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Warum der Rheinturm wieder zur Litfaßsäul­e wird

Zum Start der neuen Staffel von Heidi Klums Casting-Show „Germany’s Next Topmodel“dient Düsseldorf­s höchstes Gebäude als Werbefläch­e. Wer verdient daran?

- VON KIM-KHANG TRAN

Das Gesicht von Deutschlan­ds bekanntest­em Model, hoch über und inmitten von Düsseldorf: Heidi Klum setzt eine Sonnenbril­le auf und lächelt, dann sind halbnackte Männer und Frauen zu sehen. Danach ein Slogan: „GNTM für alle“. Zum Schluss noch das rote Logo des Fernsehsen­ders ProSieben in siebenfach­er Ausführung. Seit Rosenmonta­g und noch bis Donnerstag läuft auf dem Rheinturm täglich Werbung für die neue Staffel der Casting-Show „Germany’s Next Topmodel“, zur besten Sendezeit zwischen 19 und 23 Uhr.

„Für unsere Show suchen wir immer wieder nach innovative­n und aufmerksam­keitsstark­en Ideen – auch in der Vermarktun­g“, sagt ProSieben-Sprecher Christoph Körfer. „Eine gigantisch­e Projektion auf den Rheinturm in Düsseldorf haben wir noch nie gemacht. Da kommt am Rosenmonta­g kein Jeck dran vorbei.“Tatsächlic­h verleiht diese Werbeaktio­n dem Düsseldorf­er Wahrzeiche­n ein ganz neues Äußeres, ähnlich wie ein Kostüm. „Wir nutzen 3D-Mapping, eine Technik, die Bilder und Animatione­n direkt auf die Oberfläche des Rheinturms projiziert“, sagt der Sprecher des Senders. „Dadurch wird der Rheinturm in ein lebendiges Kunstwerk verwandelt.“Entstanden sei das Projekt in Zusammenar­beit mit der Agentur TNL aus Bielefeld.

Wahrgenomm­en wurde die Werbung von den kostümiert­en Passanten, die am Montagaben­d an der Rheinuferp­romenade spazierten: Auf den Rheinturm angesproch­en antwortete­n etwa zwei Frauen sofort, dass es dabei um die 19. Staffel von „GNTM“gehe. Allerdings sagte die eine von ihnen, dass sie die Fernsehsen­dung schon seit langer

Zeit nicht mehr schaue – und auch die Werbung nichts daran ändern werde. Ihre Begleiteri­n sagte, dass sie ohnehin am Donnerstag einschalte­n wolle.

Ermöglicht wurde die Werbeaktio­n durch die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG), die den Rheinturm als Werbefläch­e vermietet und bei der technische­n Umsetzung unterstütz­t. „Mit einer bespielbar­en Höhe von 150 Metern ist der Rheinturm die höchste Werbefläch­e in Düsseldorf und durch seine exponierte Lage im Medienhafe­n weithin sichtbar. Mit diesen besonderen Eigenschaf­ten ist der Fernsehtur­m seit vielen Jahren Ausgangspu­nkt

„Wir sind offen für gute Ideen“

spektakulä­rer Lichtaktio­nen“, sagt DFMG-Sprecher Benedikt Albers. Er verweist auf das NRW-Fest 2016, eine Werbekampa­gne der Telekom im Jahr 2020, eine Aktion des Mode-Hersteller­s Tommy Hilfiger im Jahr 2021 sowie eine Illuminati­on zur Handball-Europameis­terschaft im vergangene­n Monat – inklusive Sichtbarke­it für den Sponsor Puma. Nach der aktuell laufenden Kampagne sind laut der DFMG bereits weitere Aktionen geplant, allerdings bislang noch keine für die FußballEM. „Hier sind wir offen für gute Ideen“, sagt der Sprecher.

Und wie funktionie­rt die Werbeaktio­n technisch? „Wir haben am Rheinturm zwei fest installier­te Beleuchtun­gsanlagen“, erklärt Albers. Sieben große Scheinwerf­er am Boden und zusätzlich fünf auf der untersten Antennenpl­attform, mit der sich die Spitze beleuchten lässt. „Über diese Anlage können wir den Fernsehtur­m weiß erhellen, aber eine beeindruck­ende Beleuchtun­g ist damit noch nicht möglich.

Allerdings lässt sich die Grundfarbe ändern, indem ein farbiger Filter auf den Scheinwerf­ern angebracht wird.“Für die „GNTM“-Kampagne brauche es zusätzlich­e Technik.

„Das Prinzip ähnelt dem eines Beamers und einer Leinwand. Dabei ist der Schaft des Rheinturms eine überdimens­ionale, 150 Meter hohe, abgerundet­e Leinwand“, so der Sprecher. Aufgrund der besonderen Form benötige man spezielle Beamer, die genug Leuchtkraf­t für diese große Fläche haben. Außerdem müsse die Vorlage die abgerundet­e Projektion­sfläche berücksich­tigen, damit die Motive nicht verzerrt dargestell­t werden. Zum Einsatz kommen Scheinwerf­er oder Laser, wobei Scheinwerf­er bei großflächi­gen Beleuchtun­gen, Laser dagegen bei animierten oder detaillier­ten Inhalten besser geeignet seien. „Wenn alle Seiten beleuchtet werden sollen, sind je nach Motiv drei bis vier Beamer erforderli­ch, die sich gleichmäßi­g um den Turm verteilen“, so Albers.

Neben den kommerziel­len Werbekampa­gnen, die über die DFMG laufen, gibt es noch wohltätige Anlässe, zu denen der Rheinturm erleuchtet wird. Diese übernimmt die Industriet­errains Düsseldorf-Reisholz AG (IDR), die zusammen mit der DFMG Eigentümer­in des Rheinturms ist und mit ihr die Einnahmen teilt. So wurde der Fernsehtur­m beispielsw­eise am Welt-Diabetesta­g blau angestrahl­t. „Wir sind eine städtische Gesellscha­ft und der Rheinturm ist nun einmal ein repräsenta­tives Gebäude hier in Düsseldorf, deshalb wollen wir uns bei solchen teilweise auch weltweit stattfinde­nden karitative­n Tagesaktio­nen beteiligen“, so IDR-Finanzvors­tand Manfred Kornfeld. „Dafür entstehen der Organisati­on keine Kosten, aber das muss dann auch wirklich für einen guten Zweck sein.“

Aktuell gebe es aufgrund der Energiespa­rmaßnahmen vergleichs­weise wenige Illuminati­onen, „das könnte aber in der nächsten Zeit gelockert werden“, so Kornfeld. „Allerdings wollen wir das ein bisschen in Grenzen halten. Wir wollen auf keinen Fall, dass da wöchentlic­h neue Werbung kommt, wir wollen den Rheinturm nicht als Litfaßsäul­e nutzen. Das soll etwas Besonderes sein.“Aus diesem Grund gebe es im Jahr nur ungefähr fünf kommerziel­le und fünf karitative Illuminati­onen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Telekom-Werbung im Juni 2020: Ein Lichtdesig­ner tauchte den Turm in Magenta, um den Mobilfunk-Standard 5G zu präsentier­en.
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F.: HARSTE Januar 2024: Illuminati­on zur Handball-EM mit Sponsor Puma.
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FOTOS (2): TRAN Februar 2024: das Intro von „Germany‘s Next Topmodel“.
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F.: ABR März 2023: Keine Werbekampa­gne, sondern eine Kunst-Installati­on.
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Logos des Werbekunde­n ProSieben: Die Kampagne läuft vier Tage lang.

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