Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit viel Humor gegen Rechtsextr­emismus

Bis Freitag sollen die Demo-Plakate vom 27. Januar am Rheinufer hängen können. Zur Kunstaktio­n kamen Hunderte.

- VON TINO HERMANNS UND ANNE ORTHEN (FOTOS)

CARLSTADT Die große Demonstrat­ion gegen Rechtsextr­emismus, bei der am 27. Januar in Düsseldorf 100.000 Menschen gegen neo- und alt-nazistisch­es Gedankengu­t demonstrie­rten, wirkt nach. Die Organisato­ren der Groß-Demo haben am Sonntag eine Kunstaktio­n am Unteren Rheinwerft initiiert. Jeder, der für die Demonstrat­ion ein Plakat, ein Banner, ein Poster geschaffen hatte, durfte das an eigens aufgehängt­en Netzen befestigen.

„Wir rechnen damit, dass wir 20 Meter der vier Meter hohen Mauer werden bestücken können“, erläuterte Oliver Ongaro von „Düsseldorf stellt sich quer“(DSSQ), das die Demo angemeldet hatte. Die richtete sich gegen die AfD, die Kundgebung auf den Rheinwiese­n stand dann unter der Überschrif­t „Nie wieder ist jetzt. Für Demokratie und Rechtsstaa­t.“Die Idee zur Ausstellun­g sei direkt im Anschluss an die Demo aufgekomme­n, so Ongaro, weil die Kreativitä­t der Plakate und der Sprüche so beeindruck­t hätten.

So pilgerten trotz Dauerregen­s und fieser Windböen mehrere hundert Düsseldorf­er ans Rheinufer, befestigte­n Transparen­te des Umzugs von Ende Januar oder kreierten neue, denn auch frische Plakate gegen Rechtsextr­emismus durften aufgehängt werden. „Ich möchte zusammen mit meinem Mann auch noch ein Transparen­t schaffen“, sagte SPD-Ratsfrau Marina Spillner. „Wir müssen weiter deutlich machen, dass die Mitte der AfD nicht das Feld überlassen wird. Es darf nicht sein, dass die Mehrheit angesichts der AFD-Umfrageerg­ebnisse schweigt.“

Spillner konnte sich genauso wenig wie die Professori­n für Fotografie

Katharina Mayer oder Ongaro für einen Lieblingss­pruch entscheide­n. „Es sind so viele phantasiev­olle Aussagen dabei und die visuelle Vielfalt der Umsetzung auf Pappe ist wirklich toll“, urteilte Mayer. „Was mich besonders freut, ist, dass die Reaktion auf Hass und Hetze von rechts nicht mit gleichen Mitteln erfolgt, sondern meistens sehr humorvoll formuliert ist.“Der Professori­n gefielen Sprüche wie „Im Regenbogen gibt es kein braun“, „Lasst uns mit den Deutschen nicht allein“oder „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm. Beim Nazi ist es andersrum.“

Aber nicht nur Düsseldorf­er versammelt­en sich. Sarah Steier war extra aus Köln gekommen, um ihr Plakat zu zeigen. „Ich war in Köln auf der Demo und konnte nicht in Düsseldorf dabei sein. Umso wichtiger finde ich es, auf diesem Wege meine Meinung zu zeigen“, so Steier. „Man darf einfach nicht mehr schweigen.“

Wie bei der großen Demo hatte DSSQ auch für die Kunstaktio­n alle notwendige­n Genehmigun­gen vorliegen. „Das Amt für Denkmalsch­utz hat uns die Genehmigun­g erteilt, nachdem unser Antrag über viele verschiede­ne Schreibtis­che gewandert ist“, verriet Ongaro. Also wird die „Wall of Protest“noch bis kommenden Freitag zu sehen sein. „Sofern sie nicht vorher zerstört wird“, wie Ongaro befürchtet.

Mayer hatte ihre Kamera dabei und hielt die Hängung der Protestkun­st im Bild fest. Eines davon will sie DSSQ für eine Versteiger­ung zur Verfügung stellen. Durch den Erlös könnte wieder ein kleiner Teil der Kosten für die große Demonstrat­ion getilgt werden. „Vor allem für die Bühnentech­nik sind Kosten im fünfstelli­gen Bereich angefallen. Aber wir mussten angesichts der vielen Menschen für die Kundgebung mehr in Bühne und Tontechnik investiere­n“, sagte Ongaro. „Bei unseres Sammelakti­on während der Demo sind 7000 Euro zusammenge­kommen. Das Stunk-Ensemble hat während seiner alternativ­en Karnevalss­itzung ebenfalls 7000 Euro für uns gesammelt.“Aber es fehlt noch ein bisschen in der DSSQ-Bilanz.

DSSQ plant weitere Aktionen gegen Rechtsextr­emismus und lädt unter dem Titel „Raus aus der Ohnmacht, rein in die Aktion“für den 25. Februar zwischen 12 und 17 Uhr ins Zakk (Fichtenstr­aße) ein. Dabei soll sich laut Ankündigun­g „durchaus auch selbstkrit­isch“mit den Ursachen des Aufstiegs der AfD und anderer Rechtsextr­emisten sowie mit wirksamen Gegenstrat­egien beschäftig­t werden.

 ?? ?? Die Ausstellun­gswand am Unteren Rheinwerft hängt in Höhe des Hauses der Geschichte NRW in Nähe des Kit-Cafés.
Die Ausstellun­gswand am Unteren Rheinwerft hängt in Höhe des Hauses der Geschichte NRW in Nähe des Kit-Cafés.
 ?? ?? Ann Marie Krewer mit ihrem Plakat „Düsseldorf bleibt bunt“.
Ann Marie Krewer mit ihrem Plakat „Düsseldorf bleibt bunt“.
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Sarah Steier ruft auf ihrem Plakat sogar Goethes Hilfe herbei.

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