Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mit den Kräften am Ende
bringst, um die Arbeit, die wieder überragend gemacht wurde. Es tut extrem weh und ist bitter.“
Auch die Rückendeckung seiner Mannschaftskollegen konnte Kastenmeier nicht unmittelbar aufrichten. „Es ist natürlich schön zu hören. Aber es liegt an mir. Ich muss daran arbeiten“, sagt er. „Es sind Kleinigkeiten, es sind Details. Jetzt haben wir zwei Tage frei, wo ich den Kopf frei bekommen kann, und dann gilt es im Training wieder daran zu arbeiten, dass das nie wieder passiert.“
Wie kann man daran arbeiten? „Trainieren. Einfach arbeiten, viele Aktionen haben, mit einem guten Gefühl ins Wochenende gehen.“Kastenmeier weiter: „So einen Ball habe ich die Woche über 80 Stück im Training. Und 80 Stück habe ich sicher. Und am Wochenende rutscht er dann durch. Man kann das nicht erklären.“
Und weiter: „Es tut mir leid für die Mannschaft, es tut mir leid für die Fans. Wir hätten heute sonst auf jeden Fall die drei Punkte mitgenommen. Wenn man Scheiße baut, muss man auch dazu stehen. Deswegen habe ich mich gestellt oder stelle mich jetzt. In Pauli beim Pokal war ich noch der Held. Jetzt bin ich der Depp. Es tut mir wie gesagt unfassbar leid für alle.“
Alleine für diese Worte hat er Respekt verdient.
Wenn man nach Fan-Reaktionen rund um einen Spieltag einen Verein führen würde, wäre eine Selbstauflösung von Fortuna der wahrscheinlich einzig gangbare Weg. Anhänger eines so emotionalen Klubs zu sein, ist eben immer auch eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Wenn es mal nicht nach Plan läuft, sollte dennoch nicht gleich das Große und Ganze hinterfragt werden. Damit ist nicht gemeint, alles kritiklos hinzunehmen. Denn es gibt gute Gründe, warum man da steht, wo man steht – weit weit von den verheißungsvollen Plätzen. Zurzeit ist nicht mehr als ein Stehplatz mit Sichtbehinderung drin.
Warum? Weil sich rächt, was sich von Anfang an angedeutet hat. Fortuna ist mit Vollgas durch die Liga gerast, doch irgendwann sind die Kräfte am Ende. Die ständigen Versuche von Daniel Thioune, einen Kader auszubalancieren, dem es an einer gewissen Grundgröße fehlt, fordern ihren Tribut.
Zu viele Spieler stehen auf dem Platz, die nach Verletzungen noch nicht wieder fit genug sind oder aus Formgründen eine Auszeit bräuchten. Sie müssen aber spielen. Gemeinhin könnte man sagen, es ist ja auch ihr Job. So funktioniert aber Leistungssport auf diesem Niveau einfach nicht. Ergebnis sind weniger Defizite in der Laufbereitschaft, sondern mehr in der Frische im Kopf.
Spoiler: Das Problem lässt sich nicht über Nacht lösen. Es gibt auch nicht den einen Schuldigen. Die finanziellen Mittel lassen eben nicht die ganz großen Sprünge zu, und kleine Schritte kosten Zeit, die in dieser Branche niemand hat oder besser: die sich niemand nehmen möchte, jedenfalls viele nicht, die sich schon die Lippen anfeuchten, um sich am Sonntag beim Heimspiel gegen Hansa Rostock die Seele aus dem Leib zu pfeifen.
Erfolg ist nicht das Ergebnis eines Wunders, sondern eines langfristigen Prozesses.