Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Stadthaus-Sanierung erneut vor dem Aus
Die außergewöhnlichen Pläne, das Stadthaus zu einer internationalen Kunsthochschule zu machen, stehen vor dem Aus. Die Gespräche zwischen Stadt und Investor um den Kaufvertrag kommen keinen Millimeter voran.
Es steht nicht gut um den kühnen Plan, im Stadthaus eine private Kunsthochschule zu installieren: Stadt und Investor, der in einem Bieterverfahren ermittelt worden war, sind in den seit Ende 2022 andauernden Verhandlungen um einen Kaufvertrag keinen Millimeter vorangekommen. Mittlerweile denkt die Stadt darüber nach, in Gespräche mit anderen Teilnehmern des Bieterverfahrens einzusteigen. Investor Christian Baierl wiederum ist ratlos, klagt, man gehe seit einem Jahr inhaltlich nicht auf seine Position ein. Er hat mittlerweile Sorge, dass seine Mieter abspringen, weil es in Krefeld nicht vorangeht. Und er sagt, dass der Vertragsentwurf der Stadt viel zu starr sei. Seltsam ist auch dies: Die Sanierung der denkmalgeschützten Fenster, die 2018 das große Problem bei der damals geplanten Sanierung des Eiermannbaus war, ist offenbar überhaupt kein Problem. Die Sanierung ist möglich und auch schon vom in Krefeld ansässigen Architekturbüro Historische Bauwerke Strauß + Fischer erprobt.
Die Stadt äußert sich nicht zu dem Vorgang – Begründung: Aus laufenden Verhandlungen berichte man nicht. Dabei hat alles regelrecht euphorisch angefangen. Im Dezember 2022 haben Oberstadtdirektor Frank Meyer und Baierl die Pläne für das Stadthaus in einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gegeben. Meyer zeigte sich begeistert, Baierl zuversichtlich, dass die Sanierung innerhalb eines Jahres zu stemmen und die Investition beherrschbar sei.
Das war seinerzeit fast schon ein Fanal. Denn als die Stadt noch versuchte, den Eiermannbau als Rathaus zu sanieren und dafür ein Unternehmen suchte, fand sich keine Firma, die sich auf das Abenteuer Eiermannbau einlassen wollte. Auch weil die Kosten offenbar unberechenbar schienen – als von mehr als 100 Millionen Euro die Rede war, zog der Rat bekanntlich die Reißleine und beschloss, ein neues Technisches Rathaus auf dem Theaterplatz zu bauen.
Doch seit Meyers euphorischem Auftritt sind die Verhandlungen über den Kaufvertrag nicht vorangekommen.
Baierl macht dafür die starren Bedingungen verantwortlich. „Gemäß Vertrag müsste ich in jedem Fall die ursprünglichen Pläne erfüllen, auch dann, wenn die Umstände sich ändern, zum Beispiel ein Mieter abspringt, was schließlich immer passieren kann, und man eine andere Nutzung erwägen
müsste. Es sind ja für den Komplex auch andere Optionen denkbar – wie eine Nutzung als Sprachschule. Aber der Vertrag lässt mir keinerlei Bewegungsspielraum. Die Stadt könnte vom Vertrag zurückzutreten, obwohl ich schon 100 Millionen investiert habe.“
Baierl ist kein Neuling in dem Geschäft;
er ist mit seiner Renaissance AG spezialisiert auf die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude. Und er macht dies aus Passion. Auf die Frage, ob er der Stadt nicht anbieten will, das Stadthaus doch als Rathaus nutzbar zu machen, sagte er: „Das ist einfach nicht mein Geschäftsmodell. Ich möchte für solche Gebäude
eine nachhaltige Lösung finden, eine Lösung, von der ich glaube, dass sie einen Mehrwert für die Stadt bringt.“
So zeigt er sich ratlos. „Ich bin seit 1997 selbstständig, ich kenne einen solchen Vertrag nicht. Auch mein Mitgesellschafter sagt, er habe so etwas noch nicht erlebt. Wir haben beide 60 Jahre Berufserfahrung und kennen einen solch starren Vertrag aus unserer gesamten beruflichen Praxis nicht.“Diese Starrheit sei einfach nicht marktgerecht.“
Dazu berichtet Baierl, dass seine Mails mit seinen Vorschlägen und Anliegen seit nunmehr fast einem Jahr schlicht unbeantwortet blieben. „Ich rätsele seit Monaten, warum die Stadt überhaupt kein Interesse zeigt, mit mir zu verhandeln.“
Diese Kommunikationsprobleme im Zusammenhang mit dem Eiermannbau sind nicht neu, fast kann man von einem Muster reden. Seinerzeit kamen, als es um die Sanierung des Stadthauses samt Weiternutzung als Rathaus ging, die Gespräche zwischen Stadt und Denkmalschutz des Landschaftsverbandes über die denkmalgeschützten Fenster auch nicht von der Stelle, weil es angeblich keine substanzielle Kommunikation gab. Die Stadt – seinerzeit vertreten durch Planungsdezernent Martin Linne – beteuerte, man habe vergeblich versucht, die Fenster so zu sanieren, dass sie deutschen Arbeitsschutzbedingungen entsprächen; man habe alles dokumentiert und dem LVR-Denkmalschutz übermittelt.
Der Alternativplan: Die alten durch baugleiche neue Fenster zu ersetzen. Der Denkmalschutz wiederum beteuerte, man habe keine belastbaren Unterlagen bekommen. Der ganze Vorgang blieb rätselhaft und ungeklärt. Und heute sagt Baierl, die Fenster seien das geringste Problem. Das Büro Historische Bauwerke Strauß + Fischer habe bereits ähnlich Fenster im Dürener Rathaus saniert; eventuell müsse man für den Arbeitsschutz noch moderne Fenster von innen davorbauen. Dies auch deshalb, weil die Fenster – das ging aus zeitgenössischen Unterlagen kurz nach der Fertigstellung des Eiermannbaus hervor – von Anfang an nicht dicht waren.