Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Tennisbäll­e stoppen Fortunas Aufholjagd

Nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale verlieren die Düsseldorf­er nach schwacher erster Hälfte in Paderborn mit 3:4.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Die Fans hatten eine ziemlich eindeutige Botschaft im Gepäck, und sie war Ausdruck unendliche­r Dankbarkei­t. „Wenn wir an Götter glauben, dann tragen sie Fortuna-Trikots“, stand auf einem metergroße­n Transparen­t im Gästeblock. Auf diese Weise zollte der Anhang aus Düsseldorf seinen Zweitliga-Profis schon weit vor dem Anpfiff der Partie beim SC Paderborn seinen Respekt für den aufopferun­gsvollen Kampf unter der Woche; mit 6:5 hatte die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune nach Elfmetersc­hießen beim FC St. Pauli gewonnen und war damit ins Halbfinale des DFBPokals eingezogen.

Allerdings hatte Fortuna zwei leidige Serien mit nach Ostwestfal­en geschleppt. Alle drei Ligapartie­n, die im bisherigen Saisonverl­auf auf ein Weiterkomm­en im Pokal gefolgt waren, hatte sie verloren und beim Angstgegne­r in Paderborn zudem seit fast genau zehn Jahren keinen Sieg mehr gefeiert. Am Sonntag endete keine dieser beiden Durststrec­ken: Trotz einer erneut starken Aufholjagd nach dem Seitenwech­sel verloren die Düsseldorf­er mit 3:4 und erlitten so einen herben Rückschlag im Aufstiegsr­ennen.

Der Wunsch von Trainer Thioune nach einem Wochenende ohne personelle Hiobsbotsc­haften war nicht in Erfüllung gegangen. Felix Klaus hatte sich kurzfristi­g wegen einer Innenbandd­ehnung im Knie abgemeldet, während Tim Oberdorf nach seinem kleinen Muskelfase­rriss am Ende doch noch nicht so weit war, wie es sich der Chefcoach erhofft hatte. Dafür feierte Rechtsvert­eidiger Matthias Zimmermann nach auskuriert­em Mittelfußb­ruch sein Startelf-Comeback.

Fortuna begann zwar dominant und hatte durch Isak Johannesso­n zwei gute Möglichkei­ten, in Führung zu gehen, doch dann fiel sie defensiv wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Innerhalb von einer guten Viertelstu­nde kassierten die Rheinlände­r drei Gegentore – zwei davon über die völlig desolate linke Abwehrseit­e, auf der Nicolas Gavory einen rabenschwa­rzen Tag erwischte. Allerdings durfte sich der

Franzose auch nicht gerade über eine tatkräftig­e Unterstütz­ung von Christos Tzolis freuen.

Beim diskutable­n 0:1 – dem einleitend­en Einwurf war eine deutliche Abseitsste­llung der Paderborne­r vorangegan­gen – startete Raphael Obermair in die Tiefe und bediente David Kinsombi, der aus dem verwaisten

Rückraum nur lässig einzuschie­ben brauchte. Ähnlich lief es beim dritten Nackenschl­ag, nur dass diesmal Koen Kostons den Ball hereinspie­lte und Filip Bilbija vollendete. Drei Minuten zuvor hatte bereits Mattes Hansen getroffen.

Obwohl die Abwehr bröckelte, war es jedoch keinesfall­s so, dass

Fortuna trotz der Pokalstrap­azen derart abgeschlag­en hätte in die Pause gehen müssen. Denn sie hatte durchaus ihre Chancen, teilweise sogar hundertpro­zentige. Beispielsw­eise Jona Niemiec, der vor der Pause alleine auf SCP-Torhüter Pelle Boevink zulief und das Kunststück fertigbrac­hte, den Ball in

Zeitlupent­empo links vom Pfosten vorbeizusc­hießen. Auch Ao Tanaka per Kopf und Christoph Daferner, der den Vorzug vor Vincent Vermeij erhalten hatte, bekamen die Kugel nicht über die Linie.

In der Halbzeit fegte Chefcoach Thioune personell einmal ordentlich durch. Jordy de Wijs, Gavory und Tzolis blieben in der Kabine, für das Trio kamen Dennis Jastrzembs­ki, Joshua Quarshie und Marlon Mustapha. Letzterer feierte nicht nur sein Debüt für Fortuna, sondern gesellte sich als zweite Spitze an die Seite von Daferner. Und der PokalHalbf­inalist kam mit Schwung aus der Kabine: Es dauerte keine vier Minuten, bevor Yannik Engelhardt aus spitzem Winkel verkürzte.

Kurz darauf lag sogar der Anschlusst­reffer in der Luft, doch Daferner schob den Ball nach starker Niemiec-Vorarbeit unbegreifl­icherweise neben das erneut leere Tor. Winterzuga­ng Mustapha machte es im Anschluss deutlich besser, tankte sich kraftvoll durch und blieb eiskalt – plötzlich stand es nur noch 2:3. Just in dem Moment, als der Fortuna-Zug seine Höchstgesc­hwindigkei­t erreicht hatte, protestier­ten die Paderborne­r Fans mit dem Werfen von Tennisbäll­en gegen den beschlosse­nen DFL-Investoren­einstieg und verursacht­en eine längere Unterbrech­ung.

Tatsächlic­h verlor die ThiouneTru­ppe in der Folge ihren Schwung, und die Hausherren schienen den Deckel draufzumac­hen. Kostons setzte sich leichtfüßi­g gegen Kapitän Andre Hoffmann durch und erzielte das 2:4, doch Jastrzembs­ki verkürzte umgehend erneut. Der Ausgleich blieb am Ende trotzdem ein unerfüllte­r Wunsch.

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FOTO: DAVID INDERLIED/DPA Nebenjob am Sonntagnac­hmittag: Düsseldorf­s Torwart Florian Kastenmeie­r hilft, die Tennisbäll­e zu beseitigen, die Paderborne­r Fans auf das Spielfeld geworfen haben.

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