Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die fragwürdig­e Strategie der FDP

- VON JAN DREBES

Ob das ein gutes Zeichen ist? Die beiden Streithähn­e der Ampelkoali­tion – Christian Lindner und Robert Habeck – sind zurück im Selfie-Modus. An diesem Mittwoch veröffentl­ichte Habeck bei Instagram ein Handyfoto von sich und Finanzmini­ster Lindner, auf dem die beiden in die Kamera grinsen. Darunter ein kurzer Text zum Anlass: Die Ampel will 1,75 Milliarden Euro für die Förderung von Start-up-Firmen in die Hand nehmen.

Doch jenseits dieser kleinen Bildbotsch­aft liegen der Vizekanzle­r von den Grünen und Deutschlan­ds oberster Kassenwart von der FDP derzeit sehr oft über Kreuz. Zuletzt drängte sich der Eindruck auf, dass zumindest bei der FDP Kalkül hinter den ewigen Querschüss­en im Ampel-Betrieb stecken könnte. Doch der FDP-Strategie – sofern es denn eine ist – fehlt der Erfolgsnac­hweis. Die Umfragewer­te der Liberalen sind seit Monaten dermaßen im Keller, dass sie wahrschein­lich den Einzug ins Parlament verpassen würden, wenn bereits am kommenden Sonntag Bundestags­wahl wäre und nicht erst im Herbst 2025. Lindner ist stets bemüht, sein Interesse an einem Fortbestan­d der Ampel bis zum Ende der aktuellen Wahlperiod­e deutlich zu machen. Doch für eine Neuauflage des Bündnisses will er auch nicht werben.

Sowohl die FDP als auch die Grünen scheinen zunehmend Interesse daran zu entwickeln, beim nächsten Mal in einem Zweierbünd­nis mit der Union zu regieren. Doch für Schwarz-Gelb müsste die FDP noch sehr kräftig zulegen. Dass die Liberalen mit ihren vielen Querschüss­en und Blockaden das jedoch erreichen, muss bezweifelt werden. Zugleich scheint man in der FDP keinen anderen Weg zu sehen. Und so dürfte das aktuelle Habeck-Lindner-Selfie ein seltener Moment zur Schau getragener Einigkeit sein – bevor der öffentlich­e Streit zwischen den beiden Ministern weitergeht.

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