Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Bettensteuer macht Hotels das Leben schwer
Hoteliers müssen seit Januar drei Euro pro Nacht bei den Gästen eintreiben. Die Branche beklagt fehlendes Verständnis der Stadt.
DÜSSELDORF Drei Euro Beherbergungssteuer pro Übernachtung – was nach einem kleinen finanziellen Aufwand klingt, sorgt in Düsseldorfer Hotels seit Jahresbeginn für großen Unmut. Die Kritik von Hoteliers und Vertretern des Branchenverbands Dehoga: Die von der Stadt eingeführte Beherbergungssteuer sei in der Praxis kompliziert, sorge für unnötigen Mehraufwand und führe zu Unverständnis bei Gästen und Gastgebern. Während ein Stadt-Sprecher „sehr gute Gespräche“mit der Branche sieht, beklagt Timo Schmitz, Leiter des 25hoursHotels: „Unsere Verbesserungsvorschläge werden nicht umgesetzt.“
Viele Städte in Europa erheben Übernachtungssteuern oder Kurtaxen, Düsseldorf hat die Einführung in einer Satzung mit 15 Paragraphen zum 1. Januar 2024 beschlossen. Seitdem müssen Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Jugendherbergen, Campingplätze sowie Anbieter von Ferienwohnungen pro Nacht einen Steuersatz von drei Euro einziehen – unabhängig vom Preis der Übernachtung. Steuerschuldner ist zwar der Gast. Aber der jeweilige Beherbergungsbetrieb ist dafür verantwortlich, dass die Steuer quartalsweise bei der Stadt ankommt. „Im Prinzip macht sich die Verwaltung damit den Hotelier als Teil des Steueramtes zunutze“, sagt Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein.
Der Verband hat versucht, die Steuer zu verhindern – ohne Erfolg. Der Rat hatte die Einführung im Juni 2023 beschlossen. Das Argument: „Die Einnahmen leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der vielfältigen Angebote in der Landeshauptstadt.“Pro Jahr gibt es nach Angaben von Düsseldorf Tourismus mehr als fünf Millionen Übernachtungen in der Stadt. Zieht man Minderjährige, die von der Beherbergungssteuer ausgenommen sind, davon ab, bleiben immer noch mögliche Einnahmen von mehr als zehn Millionen Euro. Hotelier Timo Schmitz sagt: „Wir haben Verständnis für die Steuer, wenn das Geld dann auch wirklich für ein besseres Straßen- und Stadtbild genutzt wird.“Wenig Verständnis dagegen gebe es bei den Hoteliers für die Umsetzung sowie die Art der Kommunikation.
Bei der Stadt sind sieben Beschäftigte mit der Steuer betraut. Die Gesamtkosten für diesen Verwaltungsapparat: rund 600.000 Euro. Um die Einführung zu besprechen, lud der Dehoga mit der Stadt am 6. Dezember zu einer Videokonferenz ein. Teilnehmer wie die Düsseldorfer Hoteliers Lenard Paul Sonnenschein
(Hotel Arosa), Timo Schmitz (25hours) und Benjamin Tenius (Clayton) berichten unabhängig voneinander, dass erst bei diesem Termin die Details klar wurden – und damit auch die Probleme.
Den größten „Schmerzpunkt“gebe es, wenn ein Gast zwar gebucht habe, aber dann gar nicht erscheine. In Paragraph zwei der städtischen Satzung heißt es wörtlich: Die Steuer gelte „unabhängig davon, ob die Beherbergungsleistung tatsächlich in Anspruch genommen wird“. Schmitz: „Ich kann doch
einem Gast keine Beherbergungssteuer berechnen, wenn er nicht beherbergt wird.“
Als dieser Widerspruch in der Videokonferenz zur Sprache kam, soll sich der Vertreter des Steueramtes „herablassend, unverständnisvoll und unwissend“gezeigt haben – so berichten es mehrere Teilnehmer, und so war es auch in den Kommentaren unter der Videokonferenz vonseiten der mehr als 30 anwesenden Hoteliers zu lesen. Ein Sprecher der Stadt entgegnet, dass es nach diesem Termin eine 14-tägige Probephase für die digitale Anmeldung der neuen Steuer gegeben habe. „Mittels eines integrierten Feedbackformulars gab es keine negativen Anmerkungen.“
Doch die Branche sah noch ein weiteres Problem, weshalb sich Schmitz sogar mit Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) in Verbindung setzte: Nicht nur würde die Steuer den Hotels zumuten, bei „No-Shows“von Gästen trotzdem drei Euro pro Nacht eintreiben zu müssen – sondern es gebe auch keine Ausnahme für Übernachtungen von Mitarbeitern zu dienstlichen Zwecken. Daraufhin bekam das 25hours-Hotel in Pempelfort Anfang Januar Besuch vom Steueramt.
Schmitz und sein Empfangschef zeigte den Gästen der Verwaltung, welcher Mehraufwand beim CheckIn entsteht und wie schwer es gerade bei internationalen Gästen ist, eine Beherbergungssteuer einzuziehen, wenn diese ihre Buchung nicht wahrnehmen. „Sieben Leute waren mehr als drei Stunden bei uns haben fleißig mitgeschrieben“, sagt Schmitz. „Seitdem haben wir nichts mehr von der Stadt gehört.“
Stattdessen bekam der Hotelier vor Kurzem eine Mail des Hotelverbands mit der Nachricht, dass es trotz aller Bemühungen keine Änderungen geben werde. Die Stadt betont, sie habe „einige Abläufe angepasst“und der Dialog finde weiterhin statt. Grundsätzlich aber führe eine neue Steuer „leider immer zu einem gewissen Mehraufwand“.
Düsseldorfer Hotels müssen also nun damit leben. „Für uns ist das alles machbar, aber kompliziert“, sagt Britta Germann, Marketingchefin im Breidenbacher Hof. Hans-Günther Oepen vom Hotel Stage 47 sagt, es seien zwar „Einzel-Problematiken“, mit denen man sich aber nun rumschlagen müsse. Dehoga-Geschäftsführer Thomas Kolaric verspricht, man werde die Steuer bei der Kommunalwahl 2025 platzieren. „Mit dem Ziel, sie abzuschaffen“.