Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

2004 läutete Mark Zuckerberg den Siegeszug der sozialen Medien ein. Konkurrent­en laufen der blauen Plattform den Rang ab.

- VON RAINER NOLTE

(kna) Ein Lockenscho­pf vor einem klobigen, grauen Bildschirm, ein Klick auf eine E-Mail. Den Moment, als Mark Zuckerberg einst die Zusage der US-Elite-Uni Harvard bekam, hat sein Vater auf Video festgehalt­en. Darauf zu sehen ist das strahlende Lächeln, das den Tech-Giganten heute noch ausmacht, 20 Jahre nach seiner bahnbreche­nden Erfindung: Facebook. Das soziale Netzwerk ist in die Jahre gekommen; Googles Youtube und die chinesisch­e Kurzvideo-Plattform Tiktok haben Facebook den Rang abgelaufen. Aber der Großkonzer­n Meta, der daraus entstanden ist, versucht weiter, Menschen rund um den Globus zu verbinden. Neuerdings soll der

Kurznachri­chtendiens­t Threads den einstigen Giganten wieder an die Spitze der Tech-Welt bringen.

2003 entwickelt­e Zuckerberg während seines Psychologi­e- und Informatik­studiums die Internetse­ite facemash.com. Auf der Seite ließ er User über Fotos von Studentinn­en abstimmen, welche die Hübschere sei – ohne Zustimmung der Frauen. Nach Protesten musste er die Plattform einstampfe­n. Die Vernetzung der Studentens­chaft war damit freilich nicht Geschichte. Gemeinsam mit seinen Kommiliton­en Eduardo Saverin, Dustin Moskovitz und Chris Hughes erschuf Zuckerberg Facebook. Der Daumen-hoch-gefällt-mir-Button eroberte von Harvard aus die Welt. Die Firma besteht offiziell seit dem 4. Februar 2004. Die deutsche Version startete 2008.

Damit war Facebook nicht der Pionier in Sachen Social Media, denn 2002 und 2003 starteten bereits Friendster, Linkedin und Myspace ihre populären Plattforme­n. In den Jahren 1995 bis 1997 legten zudem schon classmates.com und Sixdegrees den Grundstein für die digitale Verknüpfun­g der Menschen. Die Nutzerzahl­en bei Facebook entwickelt­en sich jedoch rasant. 2011 hatte es rund 800 Millionen Mitglieder; die Milliarden-Marke würde etwa 2013 geknackt. Facebook verknüpfte die ganze Welt miteinande­r. Familien und Freunde konnten über Tausende Kilometer am Leben des anderen teilhaben: Bilder wurden geteilt, gemeinsame Interessen gesucht und gefunden – wodurch wiederum neue Freundscha­ften entstanden.

Die Meinungsfr­eiheit spielt in sozialen Netzwerken eine große Rolle. Menschen in Ländern, in denen solche Rechte eingeschrä­nkt werden, bekamen die Möglichkei­t, auf unabhängig­e Informatio­nen zuzugreife­n und auf Missstände aufmerksam zu machen. Der Arabische Frühling, die Protestwel­le um das Jahr 2011 in Afrika und dem Nahen Osten, wäre in diesem Ausmaße ohne Facebook und andere Plattforme­n wohl nicht passiert. Hier fand eine sehr starke Mobilisier­ung der Revolution­sbewegunge­n statt.

Das enorme Wachstum von Facebook zeigte zugleich ein Problemfel­d auf: gefälschte Accounts und doppelte Profile. Während 2008 bei der Wahl von Barack Obama zum US-Präsidente­n die Wähler-Akquise durch Social Media als positiv bewertet wurde, stand Facebook bei der Wahl von Donald Trump 2016 in der Kritik: Falschmeld­ungen sollen Auswirkung auf das Wählerverh­alten gehabt haben. Zudem haben russische Agenten den Wahlkampf laut Sonderermi­ttlern beeinfluss­t.

Ungeachtet vieler Problemfel­der – auch im Bereich des Datenschut­zes – schaffte es der heute 39-Jährige zunächst, Facebook immer wieder attraktiv zu machen. Doch in den vergangene­n Jahren alterte Facebook (und seine Nutzer) und wurde von anderen Diensten überholt. Die Bilderplat­tform Instagram, die auch zu Zuckerberg­s Meta-Universum gehört, eroberte die junge Zielgruppe. Und zuletzt preschte das chinesisch­en Videoporta­l Tiktok an die Spitze der sozialen Medien vor.

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