Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Etwas andere Auszeiten vom Alltag
Die St.-Nikolaus-Gemeinde in Osterath hat neue Wege beschritten, damit wieder mehr Menschen besinnlich zusammenfinden. Anstelle eines Gottesdienstes gibt es dort alle zwei Monate ein Treffen zu einem bestimmten Thema.
Der Wunsch nach neuer Frische und interaktiven Formen für den Gottesdienst beflügelte engagierte Mitglieder der St.-NikolausGemeinde in Osterath zu einem Projekt, das seit einem Jahr erfolgreich läuft. Jetzt, wo man von guten Erfahrungen berichten kann, sollen die „Oasenzeiten“einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, um weitere Interessierte zu gewinnen. „Wir verwenden für diese abendlichen Treffen bewusst nicht den Namen Gottesdienst“, sagt Eva Gerstein, eine der Initiatorinnen. Unter dem Dach der „Oasenzeiten“werde ein weitaus breiteres Spektrum der Gestaltung und Kommunikation ermöglicht.
Bisher kümmern sich fünf Mitglieder aus dem Ortsausschuss Osterath um die Vorbereitung: vier Frauen und ein Mann. Man sei offen für neue Mitstreiter, heißt es. Jeder Oasen-Abend, der in der Regel alle zwei Monate jeweils an einem Freitag um 19 Uhr stattfindet, ist einem vorher festgelegten und ausgearbeiteten Thema gewidmet. Darunter waren im ersten Jahr „Licht“, „Weg“und „Wasser“. Mit dem Chorraum von St. Nikolaus habe man einen stimmungsvollen Rahmen für die Veranstaltungen gefunden, die bisweilen auch von Musik begleitet werden, sagt Gerstein.
Die nächste „Oasenzeit“am 2. Februar greift das Thema „Frieden“auf. Wohl selten war es so aktuell wie jetzt. Umgesetzt wird es mit Liedern, Texten aus der Bibel und anderen literarischen Quellen, aber auch mit Elementen aus der Meditation. Dabei sollen alle Sinne angesprochen werden. Eine lebendige Beteiligung der Anwesenden ist erwünscht: „Jeder, der möchte, kann erzählen, wo er Frieden für sich findet.“
Die ausgewählten Themen werden vom Vorbereitungskreis mit Inhalten erfüllt. Sie ermuntern zu einer Verknüpfung mit der eigenen
Lebenswelt. Dabei kommt es zu unterschiedlichen Assoziationen: „Die Menschen spüren, was ihnen persönlich auf der Seele liegt“, sagt Eva Gestein.
Im März gibt es eine Abweichung vom Freitag, weil die „Oasenzeit“mit den Osterather „Fußfällen“am Gründonnerstag verbunden wird. Von dieser uralten Tradition dürften selbst viele Meerbuscher Bürger nichts wissen. Die „Fußfälle“sind eine Art Kreuzweg, der zu sechs im Ort verteilten steinernen Bildstöcken führt. Sie wurden 1764 von den Eheleuten Clemens Pool und Catharina Hausmann gestiftet. Die siebte Station ist das Kreuz am Chor der Pfarrkirche St. Nikolaus. Nach dieser österlichen Sitte gehen die „Oasenzeiten“am üblichen Freitag weiter. Am 7. Juni wird der Themenkreis
„Labyrinth“beleuchtet, der viele spannende Ansätze bieten dürfte.
Der Grund, warum sich Gerstein für die „Oasenzeiten“einsetzt? „Wir sind in Sorge um die Kirche, die gegenwärtig vielen Diskussionen ausgesetzt ist und viele Austritte zu beklagen hat“, erklärt sie. „Dabei gibt es wertvolle Inhalte, die wir weiter feiern wollen. Es geht darum, gerade auch mit zweifelnden Gläubigen im Dialog zu bleiben und ein Ankerplatz zu sein. Wir dürfen die Menschen mit ihren Sorgen und Bedürfnissen nicht allein lassen.“
Ausdrücklich betont sie, dass bei den „Oasenzeiten“im Sinne der Ökumene jeder willkommen sei und seine Ideen und Vorschläge beitragen könne. Nach den Treffen sitze man gerne noch bei Tee und Gebäck zusammen. Dieser lebendige Austausch „über Gott und die Welt“habe sich in anregender Weise bewährt.
Unterstützung bekam die Initiative von Anfang an von Pfarrer Norbert Viertel, verantwortlich für die katholische Kirchengemeinde Hildegundis von Meer, zu der St. Nikolaus gehört. Entwickelt und moderiert werden die „Oasenzeiten“aber ausschließlich von Gemeindemitgliedern. „Die Zeiten, die Freizeit zu gestalten und mit Sinn zu erfüllen, sind für Laien gerade relativ fruchtbar“, freut sich Eva Gerstein.
Die Initiatoren haben sich für ihr Projekt reizvolle Stichworte ausgesucht, die jedermann einladen sollen, darunter „Ort der Begegnung“, „ein Geschenk“, „da, wo Leben ist“, „sich berühren lassen“, „Auszeit vom Alltag“und „willkommen sein“.