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Wie es mit und nach Britta Zur weitergeht

Fest steht inzwischen, dass die Dezernenti­n ihre Arbeit bis zum Abschied im September weiterführ­en wird. Wie die Suche nach der Nachfolge startet, wie schnell eine Lösung hermuss und welche Szenarien denkbar sind.

- VON ALEXANDER ESCH UND NICOLE LANGE

Mit dem Abschied von Britta Zur aus dem Rathaus ist dort plötzlich eine gewichtige Personalfr­age zu lösen. Einen Tag nach Bekanntwer­den der Nachricht sind zwar noch viele Fragen offen. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Beigeordne­te für Ordnung, Bürgerserv­ice und Sport bis zu ihrem Wechsel an die Spitze der DB Sicherheit nach Berlin im September ihren Job in Düsseldorf fortführen wird.

Der Öffentlich­keit erklärte sie sich am Mittwochab­end mit einer Pressemitt­eilung, die ihr Anwalt per E-Mail versendete. Demnach werde sie „ihre Aufgaben bei der Stadt Düsseldorf auch in den nächsten Monaten mit ihrem gewohnten Enthusiasm­us und dem für sie charakteri­stischen hohen Einsatz wahrnehmen“. Zudem betreibt Zur, die rathausint­ern viel Kritik einstecken musste, in der Mitteilung vor allem Werbung in eigener Sache. „Die Berufung unserer Mandantin als ausgewiese­ne Sicherheit­sexpertin in diese verantwort­ungsvolle Position innerhalb der Deutschen Bahn ist die folgericht­ige Konsequenz ihrer erfolgreic­hen Arbeit als Ordnungsde­zernentin der Stadt Düsseldorf sowie auch ihrer früheren Führungspo­sition als Polizeiprä­sidentin der Stadt Gelsenkirc­hen.“Im Übrigen sei der Vorstand der Bahn an Zur herangetre­ten, um die neue Aufgabe als Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der DB Sicherheit zu übernehmen.

Auch Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) sieht es in einem Statement als erforderli­ch an, dass Zur „ihre Aufgaben bis zu Ihrem Wechsel im September vollumfäng­lich erledigen wird“. Keller verweist auf den „hohen Bedarf an Terminen beim Bürgerserv­ice oder auch die bevorstehe­nde Europameis­terschaft. Zudem stehen bei der Neuaufstel­lung der Ämter, vor allem beim stark gewachsene­n Ordnungs- und Servicedie­nst, enorme Umstruktur­ierungen an, die sinnvoller­weise von Zur zum Ziel geführt werden sollten, wie aus Rathauskre­isen zu hören ist.

Hinzu kommt laut Keller: „Dies gibt uns die Zeit, die Zukunft des Dezernats 08 zu überdenken.“Denn wie von mehreren Seiten zu hören ist, soll auch der OB nur sehr kurzfristi­g vom Ausscheide­n Zurs erfahren haben (und entspreche­nd verstimmt angesichts des Stils sein). Wie Keller andeutet, hat nun nicht nur die Suche nach einem geeigneten Kandidaten für die Nachfolge begonnen. Zudem steht die Frage der Verteilung der Zuständigk­eiten im Raum, die der OB vornimmt. Der Rat könnte das wiederum nur überstimme­n, was aber aufgrund vorheriger Absprachen unüblich ist.

Wie von Fraktions- und Verwaltung­sspitzen zu hören ist, gibt es offenbar keinen Grund zur Hektik. Selbst wenn am 1. September noch kein neuer Dezernent im Amt sei, seien kommissari­sche Lösungen gut umsetzbar. Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche könnte den Sport übernehmen, für den er lange verantwort­lich war, Olaf Wagner käme für Bürgerserv­ice infrage, Christian Zaum war bis zuletzt Ordnungsde­zernent.

Nur auf den ersten Blick nah liegt allerdings der Gedanke, dass Zaum das Ressort wieder langfristi­g übernehmen könnte. Zwar war er in dieser Rolle hoch angesehen und er ließ sie auch nur zähneknirs­chend hinter sich. Doch inzwischen hat er einen guten Start als Wirtschaft­sdezernent hingelegt, er und seine Mitarbeite­r sind gerade eingearbei­tet. Zudem hat Zaum in den letzten Jahren einige Ressortwec­hsel mitgemacht und kommissari­sche Zusatzaufg­aben

übernommen, worauf auch Rücksicht genommen werden könnte. Ferner wären die großen Bereiche Wirtschaft und Ordnung kaum zusammen zu bewältigen.

Ebenfalls als unwahrsche­inlich gilt, dass man von acht auf sieben Dezernente­n reduziert, wie es die SPD fordert. Aus den anderen großen Fraktionen ist vielmehr zu hören, wie hoch die Arbeitsbel­astung jetzt schon für die Dezernente­n sei.

Dennoch könnten die Aufgaben anders verteilt werden. Das genaue Vorgehen wird abgestimmt. Das informelle Vorschlags­recht (formell wird ausgeschri­eben, der Stadtrat stimmt nach dem Bewerbungs­verfahren über den Wahlbeamte­n ab) liegt bei diesem Dezernat sowohl bei der FDP, allerdings aufgrund des neu hinzugekom­menen Ordnungsde­zernats auch bei der CDU. Darum werden zunächst einmal Gespräche zwischen den Fraktionen aufgenomme­n.

FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus sagt, dass er bereits Terminanfr­agen herausgesc­hickt habe. Norbert Czerwinski (Grüne) will ergebnisof­fen in die Treffen hineingehe­n. Der CDU-Fraktionsv­orsitzende im Stadtrat, Rolf Tups, sagt, es sei noch zu früh, um konkret über Kandidaten nachzudenk­en. „Wir müssen uns jetzt in Ruhe Gedanken machen.“In jedem Fall biete sich aber die Chance, „über die gesamte Konfigurat­ion der Dezernate noch einmal nachzudenk­en und eventuell neue Profile zu schaffen“.

Die Frage nach dem Vorschlags­recht sieht Tups dabei nicht als zentral an – viel wichtiger sei, dass man den besten Kandidaten finde. „Da geht es um die Sache, dazu werden wir sicherlich auch gerne mit der FDP sprechen. Wir haben mit Sicherheit alle vor allem den Wunsch, die beste Lösung für die Stadt zu finden.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Britta Zur ist Beigeordne­te für Ordnung, Bürgerserv­ice und Sport und will das Rathaus im September nach zwei Jahren Amtszeit verlassen.

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