Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Verband will Fußballfreunden Büderich helfen
Eine Delegation des Fußballverbands Niederrhein besuchte jetzt den Hobbyfußballclub, der für Integration und Vielfalt steht.
Im Rahmen des „Vereinsdialogs“kamen Vertreter des Fußballverbands Niederrhein (FVN) in den vergangenen Jahren mit mehr als 70 Fußballclubs aus der Region zusammen, um in einen offenen Austausch zu treten. Die Themen und Herausforderungen, von denen ihnen dabei berichtet werden, sind meist recht ähnlich. Doch jetzt wurde eine vierköpfige von Präsident Peter Frymuth angeführte FVN-Delegation überrascht.
Diesmal hatten die „Fußball Freunde Büderich ´22“(FFB) zum Dialog geladen – und sie unterscheiden sich in einem wesentlichen Merkmal von allen anderen Clubs. Der vor anderthalb Jahren gegründete Verein geht nämlich keinem gewöhnlichen Spielbetrieb nach, sondern betreibt ausschließlich Hobbyfußball. Neben Trainingseinheiten gibt es ab und an Freundschaftsspiele oder Turniere – die Teilnahme erfolgt ohne jeden Zwang auf freiwilliger Basis.
„Die Fußballfreunde Büderich schaffen damit ein Angebot für all die, die gerne kicken, sich aber nicht zu etwas verpflichten möchten“, sagte Frymuth, der sich vor allem von den sozialen Aktivitäten der FFB begeistert zeigte: „Dass ein Verein seine komplette Struktur darauf ausrichtet, eine breite Spanne von Vielfalt zu zeigen und sich gezielt um Themen wie Integration und Inklusion kümmert, ist eine absolute Ausnahme und sehr zu begrüßen.“
Tatsächlich sind die FFB mehr als nur ein Fußballverein. Das Altersspektrum der Kicker reicht von 16 bis 72 Jahren, auch die Spielstärke der einzelnen Mitglieder variiert stark. Zudem setzt sich die Truppe aus Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Der Migrationsanteil liegt bei rund 40 Prozent. Deutsche kicken hier gemeinsam mit Ägyptern, Afghanen, Jordaniern, Peruanern, Bulgaren, Kuwaitern und Marokkanern. „Auf dem Platz sind wir alle gleich – und neben dem Platz sowieso“, berichtete der erste Vorsitzende Roland Peters.
Owais Waizi, der 2020 aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet war und seit gut einem Jahr bei den FFB kickt, ging noch einen Schritt weiter: „Die Fußballfreunde sind für mich wie eine Familie. Sie waren
meine erste Sprachschule und haben mir bei der Eingliederung in die Gesellschaft sehr geholfen.“
Worte, die bei Philipp Theobald, beim FVN Referent für Integration, besonders gut ankamen. „In diesem Verein wird Arbeit geleistet, die weit über den Fußball hinausgeht. Der Sport wird als Mittel gesehen, um gesellschaftlich wirken zu können“, lobte er und fügte an: „Es ist ein offenes Angebot – egal, wie alt eine Person ist, wo sie herkommt oder was
für ein Leistungsvermögen sie hat – hier ist jeder willkommen und darf mitspielen. Das ist eine tolle Sache.“
Bei der Gründung im Sommer 2022 gehörten den FFB gerade einmal 15 Hobbykicker an. Inzwischen sind es mehr als 60 Mitglieder. „Unser Verein schließt eine Lücke des bestehenden Angebots. Viele unserer Spieler werden anderswo abgelehnt und würden gar nicht mehr aktiv sein. Bei uns werden sie mit offenen Armen empfangen und
aufgenommen. Deshalb ist der Zuspruch so groß“, sagt Peters.
Doch mit dem Erreichen der Zahl von 60 Mitgliedern hat der Verein jetzt ein Limit erreicht, denn das Kunstrasen-Kleinspielfeld am Büdericher Eisenbrand, auf dem die FBB dreimal die Woche trainieren dürfen – dienstags ab 18.30 Uhr, freitags ab 20 Uhr und sonntags zu einer flexiblen Uhrzeit – bietet nur maximal 16 Spielern gleichzeitig Platz. Bereits jetzt sind die Einheiten bis in den
Frühling hinein „ausgebucht“, weil sich Mitglieder in der Vereins-App schon einen der begehrten Plätze gesichert haben. „Wir würden gerne wachsen und noch weitere Leute aufnehmen, doch momentan müssen wir potenziellen Kandidaten schweren Herzens die Mitgliedschaft verwehren, weil die Kapazitäten mehr als erschöpft sind“, so Peters.
Im Rahmen des Vereinsdialogs bat der FFB-Vorsitzende deshalb um die
Unterstützung des FVN. „Ich bin mir sicher, dass der Verein problemlos mehr als 100 Mitglieder hätte, wenn er mehr Möglichkeiten zum Fußball anbieten könnte“, sagte Frymuth, der dem FFB-Vorstand zusagte, auf die Verantwortlichen des FC Büderich 02 zuzugehen, um womöglich eine gemeinsame Lösung zu entwickeln. „Es ist wichtig, dass die Fußballfreunde mit den anderen renommierten Vereinen an einem Strang ziehen, um die Situation für alle Seiten zu verbessern“, sagte Frymuth. Ein Vorschlag kam vom FFB-Ehrenvorsitzenden Helmut Jost: „Man könnte versuchen, mit Unterstützung der Stadt vorhandene Rasenflächen am Eisenbrand zu neuen Spielfeldern umzufunktionieren, die dann beide Clubs nutzen können.“
Generell versprach die FVN-Delegation bei ihrem knapp dreistündigen Besuch, dem jungen Verein künftig mehr unter die Arme zu greifen. Schließlich sei die Kick-OffVeranstaltung erst der Beginn eines gemeinsamen Weges, den man nun Seite an Seite bestreiten wolle, so Frymuth. „Die Fußballfreunde haben in kurzer Zeit schon viel auf die Beine gestellt. Es ist allerdings auf Grund ihrer Ausrichtung eine andere Facette von Vereinsarbeit im Fußball gefragt. Daher werden wir helfen, gezielte Projekte – gerade im Hinblick auf Integration und Inklusion – anzustoßen, damit der Verein in der öffentlichen Wahrnehmung mehr in den Vordergrund rückt.“