Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wie es mit und nach Britta Zur weitergeht
Fest steht inzwischen, dass die Dezernentin ihre Arbeit bis zum Abschied im September weiterführen wird. Wie die Suche nach der Nachfolge startet, wie schnell eine Lösung hermuss und welche Szenarien denkbar sind.
Mit dem Abschied von Britta Zur aus dem Rathaus ist dort plötzlich eine gewichtige Personalfrage zu lösen. Einen Tag nach Bekanntwerden der Nachricht sind zwar noch viele Fragen offen. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Beigeordnete für Ordnung, Bürgerservice und Sport bis zu ihrem Wechsel an die Spitze der DB Sicherheit nach Berlin im September ihren Job in Düsseldorf fortführen wird.
Der Öffentlichkeit erklärte sie sich am Mittwochabend mit einer Pressemitteilung, die ihr Anwalt per E-Mail versendete. Demnach werde sie „ihre Aufgaben bei der Stadt Düsseldorf auch in den nächsten Monaten mit ihrem gewohnten Enthusiasmus und dem für sie charakteristischen hohen Einsatz wahrnehmen“. Zudem betreibt Zur, die rathausintern viel Kritik einstecken musste, in der Mitteilung vor allem Werbung in eigener Sache. „Die Berufung unserer Mandantin als ausgewiesene Sicherheitsexpertin in diese verantwortungsvolle Position innerhalb der Deutschen Bahn ist die folgerichtige Konsequenz ihrer erfolgreichen Arbeit als Ordnungsdezernentin der Stadt Düsseldorf sowie auch ihrer früheren Führungsposition als Polizeipräsidentin der Stadt Gelsenkirchen.“Im Übrigen sei der Vorstand der Bahn an Zur herangetreten, um die neue Aufgabe als Vorsitzende der Geschäftsführung der DB Sicherheit zu übernehmen.
Auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sieht es in einem Statement als erforderlich an, dass Zur „ihre Aufgaben bis zu Ihrem Wechsel im September vollumfänglich erledigen wird“. Keller verweist auf den „hohen Bedarf an Terminen beim Bürgerservice oder auch die bevorstehende Europameisterschaft. Zudem stehen bei der Neuaufstellung der Ämter, vor allem beim stark gewachsenen Ordnungs- und Servicedienst, enorme Umstrukturierungen an, die sinnvollerweise von Zur zum Ziel geführt werden sollten, wie aus Rathauskreisen zu hören ist.
Hinzu kommt laut Keller: „Dies gibt uns die Zeit, die Zukunft des Dezernats 08 zu überdenken.“Denn wie von mehreren Seiten zu hören ist, soll auch der OB nur sehr kurzfristig vom Ausscheiden Zurs erfahren haben (und entsprechend verstimmt angesichts des Stils sein). Wie Keller andeutet, hat nun nicht nur die Suche nach einem geeigneten Kandidaten für die Nachfolge begonnen. Zudem steht die Frage der Verteilung der Zuständigkeiten im Raum, die der OB vornimmt. Der Rat könnte das wiederum nur überstimmen, was aber aufgrund vorheriger Absprachen unüblich ist.
Wie von Fraktions- und Verwaltungsspitzen zu hören ist, gibt es offenbar keinen Grund zur Hektik. Selbst wenn am 1. September noch kein neuer Dezernent im Amt sei, seien kommissarische Lösungen gut umsetzbar. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche könnte den Sport übernehmen, für den er lange verantwortlich war, Olaf Wagner käme für Bürgerservice infrage, Christian Zaum war bis zuletzt Ordnungsdezernent.
Nur auf den ersten Blick nah liegt allerdings der Gedanke, dass Zaum das Ressort wieder langfristig übernehmen könnte. Zwar war er in dieser Rolle hoch angesehen und er ließ sie auch nur zähneknirschend hinter sich. Doch inzwischen hat er einen guten Start als Wirtschaftsdezernent hingelegt, er und seine Mitarbeiter sind gerade eingearbeitet. Zudem hat Zaum in den letzten Jahren einige Ressortwechsel mitgemacht und kommissarische Zusatzaufgaben
übernommen, worauf auch Rücksicht genommen werden könnte. Ferner wären die großen Bereiche Wirtschaft und Ordnung kaum zusammen zu bewältigen.
Ebenfalls als unwahrscheinlich gilt, dass man von acht auf sieben Dezernenten reduziert, wie es die SPD fordert. Aus den anderen großen Fraktionen ist vielmehr zu hören, wie hoch die Arbeitsbelastung jetzt schon für die Dezernenten sei.
Dennoch könnten die Aufgaben anders verteilt werden. Das genaue Vorgehen wird abgestimmt. Das informelle Vorschlagsrecht (formell wird ausgeschrieben, der Stadtrat stimmt nach dem Bewerbungsverfahren über den Wahlbeamten ab) liegt bei diesem Dezernat sowohl bei der FDP, allerdings aufgrund des neu hinzugekommenen Ordnungsdezernats auch bei der CDU. Darum werden zunächst einmal Gespräche zwischen den Fraktionen aufgenommen.
FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus sagt, dass er bereits Terminanfragen herausgeschickt habe. Norbert Czerwinski (Grüne) will ergebnisoffen in die Treffen hineingehen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Rolf Tups, sagt, es sei noch zu früh, um konkret über Kandidaten nachzudenken. „Wir müssen uns jetzt in Ruhe Gedanken machen.“In jedem Fall biete sich aber die Chance, „über die gesamte Konfiguration der Dezernate noch einmal nachzudenken und eventuell neue Profile zu schaffen“.
Die Frage nach dem Vorschlagsrecht sieht Tups dabei nicht als zentral an – viel wichtiger sei, dass man den besten Kandidaten finde. „Da geht es um die Sache, dazu werden wir sicherlich auch gerne mit der FDP sprechen. Wir haben mit Sicherheit alle vor allem den Wunsch, die beste Lösung für die Stadt zu finden.“