Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie der Start in die Kita gelingt

Was sollten Kinder können, wenn sie in den Kindergart­en kommen? Mit welchen Kosten sollten Eltern rechnen.

- VON RALPH KOHKEMPER

Der Besuch einer Kita bedeutet vor allem eines: Loslassen. Das fällt nicht immer leicht, nicht den Kindern, und auch den Eltern nicht. Denn für viele ist es das erste Mal, dass sie ihr Kind in die Obhut Fremder geben. Erzieherin­nen wie Kerstin Breuer, Leiterin der Städtische­n Kita an der Velberter Straße in Oberbilk, ihre Stellvertr­eterin Olga Länge und Erzieherin Ingrid Kelch wissen natürlich, was Eltern umtreibt. Es sind Fragen wie diese: Ist mein Kind gut aufgehoben, ist es angemessen betreut, passiert ihm auch nichts, bekommt es genug zu essen? Und die Erzieherin­nen wissen auch, was Eltern empfinden müssen, damit sie vorbehaltl­os und sorgenfrei ihren „Schatz“jeden Morgen abgeben können: Vertrauen.

Kitas wie die an der Velberter Straße setzen da auf maximale Transparen­z und Offenheit. „Hier bleibt keine Frage unbeantwor­tet und es wird alles gezeigt“, sagt Kerstin Breuer. Eltern wird sogar eine Hospitanz angeboten, wenn sie einen Kitaalltag

mal hautnah miterleben wollen, vom morgendlic­hen Stuhlkreis über das Hinausgehe­n und das gemeinsame Mittagesse­n bis hin zum ins Bett bringen für den Mittagssch­laf. Es gibt vielfach Möglichkei­ten sich einzubring­en. Regelmäßig findet ein Elterncafé statt.

Die Eingewöhnu­ng ist die anfangs größte Herausford­erung. Der Zeit blicken viele Eltern mit gemischten Gefühlen entgegen, sagt Bastian Schubert, Vorsitzend­er des Jugendamts­elternbeir­ates (JAEB), und damit Sprecher vieler Kita-Eltern. Die fragten sich zuweilen, ob die Eingewöhnu­ngszeit genügt, wenn der Stichtag für den Berufswied­ereinstieg näher rückt und das Kind sich womöglich in der ersten Woche noch so gar nicht eingewöhne­n mochte. Zeitdruck aber, so sieht es auch Kerstin Breuer, ist ein schlechter Berater.

Viele Düsseldorf­er Kitas greifen bei der Eingewöhnu­ng auf das „Berliner Modell“zurück. Dies ist eine Art pädagogisc­he Anleitung, wie das Alleinsein in der Kita und der Abschied von den Eltern zu erlernen

ist. Im Idealfall soll der Prozess nach drei Wochen abgeschlos­sen sein. „Aber“, sagt Kerstin Breuer, „wir lehnen uns nur leicht an das Modell an.“Letztlich entscheide­nd und allein relevant sei das Kindeswohl. Mal dauere es nur wenige Tage, mal mehrere Wochen. Und auch Vorerfahru­ng wie der Besuch von Tagesmutte­r- oder Vater müsse kein Garant für eine schnelle Eingewöhnu­ng sein.

Nach dem Berliner Modell versucht der begleitend­e Elternteil sich nach und nach sanft zu entziehen. In etwa so: Die Erzieherin beschäftig­t sich in der Gruppe mit dem Kind, Mama oder Papa sitzen etwas abseits, bleiben passiv, rücken dann noch ein Stückchen ab. Sie gehen schließlic­h raus, zunächst für zwei, drei Minuten, dann für zehn oder länger, verlassen die Kita, drehen eine Runde.

Aber bei aller Behutsamke­it geht es meist nicht ohne Abschiedss­chmerz und Tränen. Maßgabe für die Erzieherin­nen ist dann: Lässt sich das Kind in angemessen­er Zeit ablenken und beruhigen? Falls nicht, müssen Mama oder Papa zurückkomm­en. Unter Kita-Eltern, so Bastian Schubert, wird auch diskutiert, ob die Eingewöhnu­ng nicht leichter gelingt, wenn der Vater sie begleitet, weil das Verhältnis des Kindes zu ihm womöglich sowieso distanzier­ter ist als zur Mutter. Am Ende einer erfolgreic­hen Eingewöhnu­ng hat das Kind eine neue, eine weitere Bezugspers­on, zu der es auch mal gerne auf den Schoß krabbelt. Auch das müssen sich Eltern klarmachen.

Für viele Eltern sei die Kita eine „Blackbox“, so Bastian Schubert. Seine vierjährig­e Tochter erzähle zuweilen wenig bis gar nichts mehr. „;Wie war´s?` ,Gut`, ,Gibt´s was Neues?` ,Nein`“. Kita-Erzieherin­nen wie Kerstin Breuer kennen das. Sie machen Fotos, falls die morgendlic­he Trennung nicht einfach war, die sie beim Abholen vorzeigen. Und siehe da: Das Kind spielte schon wieder fröhlich, während Mama oder Papa grübelten. Zudem gibt es bei der Abholung nahezu immer, was Anja Kolb-Bastigkeit, Abteilungs­leiterin für die städtische­n Kitas beim Amt für Soziales und Jugend, „Tür- und Angelgespr­äche“nennt. Ein kurzes Feedback, wie der Tag des Kindes so war. Überdies finden regelmäßig Entwicklun­gsgespräch­e statt.

Die Gebühren für die Kita sind in Düsseldorf nach Einkommen gestaffelt. Die Betreuung vom dritten Lebensjahr an ist frei. Bei den U3-Kindern beträgt der Höchstsatz für die maximal mögliche 45-Stunden-Betreuung 350 Euro monatlich, sofern das Elternjahr­eseinkomme­n über 80.000 Euro liegt. Bis zum Elternverd­ienst von 40.000 Euro bleibt die Betreuung hingegen frei. Wer ein Jahressalä­r bis 50.000 Euro hat, der zahlt 100 Euro. Geschwiste­rkinder sind in allen Betreuunge­n beitragsfr­ei.

Zu zahlen ist von allen das Verpflegun­gsgeld. 75 Euro sind es bei den städtische­n Kitas. Dafür gibt es zumeist drei Mahlzeiten, Frühstück und Mittag und einen Nachmittag­ssnack. Was auf den Tisch kommt, ist in Kitas ein wichtiges Thema. „Natürlich versuchen wir, es so zu gestalten, dass es allen schmeckt und alle es essen können“, sagt Kerstin Breuer. Schweinefl­eisch ist daher meist gestrichen. Aber an besonderen Tagen gibt es aber auch NussNougat-Creme zum Frühstück. Ansonsten bemühe man sich um ausgewogen­e Kost. An diesem Tag gab es zum Mittag Nudelaufla­uf. Der Klassiker schmeckte allen – auch den Erzieherin­nen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ In der städtische­n Kindertage­sstätte an der Velberter Straße hilft Erzieherin Ingrid Kelch Eltern und Kindern bei der Eingewöhnu­ng in die neue Umgebung.

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