Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Tennisbälle stoppen Fortunas Aufholjagd
Nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale verlieren die Düsseldorfer nach schwacher erster Hälfte in Paderborn mit 3:4.
Die Fans hatten eine ziemlich eindeutige Botschaft im Gepäck, und sie war Ausdruck unendlicher Dankbarkeit. „Wenn wir an Götter glauben, dann tragen sie Fortuna-Trikots“, stand auf einem metergroßen Transparent im Gästeblock. Auf diese Weise zollte der Anhang aus Düsseldorf seinen Zweitliga-Profis schon weit vor dem Anpfiff der Partie beim SC Paderborn seinen Respekt für den aufopferungsvollen Kampf unter der Woche; mit 6:5 hatte die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune nach Elfmeterschießen beim FC St. Pauli gewonnen und war damit ins Halbfinale des DFBPokals eingezogen.
Allerdings hatte Fortuna zwei leidige Serien mit nach Ostwestfalen geschleppt. Alle drei Ligapartien, die im bisherigen Saisonverlauf auf ein Weiterkommen im Pokal gefolgt waren, hatte sie verloren und beim Angstgegner in Paderborn zudem seit fast genau zehn Jahren keinen Sieg mehr gefeiert. Am Sonntag endete keine dieser beiden Durststrecken: Trotz einer erneut starken Aufholjagd nach dem Seitenwechsel verloren die Düsseldorfer mit 3:4 und erlitten so einen herben Rückschlag im Aufstiegsrennen.
Der Wunsch von Trainer Thioune nach einem Wochenende ohne personelle Hiobsbotschaften war nicht in Erfüllung gegangen. Felix Klaus hatte sich kurzfristig wegen einer Innenbanddehnung im Knie abgemeldet, während Tim Oberdorf nach seinem kleinen Muskelfaserriss am Ende doch noch nicht so weit war, wie es sich der Chefcoach erhofft hatte. Dafür feierte Rechtsverteidiger Matthias Zimmermann nach auskuriertem Mittelfußbruch sein Startelf-Comeback.
Fortuna begann zwar dominant und hatte durch Isak Johannesson zwei gute Möglichkeiten, in Führung zu gehen, doch dann fiel sie defensiv wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Innerhalb von einer guten Viertelstunde kassierten die Rheinländer drei Gegentore – zwei davon über die völlig desolate linke Abwehrseite, auf der Nicolas Gavory einen rabenschwarzen Tag erwischte. Allerdings durfte sich der
Franzose auch nicht gerade über eine tatkräftige Unterstützung von Christos Tzolis freuen.
Beim diskutablen 0:1 – dem einleitenden Einwurf war eine deutliche Abseitsstellung der Paderborner vorangegangen – startete Raphael Obermair in die Tiefe und bediente David Kinsombi, der aus dem verwaisten
Rückraum nur lässig einzuschieben brauchte. Ähnlich lief es beim dritten Nackenschlag, nur dass diesmal Koen Kostons den Ball hereinspielte und Filip Bilbija vollendete. Drei Minuten zuvor hatte bereits Mattes Hansen getroffen.
Obwohl die Abwehr bröckelte, war es jedoch keinesfalls so, dass
Fortuna trotz der Pokalstrapazen derart abgeschlagen hätte in die Pause gehen müssen. Denn sie hatte durchaus ihre Chancen, teilweise sogar hundertprozentige. Beispielsweise Jona Niemiec, der vor der Pause alleine auf SCP-Torhüter Pelle Boevink zulief und das Kunststück fertigbrachte, den Ball in
Zeitlupentempo links vom Pfosten vorbeizuschießen. Auch Ao Tanaka per Kopf und Christoph Daferner, der den Vorzug vor Vincent Vermeij erhalten hatte, bekamen die Kugel nicht über die Linie.
In der Halbzeit fegte Chefcoach Thioune personell einmal ordentlich durch. Jordy de Wijs, Gavory und Tzolis blieben in der Kabine, für das Trio kamen Dennis Jastrzembski, Joshua Quarshie und Marlon Mustapha. Letzterer feierte nicht nur sein Debüt für Fortuna, sondern gesellte sich als zweite Spitze an die Seite von Daferner. Und der PokalHalbfinalist kam mit Schwung aus der Kabine: Es dauerte keine vier Minuten, bevor Yannik Engelhardt aus spitzem Winkel verkürzte.
Kurz darauf lag sogar der Anschlusstreffer in der Luft, doch Daferner schob den Ball nach starker Niemiec-Vorarbeit unbegreiflicherweise neben das erneut leere Tor. Winterzugang Mustapha machte es im Anschluss deutlich besser, tankte sich kraftvoll durch und blieb eiskalt – plötzlich stand es nur noch 2:3. Just in dem Moment, als der Fortuna-Zug seine Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte, protestierten die Paderborner Fans mit dem Werfen von Tennisbällen gegen den beschlossenen DFL-Investoreneinstieg und verursachten eine längere Unterbrechung.
Tatsächlich verlor die ThiouneTruppe in der Folge ihren Schwung, und die Hausherren schienen den Deckel draufzumachen. Kostons setzte sich leichtfüßig gegen Kapitän Andre Hoffmann durch und erzielte das 2:4, doch Jastrzembski verkürzte umgehend erneut. Der Ausgleich blieb am Ende trotzdem ein unerfüllter Wunsch.