Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Klimaresistente Bäume für die Friedhöfe
Bei Neupflanzungen beispielsweise für Baumgräber setzt die Stadt auf ausgewählte Baumarten. Pflegeutentsilien werden gesichert.
Die Reihe der Gießkannen am Eingang des Büdericher Friedhofs ist gelichtet. An den vier Haken hängen nur noch zwei grüne Plastikkannen. „Im Winter nehmen wir sie in der Regel ganz weg“, erklärt Kim Steigert vom Friedhofsamt. Das Wasser werde nach Allerheiligen ohnehin abgestellt, damit es nicht in den Rohren gefriere und diese dann platzen. „Im Normalfall stellen wir das Wasser vor Ostern wieder an.“Das werde je nach Witterung entschieden.
Neben dem Gießkannenständer warten drei Schubkarren auf ihren Einsatz. Auch sie sind mit kleinen Ketten an einem Metallbügel befestigt. Für einen Euro Pfand lassen sie sich auslösen wie ein Einkaufswagen. „Damit wollen wir einen Anreiz setzen, dass die Leute die Wagen – und auch die Gießkannen – wieder zu den Eingängen zurückbringen und nicht einfach irgendwo auf dem Friedhof stehen lassen“, erklärt Bereichsleiter Michael Betsch, zu dessen Aufgabengebiet unter anderem die Meerbuscher Friedhöfe gehören.
Die Pfandsysteme seien durchaus wirksam. „Die Meerbuscher sind zwar grundsätzlich ehrliche Leute“, versichert Betsch. „Aber wir haben mal einen ganzen Satz Gießkannen geschenkt bekommen. Von denen ist fast keine mehr da.“Sie seien optisch von den grünen gut zu unterscheiden und nicht mit einer Sicherung versehen gewesen.
Gesichert werden mussten auch die öffentlichen Toiletten auf dem neuen Teil des Büdericher Friedhofs. Durch ungebetenen Übernachtungsbesuch waren dort mehrfach Schäden entstanden. Nun ist der Vorraum durch eine Metalltür gesichert, die sich nur zu den regulären Besuchszeiten des Friedhofs öffnen lässt. „Ansonsten ist Vandalismus auf den städtischen Friedhöfen kein
Thema“, versichert Betsch.
543 Personen wurden im vergangenen Jahr auf den fünf städtischen Friedhöfen in Osterath, Strümp, Lank-Latum und Büderich beerdigt. Der Trend gehe zu Feuerbestattungen. „64 Prozent wurden im vergangenen Jahr in Urnen beigesetzt, 36 Prozent klassisch in Särgen“, berichtet Betsch. Die nächsten Krematorien befänden sich in Willich und Düsseldorf. „Welches genommen wird, entscheiden aber nicht wir, sondern die Bestatter.“
Besonders nachgefragt seien mittlerweile pflegefreie Grabstätten, beispielsweise Baumgräber. In Büderich befinden sich diese am Ende des neuen Friedhofsteils. Die dünnen Stämme der 17 Laubbäume sind mit weißer Farbe bestrichen. „Als Sonnenschutz“, erklärt Betsch. Knabbernde Rehe oder andere Tiere stellten sowohl für die Bäume als auch für die Gräber keine Gefahr dar. Wildschweine, die andernorts ganze Ruhestätten verwüsten, seien noch nicht auf den Friedhöfen gesichtet worden.
Bei der Auswahl neuer Bäume achte man zudem darauf, dass sie der Stadt möglichst lange erhalten blieben. Deshalb habe man sich unter anderem für Buchen, Eichen und Linden entschieden. „Sie werden den neueren Klimaanforderungen gerecht“, sagt Kim Steigert. Am Fuße jedes Baumes seien acht Doppelgrabstellen für Urnenbestattungen vorgesehen. „Heutzutage sind fast alle Urnen biologisch abbaubar, auch wenn sie durch eine Speziallackierung teilweise aussehen, als wären sie aus Metall.“
Weitere Baumgräber gebe es auf dem Friedhof in Osterath. Darüber hinaus biete man auf allen Friedhöfen pflegefreie Wiesengräber sowohl für Urnen als auch für Särge an. Urnenregale, sogenannte Kolumbarien, gebe es in Meerbusch nicht. „Wir haben genügend Flächen auf dem Boden.“
Angesichts der steigenden Zahl an Urnenbestattungen sogar mehr als benötigt. Deshalb sehe das 2019 verabschiedete Friedhofsentwicklungskonzept vor, bestimmte Teile der Friedhöfe freizuziehen und mit Stauden, Gehölzen und Bäumen parkähnlich zu gestalten. Diese Flächen stünden künftig nicht mehr für Beisetzungen zur Verfügung. „Damit wollen wir unsere Kosten senken“, erklärt der Fachbereichsleiter. Denn die umgestalteten Bereiche würden weniger Pflege benötigen. Auf den auserkorenen Flächen lichteten sich die Gräberreihen mittlerweile spürbar. „Insgesamt haben wir schon gute Erfahrungen mit dem Konzept gemacht“, sagt Betsch.