Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Vorsprung der DEG schmilzt
Den Play-off-Platz hatte die Düsseldorfer EG bereits zuvor eingebüßt, am Wochenende schmolz auch ihr Vorsprung auf den Abstiegsrang auf sechs Punkte. Weil sie beim 1:3 gegen München zu wenig aus ihren Chancen machte – vor allem in Überzahl.
Es ist immer wieder bemerkenswert, wie Eishockeyprofis von verschiedenen Teams nach den Spielen miteinander umgehen. Da haben sie sich gerade mehr als zwei Stunden lang nichts gegönnt, da haben sich mit ihren Schlägern bearbeitet, krachend in die Banden gecheckt und nicht selten auch angepöbelt. Aber wenn alles vorbei ist, halten sie im Kabinengang ein nettes Pläuschchen, klopfen sich auf die Schultern, umarmen sich zum Abschied innig. Am Samstagabend war das nach dem 1:3 der Düsseldorfer EG gegen den EHC Red Bull München wieder zu beobachten. Philip Gogulla mit Patrick Hager und Yasin Ehliz, Sinan Akdag mit Markus Eisenschmid, Henrik Haukeland mit Ben Smith – da wurde gescherzt und geherzt.
Ob sie sich nächste Saison wieder im Dome treffen? Sechs Spieltage vor Schluss kann das niemand mit Gewissheit sagen. Ihren Play-off-Platz hatte die DEG bereits zuvor eingebüßt, nach den Sonntagsspielen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist auch ihr Vorsprung auf den Abstiegsplatz auf sechs Punkte geschmolzen. Weil Schlusslicht Augsburg gegen Iserlohn erst nach Verlängerung verlor und die DEG ihr eigenes Spiel ja schon am Vortag verloren hatte. Und nun warten weitere schwere Aufgaben: Am Mittwoch geht es nach Wolfsburg, am Freitag nach Bremerhaven – zwei der besten Teams der Liga.
Was der DEG Mut machen sollte: Dass sie trotz ihres elften Tabellenplatzes meist gut gegen die Topteams aussieht. So war das auch am Samstag, zwar lief sie gegen den Meister aus München seit der fünften Minute einem Rückstand hinterher, aber in den meisten Statistiken lag sie vorn: Spielanteile, Schüsse, Chancen. Bei
Fünf-gegen-Fünf hatte sie kaum mal eine Druckphase des EHC zu überstehen. Insgesamt ließen die Düsseldorfer nur 18 Torschüsse zu. Aber sie kassierten dabei halt drei Tore, während sie selbst nur eins bei 30 Schüssen erzielten. „Da müssen wir effizienter sein“, sagte Trainer Thomas Dolak, dessen Team das zuletzt ja meist war und auch mal den ein oder anderen glücklichen Punkt mitnahm. Aber gegen München lief es wieder anders: viel Aufwand, wenig
Ertrag.
Das hatte allerdings nichts mit Pech zu tun, sondern vielmehr mit einem starken Mathias Niederberger im EHC-Tor. Allerdings ließ die DEG ihn auch gut aussehen, meist hätte sie es „verpasst, dem Mathias die Sicht zu nehmen. Mathias hat viele Schüsse gesehen, die von oben kamen oder von den Seiten. Da müssen wir härter zum Tor gehen und für die Rebounds arbeiten“, sagte Dolak und erzählte damit nichts Neues. Solche
Sätze hört man in jeder Saison bei jedem Team in jeder Liga. Aber Eishockeyprofis scheint man trotzdem immer wieder daran erinnern zu müssen, dass moderne Torhüter selten zu bezwingen sind, wenn sie den Puck sehen.
Besonders im Powerplay ließ die DEG wieder einiges vermissen. Es gab zwar auch da Chancen, die größte hatte Adam Payerl im ersten Drittel, als er ein fast freies Tor vor sich hatte und verzog. Aber insgesamt
war das wieder recht wenig Gefahr für vier Überzahlspiele. Bei manchem kam die DEG nicht mal vernünftig in die Angriffszone, weil die Passqualität zu Wünschen übrig ließ. Auch wenn sie mal in der Formation war, war es oft zu ungenau. Brendan O‘Donnell musste sich den Puck immer wieder zurechtlegen, weil er nicht gut für die Direktabnahme kam. Neu ist das nicht: In den vergangenen sieben Spielen schoss die DEG bei 20 Überzahlsituationen nur ein Tor. Über die gesamte Saison ist ihre Quote mit 11,6 Prozent die mit Abstand schlechteste der Liga. Hätte die DEG nur ein ansatzweise funktionierendes Powerplay, sie hätte mit dem Abstieg nichts mehr zu tun.
Aber so hat sie das. Aus den beiden Spielen nach der Länderspielpause holte sie nur einen Punkt, die Siegesserie ist damit endgültig vorbei. Dolak sah am Samstag zwar zurecht eine Steigerung im Vergleich zum Ingolstadtspiel, aber in der letzten Saisonphase kommt es nicht mehr auf das „Wie“an, sondern nur noch auf das „Was“. Und da ist ein Punkt aus zwei Spielen zu wenig. Gerade mit Blick auf die kommenden Gegner, bei denen es sicher nicht einfacher wird.