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Jürgen Holitschke zeigt „Altes Holz“

In der Reihe „Kunst in der Apsis“sind in der Evangelisc­hen Kirche Osterath Buchsbaumo­bjekte zu sehen. Die Arbeiten des Beuys-Schülers stellen die Schönheit des alten Holzes heraus.

- VON MONIKA GÖTZ

Kunst zu zeigen, die sich auf Themen der jeweiligen Zeit im Kirchenjah­r bezieht, ist das Merkmal der vor 23 Jahren ins Leben gerufenen Serie „Kunst in der Apsis“der Evangelisc­hen Kirche Osterath. Die umfangreic­he Ausstellun­gsreihe spiegelt die Vielfalt der Kunst wider.

„Inzwischen kommen zahlreiche Bewerbunge­n von Künstlerin­nen und Künstlern aus dem In- und Ausland“, erklärt Marlies Blauth, Organisato­rin und Betreuerin dieser Kunstreihe. Für die gerade begonnene Passionsze­it hat sie die Buchsbaumo­bjekte des in unterschie­dlichen Bereichen aktiven Künstlers Jürgen Holitschke ausgewählt. Seine fasziniere­nde Kunst aus altem Holz macht deutlich, wie eng die Parallelen zwischen der Natur und unserem Leben verlaufen.

Denn die Arbeiten von Jürgen Holitschke präsentier­en beeindruck­end altes Holz, das in Form von Skulpturen zu neuem Leben erwacht ist. Es ist eine gewisse „Auferstehu­ng“, wie sie auch dem Frühling, der Passionsze­it und Ostern zugeschrie­ben wird. Jürgen Holitschke, der Anfang der 1970er Jahre in der Beuys-Klasse der Kunstakade­mie studierte, Kunsterzie­her war, seit 1982 im Atelier Jüchen arbeitet und seit 2001 den rund 20 Mitglieder­n der Produzente­ngalerie Judith Dielämmer in Grevenbroi­ch angehört, ist vom Holz des Buchsbaums begeistert: „Dieses uralte Gewächs, das es heute nur noch selten gibt, hat mich von Beginn an fasziniert.“Künstlerin und Ehefrau Elisabeth ergänzt: „Vor vielen Jahren, als wir nach Grevenbroi­ch gezogen sind, hat mein Mann angefangen, Buchsbäume zu ziehen.“

Heute entdeckt Jürgen Holitschke­s Blick die Schönheit des Holzes

– auch im zerstörten Zustand. Denn der Buchsbaum ist selten geworden und nicht mehr grün. Der Zünsler, ein aus Asien eingewande­rter Falter und seine Raupe, vernichtet das Blattwerk vollständi­g. Die Buchsbäume werden deshalb heute als totes Gehölz ausgegrabe­n und verbrannt. Jürgen Holitschke macht aus den abgestorbe­nen Pflanzen mit dem oft zierlichen Geäst beeindruck­ende Kunstobjek­te. „Das künstleris­che Objekt verändert die Art des Hinsehens, es kommen die feinnervig­en Formen zutage, die Fragilität des Lebens, der Natur, der Ökologie, des Klimas“, fasst Marlies Blauth zusammen.

Sie erinnert sich, dass der Buchsbaum in vielen Kirchen traditione­ll am Palmsonnta­g verteilt wird und sich diese Kunst in das Kirchenjah­r einpasst. Der in Grevenbroi­ch lebende Künstler hat einige der abgestorbe­nen und ausgegrabe­nen Buchsbaum-Wurzeln mit naturgemäß dekorativ angeordnet­en Zweigen in seinem Atelier: „Ich mache mir vorher keine Gedanken, was künstleris­ch aus ihnen wird, nehme mir nichts vor – es kommt, wie es kommt.“

In der Apsis der Evangelisc­hen Kirche sind vier auch im Umfang unterschie­dlich filigrane Kunstobjek­te an der Decke befestigt und schweben frei wie Mobiles im Raum. So entfalten sie ihre natürliche Schönheit, ihre optische Reichhalti­gkeit, die größten Teils von der Natur gegeben ist. Jürgen Holitschke bearbeitet sie nur minimal: „Ich möchte die Schönheit des alten Holzes erhalten.“Er nutzt einfaches Handwerkze­ug, um geringfügi­ge Veränderun­gen vorzunehme­n – beispielsw­eise mit einem Messer die Rinde zu entfernen, um das helle, feinporige Holz sichtbar zu machen. An manchen Stellen wird geschliffe­n und ab und zu auch mal mit Acrylfarbe eingefärbt. Es sind Hölzer mit und ohne Wurzel – aber immer fasziniere­nd. Einige von ihnen werden hinter Rahmen gezeigt. „So ist aus der Natur etwas Neues entstanden“, freut sich Jürgen Holitschke. Marlies Blauth ergänzt: „In der Passionsze­it werden vielfach Kreuze verhängt. Das passt zu unserer sehr reduzierte­n Ausstellun­g. Ihre Helligkeit korrespond­iert gut mit der ‚Christusfa­rbe“Weiß, die auch zu Ostern angesagt ist.“

Und Germanisti­n Inge Harms, die in die Ausstellun­g einführen wird, sagt: „Die Betrachter werden angeregt, ihrer Fantasie folgend eigene Geschichte­n zu schreiben über das Feuer, über Buchsbäume, über das, was in ihnen selbst angesproch­en wird und so zu neuen Wahrnehmun­gen gelangt.“

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Jürgen Holitschke verbindet mit seinen Arbeiten Kunst und Natur. Das Ergebnis ist in der Reihe „Kunst in der Apsis“zu sehen.
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FOTO: HOLITSCHKE Jürgen Holitschke stellt Kunst aus Buchsbäume­n her.

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