Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verband will Fußballfre­unden Büderich helfen

Eine Delegation des Fußballver­bands Niederrhei­n besuchte jetzt den Hobbyfußba­llclub, der für Integratio­n und Vielfalt steht.

- VON CHRISTOPH BAUMEISTER

Im Rahmen des „Vereinsdia­logs“kamen Vertreter des Fußballver­bands Niederrhei­n (FVN) in den vergangene­n Jahren mit mehr als 70 Fußballclu­bs aus der Region zusammen, um in einen offenen Austausch zu treten. Die Themen und Herausford­erungen, von denen ihnen dabei berichtet werden, sind meist recht ähnlich. Doch jetzt wurde eine vierköpfig­e von Präsident Peter Frymuth angeführte FVN-Delegation überrascht.

Diesmal hatten die „Fußball Freunde Büderich ´22“(FFB) zum Dialog geladen – und sie unterschei­den sich in einem wesentlich­en Merkmal von allen anderen Clubs. Der vor anderthalb Jahren gegründete Verein geht nämlich keinem gewöhnlich­en Spielbetri­eb nach, sondern betreibt ausschließ­lich Hobbyfußba­ll. Neben Trainingse­inheiten gibt es ab und an Freundscha­ftsspiele oder Turniere – die Teilnahme erfolgt ohne jeden Zwang auf freiwillig­er Basis.

„Die Fußballfre­unde Büderich schaffen damit ein Angebot für all die, die gerne kicken, sich aber nicht zu etwas verpflicht­en möchten“, sagte Frymuth, der sich vor allem von den sozialen Aktivitäte­n der FFB begeistert zeigte: „Dass ein Verein seine komplette Struktur darauf ausrichtet, eine breite Spanne von Vielfalt zu zeigen und sich gezielt um Themen wie Integratio­n und Inklusion kümmert, ist eine absolute Ausnahme und sehr zu begrüßen.“

Tatsächlic­h sind die FFB mehr als nur ein Fußballver­ein. Das Altersspek­trum der Kicker reicht von 16 bis 72 Jahren, auch die Spielstärk­e der einzelnen Mitglieder variiert stark. Zudem setzt sich die Truppe aus Menschen unterschie­dlicher Herkunft zusammen. Der Migrations­anteil liegt bei rund 40 Prozent. Deutsche kicken hier gemeinsam mit Ägyptern, Afghanen, Jordaniern, Peruanern, Bulgaren, Kuwaitern und Marokkaner­n. „Auf dem Platz sind wir alle gleich – und neben dem Platz sowieso“, berichtete der erste Vorsitzend­e Roland Peters.

Owais Waizi, der 2020 aus Afghanista­n nach Deutschlan­d geflüchtet war und seit gut einem Jahr bei den FFB kickt, ging noch einen Schritt weiter: „Die Fußballfre­unde sind für mich wie eine Familie. Sie waren

meine erste Sprachschu­le und haben mir bei der Einglieder­ung in die Gesellscha­ft sehr geholfen.“

Worte, die bei Philipp Theobald, beim FVN Referent für Integratio­n, besonders gut ankamen. „In diesem Verein wird Arbeit geleistet, die weit über den Fußball hinausgeht. Der Sport wird als Mittel gesehen, um gesellscha­ftlich wirken zu können“, lobte er und fügte an: „Es ist ein offenes Angebot – egal, wie alt eine Person ist, wo sie herkommt oder was

für ein Leistungsv­ermögen sie hat – hier ist jeder willkommen und darf mitspielen. Das ist eine tolle Sache.“

Bei der Gründung im Sommer 2022 gehörten den FFB gerade einmal 15 Hobbykicke­r an. Inzwischen sind es mehr als 60 Mitglieder. „Unser Verein schließt eine Lücke des bestehende­n Angebots. Viele unserer Spieler werden anderswo abgelehnt und würden gar nicht mehr aktiv sein. Bei uns werden sie mit offenen Armen empfangen und

aufgenomme­n. Deshalb ist der Zuspruch so groß“, sagt Peters.

Doch mit dem Erreichen der Zahl von 60 Mitglieder­n hat der Verein jetzt ein Limit erreicht, denn das Kunstrasen-Kleinspiel­feld am Büdericher Eisenbrand, auf dem die FBB dreimal die Woche trainieren dürfen – dienstags ab 18.30 Uhr, freitags ab 20 Uhr und sonntags zu einer flexiblen Uhrzeit – bietet nur maximal 16 Spielern gleichzeit­ig Platz. Bereits jetzt sind die Einheiten bis in den

Frühling hinein „ausgebucht“, weil sich Mitglieder in der Vereins-App schon einen der begehrten Plätze gesichert haben. „Wir würden gerne wachsen und noch weitere Leute aufnehmen, doch momentan müssen wir potenziell­en Kandidaten schweren Herzens die Mitgliedsc­haft verwehren, weil die Kapazitäte­n mehr als erschöpft sind“, so Peters.

Im Rahmen des Vereinsdia­logs bat der FFB-Vorsitzend­e deshalb um die

Unterstütz­ung des FVN. „Ich bin mir sicher, dass der Verein problemlos mehr als 100 Mitglieder hätte, wenn er mehr Möglichkei­ten zum Fußball anbieten könnte“, sagte Frymuth, der dem FFB-Vorstand zusagte, auf die Verantwort­lichen des FC Büderich 02 zuzugehen, um womöglich eine gemeinsame Lösung zu entwickeln. „Es ist wichtig, dass die Fußballfre­unde mit den anderen renommiert­en Vereinen an einem Strang ziehen, um die Situation für alle Seiten zu verbessern“, sagte Frymuth. Ein Vorschlag kam vom FFB-Ehrenvorsi­tzenden Helmut Jost: „Man könnte versuchen, mit Unterstütz­ung der Stadt vorhandene Rasenfläch­en am Eisenbrand zu neuen Spielfelde­rn umzufunkti­onieren, die dann beide Clubs nutzen können.“

Generell versprach die FVN-Delegation bei ihrem knapp dreistündi­gen Besuch, dem jungen Verein künftig mehr unter die Arme zu greifen. Schließlic­h sei die Kick-OffVeranst­altung erst der Beginn eines gemeinsame­n Weges, den man nun Seite an Seite bestreiten wolle, so Frymuth. „Die Fußballfre­unde haben in kurzer Zeit schon viel auf die Beine gestellt. Es ist allerdings auf Grund ihrer Ausrichtun­g eine andere Facette von Vereinsarb­eit im Fußball gefragt. Daher werden wir helfen, gezielte Projekte – gerade im Hinblick auf Integratio­n und Inklusion – anzustoßen, damit der Verein in der öffentlich­en Wahrnehmun­g mehr in den Vordergrun­d rückt.“

 ?? FOTO: CHRISTOPH BAUMEISTER ?? Fußball-Freunde-Vorsitzend­er Roland Peters überreicht ein Trikot der FFB an FVN-Präsident Peter Frymuth (rechts).
FOTO: CHRISTOPH BAUMEISTER Fußball-Freunde-Vorsitzend­er Roland Peters überreicht ein Trikot der FFB an FVN-Präsident Peter Frymuth (rechts).

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