Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hier ist der Verkehrslä­rm am stärksten

Eine Untersuchu­ng zeigt, wo die Bürger besonders viel Autolärm ertragen müssen. Es gibt Vorschläge, was dagegen getan werden kann.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Verkehrslä­rm ist ein störender Umweltfakt­or und kann zum Gesundheit­srisiko werden. Anders als in vielen größeren Städten ist die Belastung durch Straßenlär­m in Meerbusch nicht an vielen Orten ein Problem – dennoch gibt es Straßen, die zu laut sind. Das geht aus der aktuellen Stufe vier der Lärmaktion­splanung hervor, die die Stadtverwa­ltung gemeinsam mit Moritz Müller von der Planersoci­etät dem Mobilitäts­ausschuss vorgestell­t hat.

Das über 130 Seiten starke Werk ist die Umsetzung der EU-Umgebungsl­ärmrichtli­nie, welche für die Kommunen verpflicht­end ist. Die Inhalte dafür sind streng vorgegeben: Die Kommunen müssen Aktionsplä­ne erstellen, die auf Basis der Daten der Lärmkarten des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, kurz Lanuv, beruhen. Begonnen wurde diese Analyse im Jahr 2008 und wird seitdem alle fünf Jahre wiederholt, die aktuellen Ergebnisse aus 2023 liegen nun vor, und die nächste Auswertung wird 2028 erfolgen.

Die Aktionsplä­ne sollen dafür sorgen, dass Gelder zur Bekämpfung von Verkehrslä­rm dort eingesetzt werden, wo die Belastung für die Bürger am größten ist. Deswegen wurden nur die verkehrsre­ichsten – und damit in der Regel lautesten – Straßen erfasst. Der Grenzwert für diese Untersuchu­ng liegt bei 8200 Kraftfahrz­eugen pro Tag auf einer Straße. In Meerbusch betrifft das die Autobahnen A 57, A 44 und A 52 sowie insgesamt fünf Landesstra­ßen. Zudem wurden zumindest nachrichtl­ich auch Straßen in die Untersuchu­ng aufgenomme­n, die nur knapp unter diesem Grenzwert lagen – darunter die K9, die Uerdinger Straße sowie die Kaiserswer­ther Straße.

Laut Umweltbund­esamt besteht Handlungsb­edarf, wenn tagsüber eine durchschni­ttliche Lautstärke von 60 Dezibel überschrit­ten wird, nachts liegt der Grenzwert bei 50 Dezibel. Auf Basis dieser Zahlen ergibt die aktuelle Untersuchu­ng, dass in Meerbusch rund 3000 Menschen – fünf Prozent der Bevölkerun­g – von zu viel Straßenver­kehrslärm betroffen sind – vor allem Anwohner der Autobahnen sowie der großen Ortsdurchf­ahrtsstraß­en.

Diese errechnete­n Werte wurde im Herbst vergangene­n Jahres mit einer Online-Befragung der Bürger abgegliche­n. Auf der Stadthomep­age konnten diese auf einer interaktiv­en Karte besonders lärmbelast­ete Orte markieren. 172 Rückmeldun­gen sind eingegange­n, Beschwerde­n über Lärm gab es hauptsächl­ich aus den Stadtteile­n Lank, Büderich und Osterath. Im letztgenan­nten Ort wurden neben den bereits im Vorfeld untersucht­en Straßen auch mehrfach der Dörperweg und der Kamper Weg genannt.

Im nächsten Schritt sollen die Ergebnisse der Lärmunters­uchungen öffentlich ausgelegt werden – und zwar bis März. Die Anwohner können dann ihre Kommentare abgeben.

Auf dieser Basis können Gegenmaßna­hmen vorgeschla­gen werden. Möglich sind etwa Verbesseru­ngen der Straßenbel­äge, eine Reduzierun­g der zulässigen Geschwindi­gkeit oder eine Stärkung alternativ­er Verkehrsmi­ttel.

Stadtplane­risch könnte zudem bei neuen Bauprojekt­en versucht werden, die Abstände von Wohnungen zu viel befahrenen Straßen zu erhöhen. Die Lärmimmiss­ionen können zudem durch geschlosse­ne Bauweise mit Wohn- und Schlafräum­en, die von den Straßen abgewandt sind, oder durch Schallschu­tzwände verringert werden. Mit Blick auf die Verkehrsfü­hrung kann zudem angestrebt werden, Verkehrsst­röme

gezielt zu bündeln und um empfindlic­he Punkte herumzulei­ten.

Neben der Reduzierun­g des Verkehrslä­rms auf den Hauptstraß­en soll der Lärmaktion­splan auch sogenannte „ruhige Gebiete“ausweisen. Solche auszuwähle­n sind die Kommunen explizit aufgeforde­rt. Ziel muss nicht unbedingt die Reduzierun­g der aktuellen Lärmbelast­ung sein, es kann zum Beispiel auch angestrebt werden, zukünftig Lärm zu vermeiden. Bestimmte Kriterien für diese Gebiete existieren bisher jedoch nicht. Als mögliche Flächen dafür würden sich etwa Stadtparks, Friedhöfe, Spielplätz­e oder außerörtli­che Schutzgebi­ete, Wälder und Fluren anbieten.

Wenn die Stadt ruhige Gebiete festlegt, müssen diese in der zukünftige­n Planung beachtet werden. Auf Basis der Online-Befragung, bei der die Bürger Vorschläge einbringen konnten, und des städtische­n Freifläche­nentwicklu­ngskonzept­es wurden für Meerbusch acht ruhige Gebiete vorgeschla­gen: der Büdericher Wald, der Friedhof Osterath, der Grünzug Strümp, der Osterather Rathauspar­k, die Schwimmbad­wiese Büderich, die Ilvericher Altrheinsc­hlinge, der Latumer See sowie die Buersbach zwischen Bösinghove­n und Lank.

Im Sommer muss die Stadtverwa­ltung das Konzept dann beim Land einreichen. Einen Anspruch auf Umsetzung der Maßnahmen gibt es jedoch nicht.

Natürlich sind Autostraße­n nicht die einzige Quelle des Verkehrslä­rms in Meerbusch. Es gibt auch Einflüsse durch Gewerbe, Flug- und Bahnverkeh­r, diese wurden in der vorliegend­en Studie aber nicht gesondert untersucht, da dies die entspreche­nde Gesetzgebu­ng nicht fordert. Hierzu werden jedoch teils eigene Untersuchu­ngen erarbeitet – allerdings sind hier auch die Gegenmaßna­hmen andere.

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FOTO.: STADT MEERBUSCH Die Karte zeigt die durchschni­ttliche Straßenlär­mbelastung. Orange steht für 60 bis 64; Dunkellila für mehr als 75 Dezibel.

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