Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Probleme mit Carsharing in Meerbusch
Die Stadt hatte sich von externen Fachleuten zum Thema Leih-E-Autos beraten lassen, erste Angebote kamen jedoch nicht an.
(dsch) Auch, wenn zunehmend Wert auf andere Fortbewegungsmittel gelegt wird, so ganz ist das Auto aus dem Alltag aktuell nicht wegzudenken. Eine umweltfreundlichere Alternative zum eigenen Pkw stellen Carshaing-Modelle dar – diese sind auch im Mobiliätskonzept empfohlen. Deswegen hat die Stadt Meerbusch Versuche unternommen, solche Lösungen auch hier zu etablieren. Allerdings bislang ohne Erfolg. Die Erkenntnis bisher: Die Strukturen von Meerbusch als Stadt eignen sich nicht für dieses Geschäftsmodell.
Bereits vor längerer Zeit hat die Verwaltung daher Gespräche mit Anbietern geführt, als diese ihre Geschäftsbereiche in den umliegenden Städten etablierten. Die Anbieter gaben jedoch die Rückmeldung, dass sich Meerbusch nicht bedienen lasse, wenn nicht ein Ankerkunde für Wirtschaftlichkeit garantiere. Unter Ankerkunde versteht man einen großen Kunden, der in diesem Fall eine Nutzung der Flotte garantieren und so für Sicherheit sorgen würde, unabhängig davon, wie gut das Sharing-Angebot im Rest der Stadt angenommen wird.
Die Stadt hatte daraufhin als größter Arbeitgeber Meerbuschs intern Interesse an Carsharing bei den eigenen Mitarbeitern abgefragt, aber wenig Interesse feststellen können.
Im Jahr 2020 schrieb dann das Verkehrsministerium NRW einen Wettbewerb aus, bei dem Kommunen eine kostenfreie Beratung zur Etablierung von Carsharing gewinnen konnten. Gemeinsam mit den Stadtwerken nahm Meerbusch teil und erhielt den Zuschlag als eine von acht Kommunen. Die Fachberater erarbeiteten für Meerbusch ein neues System: Anstatt auf externe Anbieter zu setzen, könne die Stadt das Carsharing mit den eigenen ESmarts anbieten. Die Stadt hatte für Dienstfahrten im Jahr 2018 E-Autos angeschafft.
Deren Nutzung sollte nun Stück für Stück ausgeweitet werden. In einem ersten Schritt wurde das interne Buchungssystem für die drei E-Smarts der Stadt überarbeitet. Im Anschluss wurden die Autos für die Mitarbeiter auch für die private Nutzung – gegen Gebühr, wohingegen die Dienstfahrten kostenlos sind – freigegeben.
Des Weiteren hätten außerhalb der Dienstzeiten die Elektroautos auch für die Bürger zur Ausleihe zur Verfügung gestellt werden können, und letztlich wollten Stadt und Stadtwerke versuchen, weitere Firmen für diese Initiative zu gewinnen. Zudem wurden an der Wittenberger Straße, wo die Fahrzeuge der Stadt positioniert sind, Ladesäulen eingerichtet, um die Autos zu betanken.
Doch auch hier gab es von den Mitarbeitern der Stadt wenig Interesse daran, die Fahrzeuge zu diesem Zweck zu nutzen. Dazu kamen offene Fragen, etwa, wie die Versicherung und die unbeschadete Rückgabe zu regeln sei, wenn die Fahrzeuge an Bürger ausgeliehen werden würden.
„Es gibt bei der Verwaltung niemanden, der dafür zuständig wäre oder die entsprechende Expertise hat“, sagt Dana Frey, die als Leiterin der Stabsstelle Umwelt das Projekt intensiv begleitet hat. Sie zeigt sich etwas enttäuscht, dass die Ansätze der externen Beratung in Meerbusch nicht gegriffen haben. „Wir haben uns daher entschlossen, das Projekt einzustellen“, so Frey. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Meerbuschs Siedlungsund Bevölkerungsstruktur für Carsharing-Angebote nicht geeignet sei.
„Immerhin können die Ladesäulen, die wir am Lanker Verwaltungsgebäude zusätzlich errichtet haben, jetzt von Bürgern für ihre privaten E-Autos genutzt werden“, so Frey.