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Studio 2 – Labor für Museumsbes­ucher

Wie verführt man Menschen mit Werbung zum Konsum? Besucher des Kaiser-Wilhelm-Museums können es ausprobier­en und eine eigene Werbung entwerfen – für Turnschuhe oder Gummibärch­en.

- VON PETRA DIEDERICHS

Turnschuhe, Tennisbäll­e, Zauberwürf­el, Schallplat­ten oder Gummibärch­en - wer in die erste Etage des Kaiser-Wilhelm-Museums kommt, hat freie Auswahl und darf sich erst einmal bedienen. In einem Regal aus Pappkarton­s stehen diverse Artikel, die unterschie­dliche Generation­en vom Teenie- bis zum Seniorenal­ter ansprechen sollen. Die „Waren“sollen vor allem die Fantasie beflügeln. „Wir geben hier unseren Besuchern die Möglichkei­t, selbst aktiv zu werden und sich, angeregt durch unsere Ausstellun­gen, gestalteri­sch selbst einzubring­en“, sagt Katia Baudin, Leiterin der Kunstmusee­n Krefeld im Studio 2.

Das Studio 2 ist das Kreativlab­or der Kunstmusee­n, so etwas wie ein Experiment­ierfeld für alle, die sich künstleris­ch und kreativ berufen fühlen oder das eigene Potenzial einmal austesten wollen. Begleitend zur aktuell laufenden Ausstellun­g „Die große Verführung. Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkult­ur“ist das Studio als Selbstbedi­enungslade­n eingericht­et worden. In der Ausstellun­g, die in der zweiten Etage zu sehen ist, erleben die Besucher Marketing aus der frühen Zeit des vorigen Jahrhunder­ts. Auf bunten Reklamebil­dern ist eine verlockend­e Warenwelt dargestell­t. Ästhetisch schöne Produkte für den Alltag, aber auch Luxusgüter sollen Wünsche wecken, zum Konsum verlocken und glauben machen, dass mit ihrem Besitz das Leben schöner, reicher, größer werde.

Der Kunstgenus­s soll dann im Studio 2 „zur eigenen Gestaltung­skraft verführen“. Im „Osthaus-Design-Lab“fließen die gesammelte­n Anregungen in fünf Schritten in ein selbst gestaltete­s Werbeplaka­t ein – ein kurzweilig­er Spaß für alle Altersgrup­pen soll es werden.

So funktionie­rt es: „Man betritt den Raum und geht zuerst einkaufen“, sagt Katia Baudin. Nachdem man sich für einen Gegenstand oder ein Produkt aus dem Pappregal entschiede­n hat, geht es los. „Jeder, der kommt, hat die Chance, sich zu

beteiligen. Man kann alles selber machen“, betont Kunstvermi­ttler Thomas Janzen.

Das ausgewählt­e Objekt wird mit einem Tablet fotografie­rt. Inspiratio­n zur Plakatgest­altung bietet

„Die große Verführung“. Die Besucher können auf eine Vielzahl an Mustern und Vorlagen aus der in der Ausstellun­g gezeigten Designsamm­lung zurückgrei­fen. Diese sind in einem Grafikprog­ramm auf dem

Tablet hinterlegt. Typische Farbcodes, Schriftart­en und Motive des frühen 20. Jahrhunder­ts können so mit Produkten der heutigen Warenwelt kombiniert werden.

Dann muss ein griffiger Spruch kommen. „Mit welchem Slogan oder welchen Schlagwort­en die Produkte beworben werden, hier werden der Fantasie keine Grenzen gesteckt“, heißt es dazu aus dem Museum.

Im vergangene­n Sommer haben die Planungen für das „Osthaus-Design-Lab“begonnen. Konzeption und Realisatio­n des Raumdesign­s sowie des digitalen Vermittlun­gsangebots für das Osthaus-Design-Lab haben Designerin Julia Timmer, Medien- und Webdesigne­r Magnus Brühl zusammen mit Kunstvermi­ttlerin Eva Caroline Eick von den Kunstmusee­n Krefeld entwickelt. „Uns ist wichtig, dass es Spaß macht“, sagt Eick. Das scheint zu funktionie­ren: „Wir haben inzwischen so viele Entwürfe, die können wir im Studio 2 nicht alle aufhängen“, freut sich die Kunstvermi­ttlerin. Eine Auswahl werde in einer Online-Galerie auf der Website der Kunstmusee­n präsentier­t. Die eigenen Plakate können selbstvers­tändlich nach Hause mitgenomme­n werden.

Das Angebot im Studio 2 ist kostenfrei.

Kinder und Jugendlich­e bis 18 Jahre haben freien Eintritt in die Krefelder Museen. „Als Bürgermuse­um bieten wir so allen Menschen eine Plattform zum kreativen Austausch und zur kulturelle­n Teilhabe“, sagt Baudin. Das nächste interaktiv­e Projekt im Studio 2 entsteht zum Jahresende thematisch zur Ausstellun­g „Visionäre Räume. Friedrich Kiesler trifft Walter Pichler“. In der Zwischenze­it gibt es verschiede­ne Angebote. Außerdem werden Ergebnisse aus Projekten, die zum Teil in Stadtteile­n stattfinde­n, im Studio 2 präsentier­t, das auch als Ausstellun­gsort dient.

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FOTO: STADT Ein Pappregal im Studio 2 des Kaiser-Wilhelm-Museums bietet Kreativen eine Auswahl an Artikeln, die sie fantasievo­ll bewerben können.

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