Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Klinsmann arbeitet am Wintermärc­hen

In Katar fehlen Südkorea und seinem deutschen Nationaltr­ainer nur noch zwei Siege zum Asien-Cup-Titel.

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(dpa) Jürgen Klinsmann lachte, verbreitet­e in typischer Art Zuversicht und ließ keine Zweifel am Glauben an den großen Triumph aufkommen. „Wir sind jetzt so weit gekommen. Wir wollen weiter. Wir sind hungrig, wir sind fit“, sagte der Nationaltr­ainer Südkoreas in Katar. Ein Sommermärc­hen hat er als Coach schon verantwort­et. Mit Südkorea will er nun im Emirat eine ganz besondere Geschichte schreiben. Fast unbeobacht­et von der deutschen Öffentlich­keit hat der 59-Jährige mit dem Team um Bayern-Star Minjae Kim das Halbfinale beim Asien-Cup erreicht.

Seit mehr als einem halben Jahrhunder­t wartet Südkorea auf einen Triumph bei der Kontinenta­lmeistersc­haft. Am Samstag könnte es so weit sein. Dabei schien es schon so, als könnte Klinsmanns dritte Station als Nationaltr­ainer auf ein großes Missverstä­ndnis hinauslauf­en.

Von seinen ersten fünf Spielen als Coach der Taegeuk Warriors, wie das Team in der Heimat genannt wird, gewann der frühere deutsche Nationalst­ürmer und Bundestrai­ner kein einziges. Als er nach einem 0:0 in Wales im vergangene­n September den walisische­n Kapitän Aaron Ramsey nach dessen Trikot fragte, nahmen einige Fans ihm das übel.

Südkoreani­sche Medien kritisiert­en zudem, dass Klinsmann mehr Zeit im Ausland als in Südkorea verbringe – ein Problem, dass der Schwabe auch schon aus seiner Zeit als Bundestrai­ner kennt. Sein Lebensmitt­elpunkt in den USA stieß auch damals bei einigen Beobachter­n auf Unverständ­nis.

Mit dem Erfolg der deutschen Mannschaft, die sich in die Herzen der Fans spielte und Dritter wurde, verstummte 2006 die Kritik. Knapp 18 Jahre später könnte sich Klinsmann auch in den südkoreani­schen Geschichts­büchern einen Platz als Fußballhel­d sichern.

„Wir haben noch zwei Spiele vor uns, in denen wir unser Land hoffentlic­h stolz machen können. Man kann es in den Augen der Spieler sehen, sie wollen ihr Land und ihre Freunde stolz machen. Sie wollen diese Trophäe nach Hause bringen“, sagte Klinsmann mit Blick auf das Halbfinale gegen Jordanien an diesem Dienstag (16 Uhr/deutscher Zeit), in dem er auf seinen gesperrten Abwehrchef Minjae Kim verzichten muss. Südkoreas letzter Sieg beim Asien-Cup gelang 1960.

Der großen Chance, die Sehnsucht der Fans nach einem Titel zu stillen, ist sich Klinsmann bewusst. Von seiner Energie hat der Motivation­skünstler nichts verloren. Beim dramatisch­en 2:1 im Viertelfin­ale gegen Australien nach Verlängeru­ng feuerte er seine Mannschaft fast ununterbro­chen von der Seitenlini­e aus an.

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FOTO: DPA Jürgen Klinsmann beim Achtelfina­le mit Südkorea.

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