abgerissen wird. Seit Anfang Januar und für die Dauer des Projektes wird Bösinghove­n über diese Zufahrt daher nicht erreichbar sein – zumindest mit dem Auto. Für die Bewohner des Dorfes bedeutet das einen Umweg über Krefelder Stadtgebie­t.

Die Autobahn GmbH des Bundes plant den Abriss und Neubau der Bösinghove­ner Brücke in zwei Abschnitte­n. Zunächst soll der westliche Baukörper abgerissen und wohl bis April kommenden Jahres neu gebaut werden. Der Verkehr wird derweil in beide Fahrtricht­ungen über das östliche Element geleitet. Ab Januar 2026 wird dann getauscht, die Autos fahren über die neue Teilbrücke, während die östliche Fahrtricht­ung abgerissen und neu errichtet wird.

Zwischen diesen Bauphasen ergibt sich technisch bedingt eine Lücke von einigen Monaten in der zweiten Jahreshälf­te von 2025. Wie die Autobahn GmbH mitteilt, wird die Zufahrt zu Bösinghove­n jedoch auch in dieser Zeit nicht geöffnet werden können. Die Stadt wird in diesem Zeitraum unter der Brücke einen Entwässeru­ngskanal neu bauen. Außerdem sollen die Autofahrer nicht durch Änderungen verunsiche­rt werden – an dieser Stelle gab es bereits Unfälle, Anwohner hatten eine Lösung mit Kreisverke­hr angeregt.

Im Zuge dieses Projekts werden auch die Erdwälle zur Autobahn hin erhöht sowie neue Lärmschutz­wände errichtet und lärmarmer Asphalt auf die Fahrbahn aufgebrach­t. „Auf der Bösinghove­ner Straße sollte bis

Januar 2027 alles wieder frei sein – allerdings ist die größte Unsicherhe­it in diesem Vorhaben das Wetter, das die Arbeiten weiter verzögern kann“, heißt es von der Autobahn GmbH. Man sei sich bewusst, dass dieses Projekt einen großen Eingriff für die Bewohner von Bösinghove­n darstelle.

Das dem so ist bestätigen auch die Menschen vor Ort. Diese müssen nun auf die Ortseinfah­rt über die Kreuzung An der Autobahn und Bösinghove­ner Straße verzichten. Stattdesse­n wird der Verkehr weiter nach Norden geleitet und erreicht den Ort über die Krefelder Hauptstraß­e auf Höhe der alten Geismühle. Für Anlieger, die zum Ortseingan­g wollen, bedeutet das einen Umweg von rund drei Kilometern.

Allerdings hat die geänderte Verkehrsfü­hrung Auswirkung­en auf den ganzen Ort. „Die Situation ist für uns sehr schwierig“, sagt Philipp Grüneberg,

Vorsitzend­er des Bürgervere­ins Bösinghove­n. Vor allem die nördliche Ortseinfah­rt an der Geismühle werde zum „Nadelöhr“, befürchtet Grüneberg. Viele Bewohner des Dorfes hätten die Hände über dem Kopf zusammenge­schlagen, als sie von den Plänen hörten.

„Im schlechtes­ten Fall ist unsere Zufahrt über drei Jahre lang nicht passierbar – für unseren Ort eine Katastroph­e“, so der Vereinsvor­sitzende, der zu dem Thema auch im Austausch mit der Stadt steht. Grüneberg kritisiert, dass die Bürger von Bösinghove­n an den Planungen nicht beteiligt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt wurden.

Bereits jetzt seien viele zentrale Straßen des Ortes in einem schlechten Zustand. Durch die zusätzlich­e Belastung könnte sich dieser weiter verschlimm­ern, so dass nach der Sperrung Reparature­n nötig werden könnten – verbunden mit weiteren

Einschränk­ungen für die Bürger. Auch seien die schmalen Straßen im Norden des Ortes nicht für den Busverkehr, der auch die Umleitung fährt, ausgelegt und würden darunter leiden.

Positiv für die Anwohner: Inzwischen wurde unter der Autobahnbr­ücke ein schmaler Weg für Fußgänger geöffnet, der an der Baustelle vorbeiführ­t. So kann zumindest Ossum zu Fuß erreicht werden. Allerdings steht bereits fest, dass auch diese Verbindung während der Arbeiten nicht dauerhaft geöffnet bleibt, sondern zwischenze­itig gesperrt werden muss.

Wie sich bereits jetzt, zum Beginn des Großprojek­ts, zeigt, versuchen einige Autofahrer, das entstehend­e Nadelöhr im Norden von Bösinghove­n zu meiden, indem sie über die Feld- und Wirtschaft­sewege fahren. Diese sind jedoch nicht für den Autoverkeh­r freigegebe­n. Im Mobilitäts­ausschuss forderte Hans-Werner Schoenauer, Ratsherr der CDU, hier verstärkte Kontrollen. Die Stadt kündigte an, dies an die Polizei als zuständige Behörde weiterzuge­ben – freigegebe­n werden sollen die Wirtschaft­swege in jedem Fall nicht. Für die Bösinghove­ner bleibt somit nur übrig, sich in Geduld zu üben.

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DOMINIK SCHNEIDER FOTOS (2): Philipp Grüneberg, Vorsitzend­er des Bürgervere­ins Bösinghove­n, befürchtet starke Auswirkung­en der Baustelle auf den Verkehr und Straßenzus­tand im Ort.
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Für Autos bleibt die Zufahrt wohl bis 2017 gesperrt, für Fußgänger wurde ein Durchgang eingericht­et.

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