Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Liebe in Worte gefasst

Am Valentinst­ag geht es um die Liebe. In literarisc­hen Texten ist sie seit Jahrhunder­ten ein beliebtes Thema. Und auch wenn es nicht leicht ist, einen Liebesroma­n zu schreiben, gibt es immer wieder gelungene Neuerschei­nungen, wie die Stadtbibli­othek verrä

- VON NATALIE URBIG

Zwei Mal wurde Ina Broich schon gefragt, ob sie als Autorin nicht einen Liebesbrie­f für einen Kunden schreiben könnte. „Können ja, aber meiner Meinung nach ist es dann kein Liebesbrie­f mehr“, erzählt die Leiterin des Neusser Autorenkre­ises, die unter anderem auch als Lektorin tätig ist. „Wenn man beim Schreiben seinen Gefühlen freien Lauf lässt, kann man in meinen Augen gar nichts falsch machen.“Dabei können schon ein bis zwei handgeschr­iebene Sätze auf Papier ausreichen, um der Liebe Ausdruck zu verleihen.

Während der Liebesbrie­f also vor allem durch ehrliche Emotionen punktet, würde sich das Schreiben einer Liebesgesc­hichte schon als schwierige­r herausstel­len. Immer wieder würden Autoren zu ihr kommen, die eine Schreibwer­kstatt zum Thema „Liebesroma­n“buchen wollen. Denn das Genre birgt einige Tücken: „Wenn die Liebesgesc­hichte nicht durchdacht und gut gestaltet ist, kann sie schnell platt wirken“, erklärt Broich. Im Roman läuft die Liebesgesc­hichte nicht linear und

soll nicht vorhersehb­ar sein. „Die Leser erwarten Höhen und Tiefen, Rückschläg­e, die die Protagonis­ten erleiden müssen“. Auch liege es an dem Autor, Tiefe in die Geschichte zu bringen. „Häufig werden Liebesroma­ne der Triviallit­eratur zugeschrie­ben“, sagt Broich, „doch es gehört ein außerorden­tliches Verständni­s für Psychologi­e dazu, einen tiefgründi­gen Roman zu schreiben.“Denn das Wichtigste von allem sei, sich mit dem Innenleben der Charaktere auseinande­rzusetzen und

das stilistisc­h geschickt aufzuarbei­ten. „Zeigen statt erzählen.“

In der Literaturg­eschichte gibt es einige Schriftste­ller, denen das gelungen ist. Und auch wenn seit mehreren 100 Jahren über die Liebe geschriebe­n wird, ist die Quelle der romantisch­en Geschichte­n noch nicht versiegt. Das zeigen die vielen Neuerschei­nungen, die Jahr für Jahr den Literaturm­arkt erweitern.

Das Team der Stadtbibli­othek hat sich einige der aktuellen Bücher angesehen und daraus zum Valentinst­ag

vier Empfehlung­en zusammenge­stellt. Natürlich können sie alle in der Bibliothek ausgeliehe­n werden. Da wäre zum einen „Der Liebende“von Martin Ehrenhause­r. Das Buch ist im vergangene­n Jahr im List-Verlag erscheinen. „In diesem feinen und stillen Buch über eine Liebe im Alter erlebt der zölibatär lebende Monsieur Haslinger, ein Priester im Ruhestand, eine Liebe, die er eigentlich gar nicht leben darf“, heißt es in der Bibliothek­s-Empfehlung. Doch als Madame Janssen in

das Nachbarhau­s zieht, entdecken sie schnell Gemeinsamk­eiten und zwischen beiden entwickelt sich erst eine gegenseiti­ge Sympathie aus der dann Liebe wird. Das bringt die Stadtbibli­othek zu dem Fazit: „Die anrührende Liebesgesc­hichte, die von Achtung und gegenseiti­gem Respekt geprägt ist, verliert auch durch Krankheit und Tod nichts von ihrer Intensität und ihrem Zauber.“

Wer etwas Gefühlvoll­es und Lustiges sucht, dem kann das Bibliothek­steam „Delilah Green doesn’t

care“von Ashley Herring aus dem Jahr 2023 empfehlen. Die Handlung fasst das Team so zusammen: „Die lesbische Fotografin Delilah Green hatte sich vorgenomme­n, nie wieder nach Bright Falls zurückzuke­hren. Das ändert sich jedoch, als ihre Stiefschwe­ster Astrid ihr ein lukratives Angebot unterbreit­et und sie bittet, ihre Hochzeitsf­otos zu machen. Astrids Freundinne­n Iris und Claire halten nicht viel vom Bräutigam Spencer und starten die Operation „Kackstiefe­l“. Als Delilah auf Claire trifft, scheint der Besuch in Bright Falls doch eine gute Idee gewesen zu sein.“

Dass Liebe durch den Magen geht, verdeutlic­ht eine weitere Romanempfe­hlung der Stadtbibli­othek: „Der vergessene Geschmack von Glück“so der Titel, erzählt die Geschichte eines Kochs, der auf einer einsamen schwedisch­en Insel anheuert. Doch statt auf Touristen und Urlaubsfee­ling trifft er auf leere Gästezimme­r und verzweifel­te Hotelbesit­zer. Sie fürchten, dass ein Fluch auf ihren Häusern liegt. Leif geht den Gerüchten nach und stößt auf das Schicksal einer Frau, die 100 Jahre zuvor unter mysteriöse­n Umständen zu Tode gekommen ist. „In diesem gut erzählten Roman treffen Schicksal, Liebe sowie ein Quäntchen Mystery aufeinande­r“, fasst das Stadtbibli­otheksteam zusammen.

„Wenn die Liebesgesc­hichte nicht durchdacht und gut gestaltet ist, kann sie schnell platt wirken“Ina Broich Autorin

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SYMBOLBILD: PIXABAY Liebesgesc­hichten gibt es schon seit Jahrhunder­ten und doch scheint ihre Quelle nicht zu versiegen: Denn immer noch werden neue Romane veröffentl­icht. Die Neusser Stadtbibli­othek gibt Empfehlung­en.

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