Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Pflegemängel festgestellt
Nach einer unangekündigten Kontrolle gilt für die beiden Meridias-Altenheime in Strümp ein Aufnahmestopp. Die Häuser sollen nun ihre Pflegeprobleme in den Griff bekommen.
Um einige Bewohner in den beiden Meridias-Pflegeheimen in Strümp ist es nicht gut bestellt. Ein anonymer Hinweisgeber hatte darauf aufmerksam gemacht und Heimaufsicht und Medizinischen Dienst auf den Plan gerufen. Eine unangekündigte mehrtägige Kontrolle in der vergangenen Woche ergab: Der Hinweis war berechtigt.
Man habe „leider pflegerische Mängel festgestellt. Insbesondere waren dies Mängel in der Wundversorgung bei Bewohnerinnen und Bewohnern“, teilt Benjamin Josephs, Sprecher des Rhein-Kreises Neuss, auf Anfrage unserer Redaktion mit. Beim Rhein-Kreis ist die Heimaufsicht angesiedelt, die mittlerweile WTG-Behörde heißt. „Der medizinische Dienst hat vor Ort Sofortmaßnahmen im zweistelligen Bereich verfügt.“Darunter seien konkrete Handlungsanweisungen für einzelne Personen zu verstehen. „Zum Beispiel, bei Bewohner X den Hausarzt zu kontaktieren“, erklärt Josephs.
Darüber hinaus habe der RheinKreis unmittelbar nach Übermittlung des Prüfergebnisses durch den Medizinischen Dienst einen Aufnahmestopp angeordnet. Er gelte zunächst bis zum 31. Mai dieses Jahres.
Des Weiteren seien ab sofort „erhöhte Anforderungen hinsichtlich der personellen Ausstattung zu erfüllen“. Dem Rhein-Kreis müssten „bis mindestens zum 31. Mai 2024 täglich die jeweils im Früh-, Spätund Nachdienst diensthabenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer jeweiligen Qualifikation“gemeldet werden. „Kurzfristige Abweichungen
sind umgehend schriftlich anzuzeigen“, sagt Josephs weiter.
Und auch den gesundheitlichen Zustand der Senioren behalte man im Blick. „Bis zum 13. Februar 2024 sind alle in der Einrichtung lebenden Nutzerinnen und Nutzer auf bestehende Wundverhältnisse und andere Pflegerisiken zu untersuchen, jeweils gestaffelt nach dem Pflegebedarf und beginnend mit Pflegegrad 5“, so der Rhein-KreisSprecher. Die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Maßnahmen seien der Heimaufsicht „jeweils täglich und bewohnerbezogen schriftlich
mitzuteilen“.
Der Altenheim-Betreiber war bereits im vergangenen Jahr auffällig geworden. Mitarbeiter hatten sich an die Öffentlichkeit gewandt und von Mobbing und Personalproblemen berichtet. Damals hatte der Medizinische Dienst einen Aufnahmestopp für das „Rheinstadtpflegehaus II“verhängt. Es gab eine Umstrukturierung.
Die Heimaufsicht habe die Pflegequalität in den beiden Strümper Heimen seitdem „engmaschig im Rahmen von nicht-angekündigten Vor-Ort-Prüfungen“kontrolliert, berichtet Benjamin Josephs. Es
schien aufwärts zu gehen. „Bei der letzten vollumfänglichen Prüfung im September 2023 war das Ergebnis zufriedenstellend. Es wurden weder wesentliche noch geringfügige Mängel festgestellt.“
Die beiden Häuser verfügten mittlerweile über eine ausreichende Anzahl an Mitarbeitern, insbesondere festangestellten. Konkret seien die 32 Vollzeitstellen für beide Einrichtungen besetzt, nur acht von ihnen mit Leiharbeitern. Wobei eine Vollzeitstelle mit mehreren Teilzeit-Mitarbeitern besetzt sein könne.
Betreiber Meridias verweist auf die regelmäßigen Kontrollen durch
Heimaufsicht und Medizinischen Dienst in der Vergangenheit sowie die letzte – mängelfreie – Prüfung im September. „Wir hatten die Abläufe und Strukturen nach einer unruhigen Phase mit vielen Wechseln geordnet und das Leitungsteam neu aufgestellt“, teilt eine Sprecherin auf unsere Anfrage mit. „Gegen Jahresende hatten wir Personalwechsel und eine hohe Ausfallquote durch Krankheit. Aus diesem Grund haben wir uns Anfang Januar proaktiv an die Heimaufsicht gewendet und über die Situation informiert.“Das Unternehmen habe kurzfristig Pflegekräfte aus der Zeitarbeit gebucht, um die Ausfälle zu kompensieren. „Wir stellten fest, dass die Qualität nicht zuverlässig gesichert werden konnte. Mit dem 1. Februar haben wir wieder mehr festes Personal und suchen parallel weitere Pflegekräfte zur Festanstellung.“
Die Heimaufsicht wird laut Josephs „die Einhaltung der Maßnahmen sowie die pflegerische Qualität weiterhin engmaschig und in unangekündigten Kontrollen vor Ort überprüfen“.