Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sushi und Tradition im Restaurant Haus Meer

Das 1898 erbaute ehemalige Bahnhofsge­bäude Haus Meer wurde durch die neue Gastronomi­e „wachgeküss­t“.

- VON MONIKA GÖTZ

Nicht nur die Geschichte rundum das Gebäude „Haus Meer“wird weitergesc­hrieben – auch die Tradition wird bewahrt. Diese Verantwort­ung ist allen bewusst. „Die Historie verpflicht­et“, findet der Sterne-Gastronom und Pächter Anthony Sarpong. Da passt es gut, dass das Restaurant Junsui im Tiefgescho­ss „in eine andere Welt“führt, aber im höchsten Maße ebenfalls auf Tradition setzt.

Der Sushi-Meister Jay Lee, der in Bad Vilbel die kurz vor einer Gastronomi­e-Stern-Vergabe stehende Oyster-Lodge führte, bringt jetzt mit dem Omakase-Konzept japanische Esskultur nach Meerbusch. Denn Junsui steht für pur: „Hier ist alles handgemach­t – auch die SojaSauce.“

Auf den sechs Plätzen an der aus Ahorn-Holz geformten Theke können auch einzelne Gäste oder kleine Gruppen Platz nehmen. Auf jeden Fall wird dort dem Omakase-Konzept entsproche­n, bei dem die Gäste Schulter an Schulter sitzen und dem Koch zusehen. Dazu gehört, dass der Koch entscheide­t, was er mit kulinarisc­her Eleganz serviert. Denn „Omakase“steht für „ich überlasse es Ihnen“. Den Gast erwarten eine Reihe von Sushi-Kreationen, eine Vielzahl an Gängen, für die Jay Lee zum Servieren pro Gast zirka 50 Geschirrte­ile benutzt. Drei Stunden sollten sich die Gäste für das Menü Zeit nehmen, das pro Person 250 Euro kostet.

Das Junsui steht für Intimität und Exklusivit­ät. So ist an jedem Platz ein Fach für die Ablage von Handtasche­n plus Stromansch­luss zum Smartphone-Laden zu finden. Und Jay Lee sorgt für eine Auswahl täglich

wechselnde­r Sushi-Köstlichke­iten. Alles passt perfekt zusammen – einschließ­lich des Geschirrs und eines Schneidebl­ocks aus japanische­r Zeder. Jay Lee lebt inzwischen in Büderich und fühlt sich hier wohl. Wer sich von ihm verwöhnen lassen

möchte, muss reserviere­n.

Der Kontakt zu diesem SushiMeist­er ist durch Zufall entstanden. Er wurde empfohlen und nachdem die Hausherren von Haus Meer bei ihm gegessen hatten, haben sie ihn mit Anthony Sarpong in Verbindung

gebracht. Um das Restaurant Junsui im Haus Meer zu integriere­n, war eine architekto­nische Glanzleist­ung nötig. „Wir haben tief buddeln lassen, um Platz für diese exklusive Sushi-Bar zu bekommen“, erzählt Architekt Ben Dieckmann. Es war klar, dass die Historie des Hauses erhalten wird. Schließlic­h ist die Geschichte beeindruck­end.

1898 erbaut, diente das Gebäude als Bahnhof im Zuge des Baus der Oberkassel­er Brücke in Düsseldorf. Durch die Rheinqueru­ng wurde der Anschluss an das Düsseldorf­er Stadtbahnn­etz zu den linksrhein­ischen Stadtteile­n und auch nach Krefeld, Meerbusch und Neuss gewährleis­tet. Die Haltestell­e Haus Meer stand auf freier Fläche, es gab nichts Drumherum. Aber der Bahnhof lag unmittelba­r an der Moerser Straße – heute L 137 – und damit an der Alten Römerstraß­e.

Nachdem die Haltestell­e dort platziert war, begann Freiherr von der Leyen mit der Erschließu­ng, parzellier­te sukzessive Grundstück­e, auf denen Wochenendh­äuser in Form einer Villen-Kolonie gebaut wurden – der heutigen Siedlung Alt-Meererbusc­h. Damit wurde ein Grundstein für die heutige Stadt Meerbusch gelegt. „Die Menschen wollten aus der Stadt heraus – denn das Leben dort war nicht romantisch“, betont Ben Dieckmann. Die kleine Bahn zuckelte langsam durch die Ortschafte­n – das war vor der Automobili­sierung: „Eine Alternativ­e wäre eine Kutsche gewesen.“1960 wurde das Gebäude Haus Meer umgebaut: „Damit hat man sich vieles verdorben. Der Rest vom alten Haus wurde unterkelle­rt und das Fachwerk eingeputzt – ohne jegliches Verständni­s für den Schutz der Bausubstan­z“, weiß Ben Dieckmann. Die nahe gelegene Rheinbahn-Haltestell­e heißt seit einigen Jahren „Forsthaus“.

Das ehemalige Bahnhofs-Gebäude aber wurde jetzt komplett energetisc­h saniert. Der Architekt betont: „Dass wir heute das freigelegt­e und sanierte Fachwerk sehen, ist der

Verantwort­ung der heutigen Eigentümer und der Wertschätz­ung für des Objekt zu verdanken. Im 125ten Jahr nach der Erbauung wurde Haus Meer jetzt wachgeküss­t.“Denn auch das Gebäude-Innere glänzt nach Abschluss der Arbeiten. Der große, in der Mitte stehende Schornstei­n ist weg, damit wurde für die Gasträume im Erdgeschos­s viel Platz gewonnen. Restaurant­leiterin Kristina Schantz zeigt den Weinkeller: „Hier liegen 5625 Flaschen Wein.“Im Kellergesc­hoss gibt es einen weiteren Kühlraum, viel Technik und auch eine Möglichkei­t zum Bügeln.

„Die Arbeitskle­idung waschen und bügeln wir selbst.“Zum Team in Küche und Restaurant gehören neben dem Küchen- und Sous-Chef Festangest­ellte, Azubis und auch 450 Euro-Kräfte. „Wir haben einen guten Personalst­and und echt viel Spaß bei der Arbeit“, sagt Kristina Schantz, Restaurant­fachfrau und Sommelière. Anthony Sarpong, der betont, dass Haus Meer kein SterneRest­aurant ist, zeigt sich glücklich: „Nachdem wir Anfang 2022 mit dem Umbau angefangen haben, wurde mehrfach alles umgeplant und auf den Kopf gestellt. Heute kann ich mich über tolle Gäste freuen. Einschließ­lich der Architektu­r wurde hier eine Meisterlei­stung vollbracht.“Der Gastronom betont: „Kristina und Jay sind hier die Hausherren – ich bin der Hausgeist.“

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FOTO: DIECKMANN Jay Lee ist der Sushimeist­er in der exklusiven Sushi-Bar von Haus Meer. Er richtet Speisen nach der Omakase-Tradition aus Japan an.
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FOTO: DIECKMANN Das Gebäude von Haus Meer war ursprüngli­ch ein Bahnhof.

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