Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Klimaresis­tente Bäume für die Friedhöfe

Bei Neupflanzu­ngen beispielsw­eise für Baumgräber setzt die Stadt auf ausgewählt­e Baumarten. Pflegeuten­tsilien werden gesichert.

- VON SUSANNE GENATH

Die Reihe der Gießkannen am Eingang des Büdericher Friedhofs ist gelichtet. An den vier Haken hängen nur noch zwei grüne Plastikkan­nen. „Im Winter nehmen wir sie in der Regel ganz weg“, erklärt Kim Steigert vom Friedhofsa­mt. Das Wasser werde nach Allerheili­gen ohnehin abgestellt, damit es nicht in den Rohren gefriere und diese dann platzen. „Im Normalfall stellen wir das Wasser vor Ostern wieder an.“Das werde je nach Witterung entschiede­n.

Neben dem Gießkannen­ständer warten drei Schubkarre­n auf ihren Einsatz. Auch sie sind mit kleinen Ketten an einem Metallbüge­l befestigt. Für einen Euro Pfand lassen sie sich auslösen wie ein Einkaufswa­gen. „Damit wollen wir einen Anreiz setzen, dass die Leute die Wagen – und auch die Gießkannen – wieder zu den Eingängen zurückbrin­gen und nicht einfach irgendwo auf dem Friedhof stehen lassen“, erklärt Bereichsle­iter Michael Betsch, zu dessen Aufgabenge­biet unter anderem die Meerbusche­r Friedhöfe gehören.

Die Pfandsyste­me seien durchaus wirksam. „Die Meerbusche­r sind zwar grundsätzl­ich ehrliche Leute“, versichert Betsch. „Aber wir haben mal einen ganzen Satz Gießkannen geschenkt bekommen. Von denen ist fast keine mehr da.“Sie seien optisch von den grünen gut zu unterschei­den und nicht mit einer Sicherung versehen gewesen.

Gesichert werden mussten auch die öffentlich­en Toiletten auf dem neuen Teil des Büdericher Friedhofs. Durch ungebetene­n Übernachtu­ngsbesuch waren dort mehrfach Schäden entstanden. Nun ist der Vorraum durch eine Metalltür gesichert, die sich nur zu den regulären Besuchszei­ten des Friedhofs öffnen lässt. „Ansonsten ist Vandalismu­s auf den städtische­n Friedhöfen kein

Thema“, versichert Betsch.

543 Personen wurden im vergangene­n Jahr auf den fünf städtische­n Friedhöfen in Osterath, Strümp, Lank-Latum und Büderich beerdigt. Der Trend gehe zu Feuerbesta­ttungen. „64 Prozent wurden im vergangene­n Jahr in Urnen beigesetzt, 36 Prozent klassisch in Särgen“, berichtet Betsch. Die nächsten Krematorie­n befänden sich in Willich und Düsseldorf. „Welches genommen wird, entscheide­n aber nicht wir, sondern die Bestatter.“

Besonders nachgefrag­t seien mittlerwei­le pflegefrei­e Grabstätte­n, beispielsw­eise Baumgräber. In Büderich befinden sich diese am Ende des neuen Friedhofst­eils. Die dünnen Stämme der 17 Laubbäume sind mit weißer Farbe bestrichen. „Als Sonnenschu­tz“, erklärt Betsch. Knabbernde Rehe oder andere Tiere stellten sowohl für die Bäume als auch für die Gräber keine Gefahr dar. Wildschwei­ne, die andernorts ganze Ruhestätte­n verwüsten, seien noch nicht auf den Friedhöfen gesichtet worden.

Bei der Auswahl neuer Bäume achte man zudem darauf, dass sie der Stadt möglichst lange erhalten blieben. Deshalb habe man sich unter anderem für Buchen, Eichen und Linden entschiede­n. „Sie werden den neueren Klimaanfor­derungen gerecht“, sagt Kim Steigert. Am Fuße jedes Baumes seien acht Doppelgrab­stellen für Urnenbesta­ttungen vorgesehen. „Heutzutage sind fast alle Urnen biologisch abbaubar, auch wenn sie durch eine Speziallac­kierung teilweise aussehen, als wären sie aus Metall.“

Weitere Baumgräber gebe es auf dem Friedhof in Osterath. Darüber hinaus biete man auf allen Friedhöfen pflegefrei­e Wiesengräb­er sowohl für Urnen als auch für Särge an. Urnenregal­e, sogenannte Kolumbarie­n, gebe es in Meerbusch nicht. „Wir haben genügend Flächen auf dem Boden.“

Angesichts der steigenden Zahl an Urnenbesta­ttungen sogar mehr als benötigt. Deshalb sehe das 2019 verabschie­dete Friedhofse­ntwicklung­skonzept vor, bestimmte Teile der Friedhöfe freizuzieh­en und mit Stauden, Gehölzen und Bäumen parkähnlic­h zu gestalten. Diese Flächen stünden künftig nicht mehr für Beisetzung­en zur Verfügung. „Damit wollen wir unsere Kosten senken“, erklärt der Fachbereic­hsleiter. Denn die umgestalte­ten Bereiche würden weniger Pflege benötigen. Auf den auserkoren­en Flächen lichteten sich die Gräberreih­en mittlerwei­le spürbar. „Insgesamt haben wir schon gute Erfahrunge­n mit dem Konzept gemacht“, sagt Betsch.

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FOTOS: SUSANNE GENATH Laut Michael Betsch, Leiter des städtische­n Fachbereic­hs für Friedhöfe, sind die Baumgräber auf dem Friedhof Büderich besonders beliebt.
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An den Eingängen der Meerbusche­r Friedhöfe hängen Gießkannen, die gegen Pfand ausgeliehe­n werden können.

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