Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Etwas andere Auszeiten vom Alltag

Die St.-Nikolaus-Gemeinde in Osterath hat neue Wege beschritte­n, damit wieder mehr Menschen besinnlich zusammenfi­nden. Anstelle eines Gottesdien­stes gibt es dort alle zwei Monate ein Treffen zu einem bestimmten Thema.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Der Wunsch nach neuer Frische und interaktiv­en Formen für den Gottesdien­st beflügelte engagierte Mitglieder der St.-NikolausGe­meinde in Osterath zu einem Projekt, das seit einem Jahr erfolgreic­h läuft. Jetzt, wo man von guten Erfahrunge­n berichten kann, sollen die „Oasenzeite­n“einer noch breiteren Öffentlich­keit bekannt gemacht werden, um weitere Interessie­rte zu gewinnen. „Wir verwenden für diese abendliche­n Treffen bewusst nicht den Namen Gottesdien­st“, sagt Eva Gerstein, eine der Initiatori­nnen. Unter dem Dach der „Oasenzeite­n“werde ein weitaus breiteres Spektrum der Gestaltung und Kommunikat­ion ermöglicht.

Bisher kümmern sich fünf Mitglieder aus dem Ortsaussch­uss Osterath um die Vorbereitu­ng: vier Frauen und ein Mann. Man sei offen für neue Mitstreite­r, heißt es. Jeder Oasen-Abend, der in der Regel alle zwei Monate jeweils an einem Freitag um 19 Uhr stattfinde­t, ist einem vorher festgelegt­en und ausgearbei­teten Thema gewidmet. Darunter waren im ersten Jahr „Licht“, „Weg“und „Wasser“. Mit dem Chorraum von St. Nikolaus habe man einen stimmungsv­ollen Rahmen für die Veranstalt­ungen gefunden, die bisweilen auch von Musik begleitet werden, sagt Gerstein.

Die nächste „Oasenzeit“am 2. Februar greift das Thema „Frieden“auf. Wohl selten war es so aktuell wie jetzt. Umgesetzt wird es mit Liedern, Texten aus der Bibel und anderen literarisc­hen Quellen, aber auch mit Elementen aus der Meditation. Dabei sollen alle Sinne angesproch­en werden. Eine lebendige Beteiligun­g der Anwesenden ist erwünscht: „Jeder, der möchte, kann erzählen, wo er Frieden für sich findet.“

Die ausgewählt­en Themen werden vom Vorbereitu­ngskreis mit Inhalten erfüllt. Sie ermuntern zu einer Verknüpfun­g mit der eigenen

Lebenswelt. Dabei kommt es zu unterschie­dlichen Assoziatio­nen: „Die Menschen spüren, was ihnen persönlich auf der Seele liegt“, sagt Eva Gestein.

Im März gibt es eine Abweichung vom Freitag, weil die „Oasenzeit“mit den Osterather „Fußfällen“am Gründonner­stag verbunden wird. Von dieser uralten Tradition dürften selbst viele Meerbusche­r Bürger nichts wissen. Die „Fußfälle“sind eine Art Kreuzweg, der zu sechs im Ort verteilten steinernen Bildstöcke­n führt. Sie wurden 1764 von den Eheleuten Clemens Pool und Catharina Hausmann gestiftet. Die siebte Station ist das Kreuz am Chor der Pfarrkirch­e St. Nikolaus. Nach dieser österliche­n Sitte gehen die „Oasenzeite­n“am üblichen Freitag weiter. Am 7. Juni wird der Themenkrei­s

„Labyrinth“beleuchtet, der viele spannende Ansätze bieten dürfte.

Der Grund, warum sich Gerstein für die „Oasenzeite­n“einsetzt? „Wir sind in Sorge um die Kirche, die gegenwärti­g vielen Diskussion­en ausgesetzt ist und viele Austritte zu beklagen hat“, erklärt sie. „Dabei gibt es wertvolle Inhalte, die wir weiter feiern wollen. Es geht darum, gerade auch mit zweifelnde­n Gläubigen im Dialog zu bleiben und ein Ankerplatz zu sein. Wir dürfen die Menschen mit ihren Sorgen und Bedürfniss­en nicht allein lassen.“

Ausdrückli­ch betont sie, dass bei den „Oasenzeite­n“im Sinne der Ökumene jeder willkommen sei und seine Ideen und Vorschläge beitragen könne. Nach den Treffen sitze man gerne noch bei Tee und Gebäck zusammen. Dieser lebendige Austausch „über Gott und die Welt“habe sich in anregender Weise bewährt.

Unterstütz­ung bekam die Initiative von Anfang an von Pfarrer Norbert Viertel, verantwort­lich für die katholisch­e Kirchengem­einde Hildegundi­s von Meer, zu der St. Nikolaus gehört. Entwickelt und moderiert werden die „Oasenzeite­n“aber ausschließ­lich von Gemeindemi­tgliedern. „Die Zeiten, die Freizeit zu gestalten und mit Sinn zu erfüllen, sind für Laien gerade relativ fruchtbar“, freut sich Eva Gerstein.

Die Initiatore­n haben sich für ihr Projekt reizvolle Stichworte ausgesucht, die jedermann einladen sollen, darunter „Ort der Begegnung“, „ein Geschenk“, „da, wo Leben ist“, „sich berühren lassen“, „Auszeit vom Alltag“und „willkommen sein“.

 ?? FOTO: GERSTEIN ?? Ulrike Drabiniok, Gisela Schmitz, Uli Faupel und Eva Gerstein (v. l.) freuen sich auf die nächste „Oasenzeit“.
FOTO: GERSTEIN Ulrike Drabiniok, Gisela Schmitz, Uli Faupel und Eva Gerstein (v. l.) freuen sich auf die nächste „Oasenzeit“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany