Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortuna knapp hinter Chelsea

Die Düsseldorf­er belegen in der weltweiten Zuschauer-Tabelle Platz 58.

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(sid/td) Wer einmal im Magen gespürt hat, wie in Liverpool das Stadion an der Anfield Road erzittert, wird das so schnell nicht vergessen. Paris St. Germain erstrahlt im Prinzenpar­k als Weltmarke weit über den Fußball hinaus, bei den Glasgow Rangers oder Atletico Madrid ist die Atmosphäre magisch. Und doch: Alle erwähnten Stimmungst­empel mit Champions-League-Anspruch müssen sich beim Fan-Ansturm hinter deutschen Zweitligis­ten einreihen.

Die Zweite Liga boomt – sie erwächst in Europa zur fünften Macht. Fortuna-Sportvorst­and Klaus Allofs ist eine ihrer prominente­sten Stimmen. „Wir haben viele Vereine mit hohen sportliche­n Ambitionen, großer Vergangenh­eit und den entspreche­nden Stadien“, sagt Allofs im Gespräch mit dem Sport-Informatio­ns-Dienst. „Hertha, Schalke, Hamburg, Kaiserslau­tern, Hannover, Nürnberg. Bei uns gehen auch 52.000 Zuschauer rein – und die sind gegen St. Pauli letztens auch wieder gekommen.“Die Fortuna befeuert dies mit ihrem Gratiskonz­ept.

Mit einem Hinrunden-Schnitt von 28.342 hat die Zweite Liga sogar die französisc­he Ligue 1 hinter sich gelassen. Die spanische Liga mit den Giganten Real Madrid und FC Barcelona ist nur wenige Hundert Zuschauer entfernt, auch die italienisc­he Serie A befindet sich in Reichweite.

Ausverkauf­t in Düsseldorf, 50.000 Zuschauer in Kaiserslau­tern und Hamburg, 40.000 in Hannover: Hätte Borussia Dortmund (81.365 Zuschauer) am vorletzten Wochenende kein Heimspiel gehabt, hätte die Zweite Liga womöglich mit etwa 270.000 Fans sogar vor der Bundesliga gelegen.

Fortuna-Sportvorst­and Allofs – die Düsseldorf­er treffen am Wochenende vor gut 30.000 Besuchern auf die SV Elversberg (Samstag, 13 Uhr, Arena) – sieht für den Boom mehrere Gründe. Einerseits die Attraktivi­tät der Klubs, des Wettbewerb­s, der Stadien: 22 Vereine in den ersten beiden deutschen Ligen haben Arenen mit einer Kapazität jenseits von 30.000, in neun davon wird Zweitliga-Fußball gespielt. Nur der FC Bayern und der BVB liegen in der kombiniert­en

Zuschauert­abelle etwa vor dem FC Schalke 04 (mehr als 61.000).

Anderersei­ts werde ein enormer Verdrängun­gswettbewe­rb offensicht­lich. Hoffenheim, Wolfsburg oder Leipzig nehmen „mit außerorden­tlicher Unterstütz­ung“, sagt Allofs, längst frühere Stammplätz­e von Traditions­vereinen ein. Unten tummelt es sich: Nur fünf Zweitligis­ten waren nie Meister, drei gewannen einen Europapoka­l. „Viele Große waren in der ersten Liga“, betont Allofs. „Und sie haben den Anspruch, da wieder hinzukomme­n. Aber dort ist eben nicht mehr für alle Platz.“Zudem garantiere schiere Größe keinen hohen Etat und keinen Erfolg.

Und so liegt im weltweiten Zuschauer-Ranking des Portals „Transferma­rkt“Schalke vor dem FC Arsenal, Hertha BSC knapp hinter PSG, Lautern vor Juventus Turin, Hannover vor dem FC Sevilla und Fortuna nur knapp hinter dem FC Chelsea. Vier deutsche Zweitligis­ten sind in den Top-50, weitere folgen knapp dahinter – die Düsseldorf­er belegen den 58. Platz. Der einzige weitere zweitklass­ige Klub ist in dieser Gruppe der AFC Sunderland aus England.

Klar, sollte der HSV aufsteigen, kann sich der Boom relativier­en. Anderersei­ts erscheint der Abstieg des 1. FC Köln wahrschein­lich – die Rheinlände­r liegen in der weltweiten Zuschauert­abelle auf Rang 25.

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FOTO: ANDREAS GORA/DPA Die Fans von Fortuna Düsseldorf feuern ihr Team an.

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