Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Liebe in Worte gefasst
Am Valentinstag geht es um die Liebe. In literarischen Texten ist sie seit Jahrhunderten ein beliebtes Thema. Und auch wenn es nicht leicht ist, einen Liebesroman zu schreiben, gibt es immer wieder gelungene Neuerscheinungen, wie die Stadtbibliothek verrä
Zwei Mal wurde Ina Broich schon gefragt, ob sie als Autorin nicht einen Liebesbrief für einen Kunden schreiben könnte. „Können ja, aber meiner Meinung nach ist es dann kein Liebesbrief mehr“, erzählt die Leiterin des Neusser Autorenkreises, die unter anderem auch als Lektorin tätig ist. „Wenn man beim Schreiben seinen Gefühlen freien Lauf lässt, kann man in meinen Augen gar nichts falsch machen.“Dabei können schon ein bis zwei handgeschriebene Sätze auf Papier ausreichen, um der Liebe Ausdruck zu verleihen.
Während der Liebesbrief also vor allem durch ehrliche Emotionen punktet, würde sich das Schreiben einer Liebesgeschichte schon als schwieriger herausstellen. Immer wieder würden Autoren zu ihr kommen, die eine Schreibwerkstatt zum Thema „Liebesroman“buchen wollen. Denn das Genre birgt einige Tücken: „Wenn die Liebesgeschichte nicht durchdacht und gut gestaltet ist, kann sie schnell platt wirken“, erklärt Broich. Im Roman läuft die Liebesgeschichte nicht linear und
soll nicht vorhersehbar sein. „Die Leser erwarten Höhen und Tiefen, Rückschläge, die die Protagonisten erleiden müssen“. Auch liege es an dem Autor, Tiefe in die Geschichte zu bringen. „Häufig werden Liebesromane der Trivialliteratur zugeschrieben“, sagt Broich, „doch es gehört ein außerordentliches Verständnis für Psychologie dazu, einen tiefgründigen Roman zu schreiben.“Denn das Wichtigste von allem sei, sich mit dem Innenleben der Charaktere auseinanderzusetzen und
das stilistisch geschickt aufzuarbeiten. „Zeigen statt erzählen.“
In der Literaturgeschichte gibt es einige Schriftsteller, denen das gelungen ist. Und auch wenn seit mehreren 100 Jahren über die Liebe geschrieben wird, ist die Quelle der romantischen Geschichten noch nicht versiegt. Das zeigen die vielen Neuerscheinungen, die Jahr für Jahr den Literaturmarkt erweitern.
Das Team der Stadtbibliothek hat sich einige der aktuellen Bücher angesehen und daraus zum Valentinstag
vier Empfehlungen zusammengestellt. Natürlich können sie alle in der Bibliothek ausgeliehen werden. Da wäre zum einen „Der Liebende“von Martin Ehrenhauser. Das Buch ist im vergangenen Jahr im List-Verlag erscheinen. „In diesem feinen und stillen Buch über eine Liebe im Alter erlebt der zölibatär lebende Monsieur Haslinger, ein Priester im Ruhestand, eine Liebe, die er eigentlich gar nicht leben darf“, heißt es in der Bibliotheks-Empfehlung. Doch als Madame Janssen in
das Nachbarhaus zieht, entdecken sie schnell Gemeinsamkeiten und zwischen beiden entwickelt sich erst eine gegenseitige Sympathie aus der dann Liebe wird. Das bringt die Stadtbibliothek zu dem Fazit: „Die anrührende Liebesgeschichte, die von Achtung und gegenseitigem Respekt geprägt ist, verliert auch durch Krankheit und Tod nichts von ihrer Intensität und ihrem Zauber.“
Wer etwas Gefühlvolles und Lustiges sucht, dem kann das Bibliotheksteam „Delilah Green doesn’t
care“von Ashley Herring aus dem Jahr 2023 empfehlen. Die Handlung fasst das Team so zusammen: „Die lesbische Fotografin Delilah Green hatte sich vorgenommen, nie wieder nach Bright Falls zurückzukehren. Das ändert sich jedoch, als ihre Stiefschwester Astrid ihr ein lukratives Angebot unterbreitet und sie bittet, ihre Hochzeitsfotos zu machen. Astrids Freundinnen Iris und Claire halten nicht viel vom Bräutigam Spencer und starten die Operation „Kackstiefel“. Als Delilah auf Claire trifft, scheint der Besuch in Bright Falls doch eine gute Idee gewesen zu sein.“
Dass Liebe durch den Magen geht, verdeutlicht eine weitere Romanempfehlung der Stadtbibliothek: „Der vergessene Geschmack von Glück“so der Titel, erzählt die Geschichte eines Kochs, der auf einer einsamen schwedischen Insel anheuert. Doch statt auf Touristen und Urlaubsfeeling trifft er auf leere Gästezimmer und verzweifelte Hotelbesitzer. Sie fürchten, dass ein Fluch auf ihren Häusern liegt. Leif geht den Gerüchten nach und stößt auf das Schicksal einer Frau, die 100 Jahre zuvor unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist. „In diesem gut erzählten Roman treffen Schicksal, Liebe sowie ein Quäntchen Mystery aufeinander“, fasst das Stadtbibliotheksteam zusammen.
„Wenn die Liebesgeschichte nicht durchdacht und gut gestaltet ist, kann sie schnell platt wirken“Ina Broich Autorin