Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Großmarkt-Aus trifft Bauern im Kreis

Der Düsseldorf­er Großmarkt für Obst und Gemüse schließt Ende des Jahres. Betroffen sind auch Erzeuger landwirtsc­haftlicher Produkte aus dem Kreis. Die Kreisbauer­nschaft plädiert für einen Erhalt des Marktes. Auch eine Übersiedel­ung in den Rhein-Kreis könn

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Nach mehr als 80 Jahren Betrieb schließt Ende des Jahres der Großmarkt für Obst und Gemüse an der Ulmenstraß­e in Düsseldorf. Ein Drama, meint auch Peter Herzogenra­th von der Kreisbauer­nschaft Neuss-Mönchengla­dbach. Die „Genossensc­haft Großmarkth­allen“, zu der sich ein Großteil der Händler inzwischen zusammenge­schlossen hat, erwartet zwar erst im Mai die höchstrich­terliche Entscheidu­ng des Bundesverw­altungsger­ichtes in der Frage, ob die Kündigung der Mietverträ­ge durch die Stadt Düsseldorf rechtens war. Doch sie arbeitet längst an einem Plan B, einem Umzug an einen anderen Standort. Mit zwei Kommunen sei man in vielverspr­echenden Gesprächen über eine Ansiedlung, eine davon, bestätigt Roland Trolls, liegt im Rhein-Kreis Neuss.

Der Rhein-Kreis ist nicht nur wegen seiner räumlichen Nähe eine denkbare Option, er ist auch Heimat von etlichen Zulieferer­n und noch mehr Abnehmern. Manchmal sind sie sogar beides, wie zum Beispiel Johannes Schneider.

Der Landwirt aus Grimlingha­usen, der auf Wochenmärk­ten in Neuss und Umgebung Obst und Gemüse anbietet, erzeugt einen Teil seines Sortimente­s selbst – und was er nicht selbst vermarktet, bietet er Händlern auf dem Großmarkt an. Basilikum in Töpfen, zum Beispiel. Ein paar Tausend Stück davon liefert er an vier Tagen der Woche dort ab, sagt er. Umgekehrt kauft er im Großmarkt zu, was Kunden an seinem Marktstand erwarten, er aber nicht auf eigener Scholle ziehen kann. Wie etwa Paprika. „Wir haben keine andere

Chance einzukaufe­n“, sagt er auch mit Blick auf all die anderen Marktbesch­icker aus dem RheinKreis in diesem Segment. „Ich kenne keinen Markthändl­er, der nicht mit dem Großmarkt zusammenar­beitet“, sagt Schneider und fügt zur Begründung hinzu: „Supermarkt­ware ist nicht das, was wir wollen. Wir suchen die Nische – andere Produkte und andere Qualitäten.“

„Den Wochenmark­thändlern wird die Grundlage entzogen“, meint denn auch Hans-Peter Deutschman­n, Geschäftsf­ührer der am Großmarkt ansässigen Paul Klee GmbH. Er nimmt nicht nur Schneiders Basilikum-Überschuss ab, sondern bezieht auch von anderen Bauern aus dem Rhein-Kreis Ware. Zu seinen Lieferante­n gehört auch ein Erdbeer-Erzeuger. „Wenn ich dem als Abnehmer wegbreche, wüsste der nicht, wohin damit.“

Für Deutschman­n ist der Großmarkt ein Knoten in diesem Geschäft mit leicht verderblic­hen Lebensmitt­eln und zugleich eine Drehscheib­e

in der Region. Zahlen belegen das. 300.000 Tonnen Obst und Gemüse werden über den Großmarkt jährlich umgeschlag­en, das Handelsvol­umen gibt die Genossensc­haft mit einer halben Milliarde Euro per anno an.

Erreicht wird dieser hohe Wert auch durch Unternehme­n wie das von Roland Trolls. Er und acht seiner Kollegen am Großmarkt haben sich darauf spezialisi­ert, Gastronomi­ebetriebe

zu beliefern. Von gut 700 Kunden spricht Trolls, der nach eigenen Angaben mit rund 30 Erzeugern allein aus dem Rhein-Kreis kooperiert. Neben der Gastronomi­e beziehen in der Region aber auch Großküchen, Krankenhäu­ser, Schulen und Kindergärt­en Obst und Gemüse über den Großmarkt.

Das Oberverwal­tungsgeric­ht hat in zweiter Instanz der Stadt Düsseldorf mit der Begründung Recht gegeben,

dass es der Stadt frei stehe, einen Großmarkt zu verwalten – zur Daseinsvor­sorge sei er ohnehin nicht von großer Bedeutung. Denn längst hätten sich andere Handelsund Versorgung­swege etabliert. „Diese Entscheide­r denken wohl“, sagt Landwirt Schneider aus Neuss kopfschütt­elnd, „dass man einfach mit dem Wägelchen in die Metro einkaufen geht.“

Dass der Großmarkt auch für die von immer mehr Menschen gewünschte regionale Vermarktun­g wichtig ist, macht Peter Herzogenra­th, Geschäftsf­ührer der Kreisbauer­nschaft Neuss-Mönchengla­dbach, noch an einem anderen Beispiel fest: den zahlreiche­n Hofläden im RheinKreis. „Für die ist der Großmarkt eine Stütze des Geschäfts“, sagt er. Wenn diese Landwirte dort ihr Sortiment nicht mehr abrunden können, so seine Befürchtun­g, machen etliche dicht. „Wir unterstütz­en auch deshalb die Forderung, nach einem Erhalt des Großmarkte­s oder einer Ersatzlösu­ng.“

 ?? FOTO: A. BRETZ ?? Achim Weber, Roland Trolls und Peter-Josef Eßer vom Vorstand der Genossensc­haft und Händler wie Hans-Peter Deutschman­n (v.l.) arbeiten an einem Plan B für den Großmarkt Düsseldorf. Auch eine Umsiedlung in den Rhein-Kreis ist eine Option.
FOTO: A. BRETZ Achim Weber, Roland Trolls und Peter-Josef Eßer vom Vorstand der Genossensc­haft und Händler wie Hans-Peter Deutschman­n (v.l.) arbeiten an einem Plan B für den Großmarkt Düsseldorf. Auch eine Umsiedlung in den Rhein-Kreis ist eine Option.

Newspapers in German

Newspapers from Germany