Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Studio 2 – Labor für Museumsbesucher
Wie verführt man Menschen mit Werbung zum Konsum? Besucher des Kaiser-Wilhelm-Museums können es ausprobieren und eine eigene Werbung entwerfen – für Turnschuhe oder Gummibärchen.
Turnschuhe, Tennisbälle, Zauberwürfel, Schallplatten oder Gummibärchen - wer in die erste Etage des Kaiser-Wilhelm-Museums kommt, hat freie Auswahl und darf sich erst einmal bedienen. In einem Regal aus Pappkartons stehen diverse Artikel, die unterschiedliche Generationen vom Teenie- bis zum Seniorenalter ansprechen sollen. Die „Waren“sollen vor allem die Fantasie beflügeln. „Wir geben hier unseren Besuchern die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und sich, angeregt durch unsere Ausstellungen, gestalterisch selbst einzubringen“, sagt Katia Baudin, Leiterin der Kunstmuseen Krefeld im Studio 2.
Das Studio 2 ist das Kreativlabor der Kunstmuseen, so etwas wie ein Experimentierfeld für alle, die sich künstlerisch und kreativ berufen fühlen oder das eigene Potenzial einmal austesten wollen. Begleitend zur aktuell laufenden Ausstellung „Die große Verführung. Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur“ist das Studio als Selbstbedienungsladen eingerichtet worden. In der Ausstellung, die in der zweiten Etage zu sehen ist, erleben die Besucher Marketing aus der frühen Zeit des vorigen Jahrhunderts. Auf bunten Reklamebildern ist eine verlockende Warenwelt dargestellt. Ästhetisch schöne Produkte für den Alltag, aber auch Luxusgüter sollen Wünsche wecken, zum Konsum verlocken und glauben machen, dass mit ihrem Besitz das Leben schöner, reicher, größer werde.
Der Kunstgenuss soll dann im Studio 2 „zur eigenen Gestaltungskraft verführen“. Im „Osthaus-Design-Lab“fließen die gesammelten Anregungen in fünf Schritten in ein selbst gestaltetes Werbeplakat ein – ein kurzweiliger Spaß für alle Altersgruppen soll es werden.
So funktioniert es: „Man betritt den Raum und geht zuerst einkaufen“, sagt Katia Baudin. Nachdem man sich für einen Gegenstand oder ein Produkt aus dem Pappregal entschieden hat, geht es los. „Jeder, der kommt, hat die Chance, sich zu
beteiligen. Man kann alles selber machen“, betont Kunstvermittler Thomas Janzen.
Das ausgewählte Objekt wird mit einem Tablet fotografiert. Inspiration zur Plakatgestaltung bietet
„Die große Verführung“. Die Besucher können auf eine Vielzahl an Mustern und Vorlagen aus der in der Ausstellung gezeigten Designsammlung zurückgreifen. Diese sind in einem Grafikprogramm auf dem
Tablet hinterlegt. Typische Farbcodes, Schriftarten und Motive des frühen 20. Jahrhunderts können so mit Produkten der heutigen Warenwelt kombiniert werden.
Dann muss ein griffiger Spruch kommen. „Mit welchem Slogan oder welchen Schlagworten die Produkte beworben werden, hier werden der Fantasie keine Grenzen gesteckt“, heißt es dazu aus dem Museum.
Im vergangenen Sommer haben die Planungen für das „Osthaus-Design-Lab“begonnen. Konzeption und Realisation des Raumdesigns sowie des digitalen Vermittlungsangebots für das Osthaus-Design-Lab haben Designerin Julia Timmer, Medien- und Webdesigner Magnus Brühl zusammen mit Kunstvermittlerin Eva Caroline Eick von den Kunstmuseen Krefeld entwickelt. „Uns ist wichtig, dass es Spaß macht“, sagt Eick. Das scheint zu funktionieren: „Wir haben inzwischen so viele Entwürfe, die können wir im Studio 2 nicht alle aufhängen“, freut sich die Kunstvermittlerin. Eine Auswahl werde in einer Online-Galerie auf der Website der Kunstmuseen präsentiert. Die eigenen Plakate können selbstverständlich nach Hause mitgenommen werden.
Das Angebot im Studio 2 ist kostenfrei.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt in die Krefelder Museen. „Als Bürgermuseum bieten wir so allen Menschen eine Plattform zum kreativen Austausch und zur kulturellen Teilhabe“, sagt Baudin. Das nächste interaktive Projekt im Studio 2 entsteht zum Jahresende thematisch zur Ausstellung „Visionäre Räume. Friedrich Kiesler trifft Walter Pichler“. In der Zwischenzeit gibt es verschiedene Angebote. Außerdem werden Ergebnisse aus Projekten, die zum Teil in Stadtteilen stattfinden, im Studio 2 präsentiert, das auch als Ausstellungsort dient.