Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Sorge vor Aus der Batterieforschung
Aus Wissenschaft und Firmen kommen eindringliche Appelle. Deutschland werde abgehängt, heißt es.
Forschende aus NRW und ganz Deutschland fürchten um einen Zukunftssektor. Nach dem Haushaltsurteil aus Karlsruhe streicht der Bund Projektfördergelder für die Batterieforschung drastisch zusammen. „Diese Kürzung ist wirklich eine Maßnahme, um die Batterieforschung in Deutschland zu beenden“, urteilte nun Professor Martin Winter vom Batterieforschungszentrum MEET der Universität Münster. „Die Beschränkung der Mittel wird dazu führen, dass wir überall in Deutschland Stellen abbauen werden – auch in NRW und auch Münster“, sagte er unserer Redaktion.
Bei dem Forschungsfeld geht es um Zukunftsthemen der Energiewende wie Speichermöglichkeiten oder Elektromobilität. Die deutsche Batterieforschung brauche jedes Jahr Projektfördermittel in Höhe von rund 150 bis 180 Millionen
Euro, so Winter. Der Bund sagte zwar die für 2024 bereits bewilligten Summen zu. Aber an neuem Geld seien nach letztem Planungsstand bis zum Jahr 2028 insgesamt 70 Millionen Euro vorgesehen: „70 Millionen für einen Zeitraum, für den wir 750 Millionen Euro oder mehr bräuchten.“Die meisten Projekte, die im vergangenen Jahr für die Zukunft geplant worden seien, würden nicht mehr bewilligt.
„Die Konsequenzen sind fatal“, beklagte Michael Krausa, Geschäftsführer des Kompetenznetzwerks Lithium-Ionen-Batterien (KLIB), dem Forschungseinrichtungen und Konzerne angehören. Er warnte vor den Auswirkungen auf die Wirtschaft: Durch die Forschungsförderung entstünden Masterarbeiten, Doktoranden würden bezahlt: „Wenn das wegbricht, kriegen Sie keine neuen Spezialisten für die Batterietechnik mehr für die Unternehmen.“Die Firmen würden sich dann auf dem Globus anderswohin orientieren.
Im nordrhein-westfälischen Forschungsministerium ist man zunächst mal froh, dass die Mittel nicht noch heftiger zusammengestrichen wurden, denn frühere Planungen hatten dies vorgesehen. „Der Bund hat offensichtlich erkannt, wie wichtig die Förderung dieser Zukunftstechnologie für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort ist. Gleichwohl bleibt die zugesagte Förderung weit hinter unseren Erwartungen und den Ankündigungen des Bundes zurück“, sagte Forschungsministerin Ina
Brandes (CDU) unserer Redaktion: „Erfolgreiche Forschung und Wissenschaft brauchen Klarheit und Verlässlichkeit.“Zusammen mit dem Bund habe das Land sehr viel Geld investiert, um in Münster eine einzigartige Forschungsinfrastruktur mit exzellenten Bedingungen zu schaffen.
Winter selbst fasste die Lage fatalistisch in Worte: „Wir haben ein großes Batterie-Ökosystem aufgebaut, und jetzt lassen wir es untergehen“, sagte er. Dabei fahre die Industrie derzeit die Produktion hoch: „Gerade jetzt ist der Zeitpunkt, unsere Forschung in die Wirtschaft zu transferieren.“
Die Bundesregierung könnte natürlich in den kommenden Jahren und neuen Haushalten wieder mehr Geld bereitstellen. Doch selbst wenn sie die Förderung wieder zu alter Höhe auffahren würde, werde wegen der Planungsflaute des Jahres 2024 ein Knick bleiben, hieß es vom Netzwerk KLIB.