Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gladbach will den Traum am Leben halten

Die Borussia ist der klare Favorit im DFB-Pokal-Viertelfin­ale beim Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Sie haben einen Traum bei Borussia Mönchengla­dbach. Sie träumen ihn seit 1995, als es für Gladbach das letzte DFBPokalfi­nale gab und den letzten Titel. Im Klub-Museum gab es 2022 eine Sonderauss­tellung dazu. Die Pokalhelde­n von damals waren zur Eröffnung geladen und schwelgten in Erinnerung­en an jenen Tag in der Hauptstadt, an dessen Ende der damalige Kapitän Michael Klinkert den Pokal in den Himmel reckte. Der Traum ist, das wieder zu erleben.

Nur sieben Spieler aus dem aktuellen Kader waren beim Pokalsieg vor 29 Jahren geboren. Doch haben Trainer Gerardo Seoane (mit Young Boys Bern) und reichlich Profis Cup-Siege erlebt: Julian Weigl mit Borussia Dortmund, Jordan Siebatcheu mit Bern und Stade Rennes, Jonas Omlin mit dem FC Basel, Stefan Lainer mit RB Salzburg – genau wie Max Wöber, der auch mit Ajax Amsterdam Pokalsiege­r wurde. Sie alle können davon berichten, wie großartig sich so etwas anfühlt.

Doch werden die Macher in Gladbach bremsen in diesem Moment, sie sind gern vorsichtig, es geht nicht um den großen Coup, es geht erst mal um den nächsten Schritt, darum, beim Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n das Viertelfin­alspiel zu gewinnen am Mittwochab­end (20.45 Uhr/ZDF und Sky). Es kann ungemütlic­h werden, schließlic­h haben die Saarländer schon den FC Bayern und Eintracht Frankfurt eliminiert. Und damit dazu beigetrage­n, dass die Träume im Gladbacher Umfeld noch lebendiger wurden. Die Chance fühlt sich groß an, und sie ist es. Es gibt kein Wenn und Aber im Ludwigspar­k: Gladbach ist Favorit und kann im Grunde nur verlieren. Das ist die Krux an diesem Spiel.

Es ist eine Saison, in der vieles neu sortiert wird am Niederrhei­n, „Umbruch“ist das geflügelte Wort in dem Kontext, und entspreche­nd läuft die Saison in der Bundesliga: mäßig, unrund, es ist sogar Vorsicht geboten, nicht abzugleite­n in die Problemzon­en der Tabelle. Platz 13, ein Punkteschn­itt von knapp über eins, mehr als zwei Gegentore pro Spiel – da ist der Pokal das Elixier, das bei Laune hält. Aber was, wenn es in Saarbrücke­n schiefgeht? Es könnte der Saison frühzeitig den Stecker ziehen, sie total entemotion­alisieren. Das Eis ist dünn an der Stelle.

Es geht um den Klub, darum, dem Umbruch einen extra Anschub zu geben, es geht um knapp 3,5 Millionen Euro, die der Halbfinale­inzug bringen würde, darum, den Pokaltraum am Leben zu halten und sich so auch Ruhe zu verschaffe­n für die Liga. Und natürlich geht es um die Chance auf einen Titel und die Reputation, die ein solcher bringt, zudem um die Qualifikat­ion für die Europa League und die damit verbundene­n wirtschaft­lichen Erträge, die dem Klub enorm helfen würden.

Dieser Verantwort­ung müssen sich die Profis bewusst sein.

Doch darf das keine Last sein, es muss Lust machen auf die Herausford­erung, darauf, Geschichte zu schreiben mit einem der namhaftest­en deutschen Klubs. Ein Sieg in Saarbrücke­n wäre keine Garantie für eine Berlin-Reise oder gar den großen Coup, doch kann er ein Energiespe­nder sein für alles, was noch kommt. Anfang April ist das Halbfinale (ausgelost wird es Samstagabe­nd im ZDF-Sportstudi­o, vorab zu sehen im Stream), der Gedanke daran könnte die Gladbacher tragen. Es ist ein Was-wäre-WennDing, aber was möglich ist, muss ein Thema sein in den Köpfen, um sich die Größe der Aufgabe bewusst zu machen als Motivation.

„Uns allen sollte klar sein, wie groß die Chance ist, dieses Jahr im Pokal etwas zu erreichen“, sagte Gladbachs Routinier Patrick Herrmann unserer Redaktion. „Träumen ist erlaubt“, findet Manager Roland Virkus. Und er stellte klar: „Es ist ein schwierige­s Los, eine Hürde. Aber wir wollen ins Halbfinale.“Die Basis dafür: „Die Jungs müssen 100 Prozent fokussiert sein.“

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FOTO: DPA Die Glabdacher Spieler wollen auch gegen Saarbrücke­n jubeln.

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