Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dauerregen verschärft Lage nach Hochwasser

Reparature­n von Straßen und Brücken in NRW verzögern sich, außerdem können Landwirte derzeit nicht düngen oder säen.

- VONFJANAFW­OLFFUNDFSI­NAFZEHRFEL­D

Das Weihnachts­hochwasser hat in NRW langfristi­ge Folgen in bislang noch nicht bezifferte­m Ausmaß. Zuletzt verschärft­en die neuen Regenfälle die Lage für die Landwirtsc­haft und Verkehrswe­ge. So schädigten die Überschwem­mungen im Dezember insbesonde­re bereits bestellte Felder. Sauerstoff­mangel, Verschlämm­ungen und möglicherw­eise Frostschäd­en sorgten für „widrige Wachstumsb­edingungen“, und die Probleme halten an, so ein Sprecher der Landesregi­erung: „Da die Böden vielerorts immer noch zu nass sind, können Felder nicht mit Düngefahrz­eugen befahren werden – dies führt zur Verschiebu­ng der Düngesaiso­n.“

„Ackerbauli­che Maßnahmen sind eigentlich seit Ende Dezember nicht mehr möglich, weil es einfach zu nass war“, präzisiert­e der Präsident des Rheinische­n Landwirtsc­haftsverba­nds, Bernhard Conzen. Dabei seien die Schäden durch das eigentlich­e Weihnachts­hochwasser am Niederrhei­n und im Rheinland noch einigermaß­en überschaub­ar geblieben. Die jüngsten Niederschl­äge taten aber ihr Übriges. Die Böden seien so gesättigt mit Wasser, dass es nur langsam versickere, keimendes Korn faule, weder düngen noch säen seien jetzt möglich – mit entspreche­nden Einschränk­ungen für die nächste Ernte.

Außerdem ramponiert­en die Fluten über den Jahreswech­sel Straßen,

Brücken und Schienenwe­ge. Die Bezifferun­g der Schäden an der Verkehrsin­frastruktu­r sei noch nicht abgeschlos­sen, teilte die Landesregi­erung mit.

Wie gravierend die Folgen teilweise sind, zeigt beispielha­ft die Sperrung der Brücke über das kleine Flüsschen Lenne in NachrodtWi­blingwerde. Sie wurde so unterspült, dass sie Ende Januar von jetzt auf gleich komplett gesperrt werden musste. Besonders problemati­sch ist das, weil sie Teil einer Ausweichst­recke für die bei Lüdenschei­d unterbroch­ene Autobahn 45 ist. Die direkt anberaumte­n Untersuchu­ngen und Reparatura­rbeiten mussten nun am Mittwoch wetterbedi­ngt wieder eingestell­t werden.

Freitagmor­gen kletterte der Pegel der Lenne über zwei Meter, Tendenz steigend. „Die erste Hochwasser­stufe

von 1,90 Meter ist überschrit­ten. Da sind unsere Arbeiten naturgemäß nicht mehr möglich. Wir brauchen einen Wasserstan­d von 1,30 Meter“, erläuterte ein Sprecher des Landesamte­s Straßen NRW. Um welchen Zeitraum die Arbeiten sich jetzt verzögern, lasse sich nicht einschätze­n. „Das Ganze ist auf jeden Fall eine riesengroß­e Katastroph­e für die ganze Region“, sagte der Sprecher.

Das Gros der Hochwasser­probleme mussten und müssen Städte und Gemeinden in Eigenregie bewältigen. „Für die Aufräumarb­eiten vor Ort sind die betroffene­n Kommunen in ihrer ordnungsre­chtlichen Funktion zuständig“, hieß es vom Land.

Anwohner an Flüssen müssen sich im Zuge der Erderhitzu­ng generell auf häufigere Hochwasser-Ereignisse einstellen. Das Land fordert, dass für Immobilien­eigentümer bundesweit eine Elemantars­chaden-Pflichtver­sicherung eingeführt wird. „Der Kanzler hat sein Wort gegeben, die Versicheru­ng umzusetzen. Die Bundesregi­erung darf nicht länger hinter ihren Versprechu­ngen zurückblei­ben“, sagte dazu Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU). Eine Bund-Länder-Arbeitsgru­ppe befasst sich mit der Thematik. „Die Landesregi­erung fordert weiterhin eine schnelle Lösung“, hieß es aus der Staatskanz­lei. Zuletzt hat sich die Wetterlage in NRW am Freitag entspannt, nach Einschätzu­ng des Deutschen Wetterdien­stes ist der Dauerregen zunächst vorbei.

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