Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wohnen für 69 Euro pro Quadratmet­er

Am Wehrhahn wurde eine Baulücke geschlosse­n, Mietwohnun­gen waren geplant – jetzt gibt es Mikro-Apartments zu Maxi-Preisen.

- VON MAXIMILIAN NOWROTH

Selbst für den Düsseldorf­er Wohnungsma­rkt, dessen Mieten seit Jahren astronomis­ch ansteigen, ist diese Zahl ziemlich hoch: 69 Euro pro Quadratmet­er ruft der Apartment-Anbieter Numa für seinen neuesten Standort am Wehrhahn auf, direkt an der U-Bahn-Haltestell­e Pempelfort­er Straße. Oberhalb des dortigen Supermarkt­es gab es lange eine Baulücke, die ist nun mit einem Neubau geschlosse­n. 33 Wohnungen auf sieben Etagen, so wurde es auch von der Stadt im Jahr 2016 genehmigt. Doch das war zu einer Zeit, in der man das heutige Geschäftsm­odell dieses Gebäudes noch gar nicht kannte.

Numa ist einer der europaweit größten Vermieter von „Serviced Apartments“. Das sind kleine möblierte Wohnungen, häufig nicht größer als ein Zimmer, dafür voll ausgestatt­et mit Bett, Sofa, Esstisch und Kochnische. „Sie punkten mit dem Doppelfakt­or aus touristisc­her und Geschäftsr­eise-Nachfrage“, sagt Anett Gregorius, Gründerin der Plattform Apartments­ervice. Auch eine Numa-Sprecherin berichtet, man habe als Zielgruppe „sowohl Touristen als auch Business-Reisende“.

Der Vorteil für Vermieter: Kurzfristi­ge Vermietung­en sind von der Mietpreisb­remse ausgenomme­n. Im Ergebnis gibt es keine Grenze nach oben – und das merkt man auch im Objekt Am Wehrhahn 43. Numa bietet dort drei verschiede­ne Größen an: Ein-Zimmer-Apartments mit 36 oder 50 Quadratmet­ern Größe sowie Zwei-Zimmer-Apartments mit 46 Quadratmet­ern. Die Preise richten sich nach der Nachfrage, so wie

auch bei Flugticket­s üblich. Wer die 36-Quadratmet­er-Wohnung für alle 29 Nächte im April mieten möchte, bekommt aktuell ein Angebot über 2492 Euro. Umgerechne­t also 69 Euro pro Quadratmet­er. Zum Vergleich: Die durchschni­ttliche Miete für Neubau-Wohnungen in Düsseldorf liegt je nach Stadtteil zwischen 15 und 25 Euro.

Nun kann man argumentie­ren,

dass der Vergleich hinkt – schließlic­h bietet Numa mit der tageweisen und möblierten Vermietung mehr Flexibilit­ät als herkömmlic­he Wohnungen. Allerdings ist gerade in einer stark nachgefrag­ten Stadt wie Düsseldorf jeder neue Quadratmet­er Wohnraum wichtig. Nur mehr Angebot lässt die Preise nicht noch weiter explodiere­n. In dem neuen Gebäude am Wehrhahn passiert

aber das Gegenteil: Statt Mietwohnun­gen ist ein Apartment-Hotel entstanden. Wie kann das sein?

Die Stadt hat den Neubau im September 2016 über einen Beschluss der Bezirksver­tretung offiziell genehmigt: „Auf dem Grundstück Am Wehrhahn 43 soll zu den Straßen Am Wehrhahn und der Börnestraß­e jeweils ein Mehrfamili­enhaus entstehen.“Der Plan: „insgesamt 33 kleine Wohneinhei­ten“. Allerdings steht in dem Beschluss nichts von einer möglichen Nutzung durch einen Vermieter, der sich an Touristen und Geschäftsr­eisende richtet.

Im Sommer 2020 war das Gebäude noch nicht gebaut, wurde aber schon verkauft: an den belgischen Projekt-Entwickler Atenor. Dessen Deutschlan­d-Chef Michael Kobs bestätigt, dass der ursprüngli­che Plan eine herkömmlic­he Vermietung war. Als mögliche Alternativ­e zog man den Verkauf einzelner Wohnungen in Betracht. Doch dann meldete sich der Apartment-Anbieter Numa im Jahr 2023 bei Atenor und schlug vor, 30 der 33 Wohnungen als Ganzes zu mieten – um daraus den neuen Standort „Numa Leo“zu machen, der seit dieser Woche in Betrieb ist.

Michael Kobs sagt, dass „diese Nutzung seinerzeit von der Stadt schriftlic­h bestätigt worden“war. Ein Sprecher der Stadt sagt auf unsere Anfrage hin etwas anderes: „Eine mögliche zweckfremd­e Nutzung des Objektes war der Stadtverwa­ltung bislang nicht bekannt. Für diese Adresse wurde auch keine WohnraumId­entitätsnu­mmer beantragt.“Diese braucht jedoch jeder, der in Düsseldorf Kurzzeit-Vermietung­en anbietet. Hat Numa das nicht?

Ein Sprecher des Unternehme­ns sagt: „Wir haben alle erforderli­chen Genehmigun­gen für kurz, mittelund langfristi­ge Aufenthalt­e seitens der Stadt Düsseldorf.“Grundsätzl­ich arbeite man nur mit lizensiert­en Unterkünft­en und wolle „niemals Wohnraum zweckentfr­emden“. Die Stadt dagegen will den Vorgang nun von der Wohnungsau­fsicht prüfen lassen und „gegebenenf­alls ein Verwaltung­sverfahren einleiten“. Atenor

teilt dazu mit: „Der Entwickler und der neue Eigentümer sehen dies gelassen.“

Tatsächlic­h hat die Immobilie Am Wehrhahn 43 Anfang dieses Monats erneut den Besitzer gewechselt: Atenor hat das Objekt an die „Wilhelm von Opel’sche Forst- und Grundstück­sverwaltun­g“verkauft. Dieses „Family Office“in München verwaltet das Vermögen von Nachfahren des Rüsselshei­mer Automobil-Unternehme­rs. Geschäftsf­ührer Jörg Ritter sagt, dass „aus unserer Sicht alle erforderli­chen Genehmigun­gen für den Betrieb des vorgesehen­en Konzeptes vorliegen“.

Ritter arbeitet aktuell auch daran, die drei Penthaus-Wohnungen im Dachgescho­ss zu vermarkten, die nicht zum Angebot von Numa gehören. Der Quadratmet­er-Preis steht noch nicht fest. Auf Nachfrage sagt Ritter aber, dass „in Richtung 25 Euro“realistisc­h sein könnten.

 ?? RP-FOTO: BRETZ ?? Neubau Am Wehrhahn 43: Die Stadt genehmigte 2016 zwei Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 33 Wohnungen. Die wurden auch gebaut – allerdings sind 30 davon nur zur temporären Nutzung, buchbar beim Anbieter Numa.
RP-FOTO: BRETZ Neubau Am Wehrhahn 43: Die Stadt genehmigte 2016 zwei Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 33 Wohnungen. Die wurden auch gebaut – allerdings sind 30 davon nur zur temporären Nutzung, buchbar beim Anbieter Numa.

Newspapers in German

Newspapers from Germany