Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Großmarkt-Aus trifft Bauern im Kreis
Der Düsseldorfer Großmarkt für Obst und Gemüse schließt Ende des Jahres. Betroffen sind auch Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte aus dem Kreis. Die Kreisbauernschaft plädiert für einen Erhalt des Marktes. Auch eine Übersiedelung in den Rhein-Kreis könn
Nach mehr als 80 Jahren Betrieb schließt Ende des Jahres der Großmarkt für Obst und Gemüse an der Ulmenstraße in Düsseldorf. Ein Drama, meint auch Peter Herzogenrath von der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach. Die „Genossenschaft Großmarkthallen“, zu der sich ein Großteil der Händler inzwischen zusammengeschlossen hat, erwartet zwar erst im Mai die höchstrichterliche Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes in der Frage, ob die Kündigung der Mietverträge durch die Stadt Düsseldorf rechtens war. Doch sie arbeitet längst an einem Plan B, einem Umzug an einen anderen Standort. Mit zwei Kommunen sei man in vielversprechenden Gesprächen über eine Ansiedlung, eine davon, bestätigt Roland Trolls, liegt im Rhein-Kreis Neuss.
Der Rhein-Kreis ist nicht nur wegen seiner räumlichen Nähe eine denkbare Option, er ist auch Heimat von etlichen Zulieferern und noch mehr Abnehmern. Manchmal sind sie sogar beides, wie zum Beispiel Johannes Schneider.
Der Landwirt aus Grimlinghausen, der auf Wochenmärkten in Neuss und Umgebung Obst und Gemüse anbietet, erzeugt einen Teil seines Sortimentes selbst – und was er nicht selbst vermarktet, bietet er Händlern auf dem Großmarkt an. Basilikum in Töpfen, zum Beispiel. Ein paar Tausend Stück davon liefert er an vier Tagen der Woche dort ab, sagt er. Umgekehrt kauft er im Großmarkt zu, was Kunden an seinem Marktstand erwarten, er aber nicht auf eigener Scholle ziehen kann. Wie etwa Paprika. „Wir haben keine andere
Chance einzukaufen“, sagt er auch mit Blick auf all die anderen Marktbeschicker aus dem RheinKreis in diesem Segment. „Ich kenne keinen Markthändler, der nicht mit dem Großmarkt zusammenarbeitet“, sagt Schneider und fügt zur Begründung hinzu: „Supermarktware ist nicht das, was wir wollen. Wir suchen die Nische – andere Produkte und andere Qualitäten.“
„Den Wochenmarkthändlern wird die Grundlage entzogen“, meint denn auch Hans-Peter Deutschmann, Geschäftsführer der am Großmarkt ansässigen Paul Klee GmbH. Er nimmt nicht nur Schneiders Basilikum-Überschuss ab, sondern bezieht auch von anderen Bauern aus dem Rhein-Kreis Ware. Zu seinen Lieferanten gehört auch ein Erdbeer-Erzeuger. „Wenn ich dem als Abnehmer wegbreche, wüsste der nicht, wohin damit.“
Für Deutschmann ist der Großmarkt ein Knoten in diesem Geschäft mit leicht verderblichen Lebensmitteln und zugleich eine Drehscheibe
in der Region. Zahlen belegen das. 300.000 Tonnen Obst und Gemüse werden über den Großmarkt jährlich umgeschlagen, das Handelsvolumen gibt die Genossenschaft mit einer halben Milliarde Euro per anno an.
Erreicht wird dieser hohe Wert auch durch Unternehmen wie das von Roland Trolls. Er und acht seiner Kollegen am Großmarkt haben sich darauf spezialisiert, Gastronomiebetriebe
zu beliefern. Von gut 700 Kunden spricht Trolls, der nach eigenen Angaben mit rund 30 Erzeugern allein aus dem Rhein-Kreis kooperiert. Neben der Gastronomie beziehen in der Region aber auch Großküchen, Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten Obst und Gemüse über den Großmarkt.
Das Oberverwaltungsgericht hat in zweiter Instanz der Stadt Düsseldorf mit der Begründung Recht gegeben,
dass es der Stadt frei stehe, einen Großmarkt zu verwalten – zur Daseinsvorsorge sei er ohnehin nicht von großer Bedeutung. Denn längst hätten sich andere Handelsund Versorgungswege etabliert. „Diese Entscheider denken wohl“, sagt Landwirt Schneider aus Neuss kopfschüttelnd, „dass man einfach mit dem Wägelchen in die Metro einkaufen geht.“
Dass der Großmarkt auch für die von immer mehr Menschen gewünschte regionale Vermarktung wichtig ist, macht Peter Herzogenrath, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, noch an einem anderen Beispiel fest: den zahlreichen Hofläden im RheinKreis. „Für die ist der Großmarkt eine Stütze des Geschäfts“, sagt er. Wenn diese Landwirte dort ihr Sortiment nicht mehr abrunden können, so seine Befürchtung, machen etliche dicht. „Wir unterstützen auch deshalb die Forderung, nach einem Erhalt des Großmarktes oder einer Ersatzlösung.“