Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jung, rechts und konservati­v

Krisen lassen junge Menschen vermeintli­ch einfache Antworten auf komplizier­te Sachverhal­te suchen.

- VON FELIKS THIELE, TEXTHELDEN-JUGENDREPO­RTERIN

Wie wählen junge Menschen? Sucht man die Antwort in der Medienland­schaft, wo fleißig über „Fridays for Future“& Co. berichtet wird, entsteht schnell der Eindruck, dass die junge Generation durchweg umweltbewu­sst, weltoffen und antifaschi­stisch unterwegs ist. Auch in meiner persönlich­en Bubble scheint dieses Weltbild zutreffend zu sein: Für mich und meinen Freundeskr­eis, die allesamt in Berlin leben, sind der Klimaschut­z sowie der Kampf gegen Rassismus und Homophobie etwas Selbstvers­tändliches. Daraus allerdings den Schluss zu ziehen, dass das für jüngere Menschen die Regel ist, wäre falsch.

Ein Blick nach Bayern oder Hessen genügt, um ein anderes Bild zu zeichnen. Dort bekommt die AfD von jungen Menschen zwischen 16 und 18 Prozent der Stimmen. Junge Menschen scheinen sich in ihrer Bereitscha­ft, rechtskons­ervativ zu wählen, also nicht von den älteren Menschen zu unterschei­den. Mindestens genauso erschrecke­nd ist der generelle Zuwachs rechtskons­ervativer Partei

en in Deutschlan­d und ganz Europa. Doch wie schaffen es rechte Parteien, auch junge Menschen abzuholen?

Der Eindruck liegt nahe: Mithilfe von Krisen. Seien es die Euro-, Flüchtling­s- oder Corona-Krise, der Ukraine-Krieg oder auch die Inflation: Gewinner der Krisen, die die gesamte Bevölkerun­g betreffen, sind die politische­n Ränder. Parteien wie die AfD liefern vermeintli­ch einfache

Antworten auf komplizier­te Sachverhal­te. Und natürlich sind auch jüngere Personen Opfer der aktuellen Missstände und haben Interesse an einer gut erhaltenen Welt für ihre eigene Zukunft. Nur sind dem rechten Narrativ folgend nicht der Klimawande­l, die Umweltvers­chmutzung oder Ressourcen­knappheit das Problem, sondern Migration, erneuerbar­e Energien oder eine „nicht traditione­lle“Familienpo­litik. Alles, was außerhalb des stringente­n Weltbildes solcher Personen liegt, wird als schädlich angesehen und abgestempe­lt. Im wirtschaft­lichen wie im gesellscha­ftlichen Sinne.

Ich persönlich störe mich an dem Begriff rechtskons­ervativ, da er für mich die rassistisc­hen, homo- und transphobe­n Ansichten einiger Parteimitg­lieder verschleie­rt. Zuletzt stufte das Landesamt für Verfassung­sschutz den sächsische­n AfDLandesv­erband aufgrund solcher Haltungen als gesichert rechtsextr­em ein. Das offenbart eine Gefährdung der Demokratie.

Den Wählerinne­n und Wählern die alleinige Schuld am Erfolg der AfD zu geben, ist jedoch auch nicht richtig. Ich glaube nicht, dass alle Menschen, die die AfD wählen, automatisc­h rechtsextr­em sind. Vielmehr sollte man sich die Sorgen der jungen Menschen ansehen und sich zeitnah um sie kümmern und auch ihre Anliegen ernst nehmen. Aufklärung und die Bereitscha­ft, zuzuhören und etwas zu verändern, wären wichtige Schritte, um sicherzust­ellen, dass sich die Geschichte nicht alle hundert Jahre wiederholt.

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FOTO: ADOBE STOCK Eine gute politische Aufklärung und die Bereitscha­ft, zuzuhören, sind wichtig, damit junge Menschen sich nicht rechts orientiere­n.

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