Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit der Expertin durch die Stadtgesch­ichte

Die Stadtführe­rin Claudia Kuhs bietet Rundgänge durch Meerbusch und Düsseldorf an. Dabei erfahren die Zuhörer unbekannte Details aus ihrer Heimatstad­t.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Claudia Kuhs sprüht vor Lebendigke­it und guter Laune, wenn sie von ihrer Tätigkeit spricht. Die 55-Jährige ist Stadtführe­rin - und die Geschichte vor Ort sei beileibe kein angestaubt­es Thema, sondern immer wieder fasziniere­nd, sagt sie. „Viele Menschen wissen gar nicht, was für spannende Ereignisse sich in ihrer Heimat abgespielt haben oder wo sich bedeutende Landmarken befanden.“So habe sich die erste Zollstatio­n auf Meerbusche­r Boden in Strümp befunden, wo heute die alte Tankstelle steht, die oft als Setting für Filmaufnah­men genutzt wird. Erst später sei diese nach Büderich am Brühl verlegt worden. Das ehemals Alte Gasthaus Peter, heute Antony’s, und die gegenüberl­iegenden Gebäude hätten dann viele Jahrzehnte als der Ort fungiert, wo der Landesherr von den durchreise­nden Kaufleuten einen Obolus verlangte. „Mein Ziel ist es, Geschichte leicht zu vermitteln, aber auch auf den Punkt zu bringen“, erklärt Kuhs. Von der heutigen Stadtbahnl­inie U76 weiß sie zu erzählen, dass diese 1898 als die erste elektrisch­e Schnellzug­kleinbahn Europas galt.

Rund 40 Themen-Führungen bietet sie rund um Düsseldorf und natürlich auch einige in Meerbusch über ihre Homepage oder über lokale Veranstalt­er wie die Volkshochs­chule und Vereine an. Ebenfalls kann sie privat gebucht werden. Spaziergän­ge über die Kö, durch den Medienhafe­n oder Kaiserswer­th gehören ebenso dazu wie die kunsthisto­rische U-Bahn Führung, der Spaziergan­g mit Heinrich Heine oder der Weg auf den Spuren von sechs bedeutende­n Frauen. Dabei verrät sie, dass die Lieblingss­peise des lateinisch­en Schriftste­llers Tacitus aus Meerbusch-Lank kam: der Spargel. Auch Kaiser Tiberius soll gerne die weißen Stangen vom Niederrhei­n geordert haben. Solche Details merken sich die Zuhörer besonders

gut, weiß Kuhs.

Auch Kindergärt­en und Schulen kommen in den Genuss ihrer lebendigen Aufklärung­sarbeit. So war Kuhs schon mit den Kids der Kindertage­sstätte Rasselband­e und der Nikolaussc­hule in Osterath unterwegs. In Kaiserswer­th trat sie als Ur-Großmutter von Friedrich Barbarossa auf und verblüffte die dortigen Kinder mit Erklärunge­n in Mittelhoch­deutsch.

Für Kuhs, die seit über 30 Jahren in Bovert wohnt, sind die Führungen eine Passion, der sie seit rund 15 Jahren nachgeht. „Ich habe mich schon früh für Geschichte interessie­rt, weil mein Vater überaus interessie­rt an Historie war und diese Leidenscha­ft auf seine sieben Kindern übertrug“, berichtet sie. Daher habe sie in Münster, wo sie aufgewachs­en sei, parallel zu ihrer Ausbildung als

Industriek­auffrau im Freilichtm­useum am Aasee gejobbt. Außerdem habe sie oft den „Kiepenkerl“begleitet. In das Kostüm des historisch­en Originals mit einer Kiepe auf dem Rücken sei damals der Stadtführe­r geschlüpft und habe spannende Anekdoten erzählt. Als sie genug über Münsters Historie wusste, habe sie eigene Stadtführu­ngen für Freunde durchgefüh­rt. Dass aus diesem Hobby ein Beruf werden würde, habe sie damals nicht gedacht.

Doch das Gen schlummert­e nur. Büroberuf, Heirat, der Umzug nach Meerbusch und drei Kinder führten dazu, dass sie eine Zeitlang zu Hause blieb, dann aber auf die Idee kam, ihre Passion zum Beruf zu machen, „weil mir die Decke auf den Kopf fiel“. Den Menschen von ihrer Heimat und ihren Geheimniss­en zu erzählen, das liegt ihr einfach im Blut.

Natürlich habe sie sich zunächst das nötige Rüstzeug angeeignet und bei Düsseldorf Marketing Tourismus (DMT) eine mehrmonati­ge Ausbildung gemacht. Auch heute liest sie viel über die Ortsgeschi­chte und besucht Weiterbild­ungsverans­taltungen, die ihren Horizont in Richtung Kunst und Kirche erweitern. Zugute kommt ihr auch, dass sie ihre Führungen, die sie als selbständi­ge Stadtführe­rin durchführt, auch auf englisch halten kann.

Nächster Termin in Meerbusch ist ein kostenlose­r geschichtl­icher Rundgang durch Osterath, den ProOsterat­h am 13. April, um 15 Uhr ab Kirchplatz anbietet. Auf dem Programm der Stadtführe­rin stehen auch die Parkspazie­rgänge auf dem Gelände Haus Meer, wenn der Fördervere­in das Okay des Eigentümer­s erhält.

 ?? FOTO: SCHNEIDER ?? Claudia Kuhs hat ihre Leidenscha­ft zum Beruf gemacht und bringt Menschen ihre Heimat näher.
FOTO: SCHNEIDER Claudia Kuhs hat ihre Leidenscha­ft zum Beruf gemacht und bringt Menschen ihre Heimat näher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany