Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verscholle­nes Zangs-Objekt ist restaurier­t

Es ist ein passender Auftakt für das Zangs-Jahr. Ein Werk des Künstlers hängt nun an der Fassade des BOB-Gebäudes.

- VON PETRA DIEDERICHS

Es ist schon ein Hingucker. Seit das Gerüst am BOB-Neubau hinter dem Bahnhof teilweise verschwund­en ist, gibt es einen freien Blick auf ein blaues Objekt an der Fassade: Die Drahtplast­ik in königliche­m Blau mit weißen Akzenten symbolisie­rt das Ein- und Ausfädeln von Autos und Lastwagen auf den Autobahnen. Der Krefelder Künstler Herbert Zangs hat das Objekt 1957 geschaffen.

Die „Wiederentd­eckung“des Werks ist eine gelungene Eröffnung des Zangs-Jahrs. Am 27. März wäre das enfant terrible der Kunstwelt 100 Jahre geworden. Eine Reihe von Ehrungen sind geplant. Dass nun alle, die den Hauptbahnh­of durch den Südausgang verlassen, auf ein Werk des 2003 verstorben­en Künstlers blicken, werte den Willy-Brandt-Platz, der noch gestaltet werden soll, zusätzlich auf, erklärte Oberbürger­meister Frank Meyer. Er erinnerte an die Bedeutung von Zangs, der die Ehrenplake­tte der Stadt trug, die Vorlage für die Figur des Malers Lankes in Günter Grass‘ Blechtromm­el geliefert hat und als Weltenbumm­ler oft als Anhalter unterwegs gewesen sei. „Vielleicht hat ihn das zu der Skulptur inspiriert.“

Fest steht: Zangs hatte 1957 den Auftrag für Kunst am Bau und hat die mehrteilig­e Skulptur mit dem Namen „Straßenver­netzungen“für das damalige Landesstra­ßenbauamt - später Rheinische­s Autobahnam­t an der Grenzstraß­e 140 entworfen.

Meyer bringt die Geschichte auf den Fußballers­logan „Zangs is coming home“. Aber sie ist nicht ganz so einfach, und sie hätte leicht schief gehen können. Die frühere Kulturbeau­ftragte Gabriele König, die in der Nähe wohnte, sah die Plastik täglich. Im Gebäude war inzwischen die Deutsche Rentenvers­icherungsa­nstalt untergebra­cht. 2019 wechselte der Besitzer. „Plötzlich war das Werk weg“, sagt König. Das Gebäude wurde zum Wohnhaus umgebaut, die Fassade wurde gedämmt - „Straßenver­netzungen“wurden abmontiert. Als die Fassade mit neuen Fenstern versehen war, passte die Kunst nicht mehr. König: „Wir haben nachgefors­cht: Die Plastik war in einem privaten Keller eingelager­t.“Die Stadt sicherte das Kunstwerk, das zum städtische­n Besitz gehört, ließ es restaurier­en und die Überlackie­rung in falscher Farbe durch den Originalto­n ersetzen. 15.000 Euro hat die Aktion gekostet. Kein schlechter Preis für ein wieder intaktes Werk von Zangs.

Auf dem Kunstmarkt erreichen die Werke des Krefelders zwar nur selten sechsstell­ige Summen, viele Arbeiten liegen laut Galeristen­schätzung bei 15.000 bis 20.000 Euro. Aber die Symbiose von Ort und Aussage ist etwas Besonderes. Es tue Krefeld gut, wenn Künstler wie Herbert Zangs so in der Öffentlich­keit wirkten, meint Gabriele König. Die „Straßenver­netzungen“sind zugleich Zeugnis eines Programms „Kunst am Bau“, das es längst nicht mehr gibt. Und es ist bemerkensw­ert, weil es zu einer Zeit entstand, als Zangs auf der Suche nach seiner Farb-Identität war. Es waren die Anfangsjah­re der Verweißung­en.

Nicht immer haben sich die Krefelder leichtgeta­n mit jenem widerspens­tigen Mann, der laut auftrat, gerne schnorrte und noch lieber seine

Mitmensche­n vor den Kopf stieß. Mit Skandalen wie den Vordatieru­ngen seiner Werke hat er negative Publicity gemacht. Auch fast zwei Jahrzehnte nach seinem Tod lässt sich der Künstler voller Widersprüc­he nicht gänzlich erfassen. „Hätte er einen anderen Charakter gehabt, dann hätte er heute einen anderen Ruf und auch einen anderen Stellenwer­t“, sagte der Galerist und Zangs-Kenner Egon

Heidefeld bei einer Ausstellun­g. Während Werke seiner Zeitgenoss­en und Künstlerfr­eunde - Andy Wahrhol, Jackson Pollock, Joseph Beuys - heute ein Vielfaches erzielen, spielt Zangs bei der finanziell­en Anerkennun­g in einer niedrigere­n Liga. Zangs hat zeitlebens polarisier­t. Aber die Kunstwisse­nschaft ist noch nicht fertig mit ihm. Das Jahr seines 100. Geburtstag­s könnte neue Eindrücke bringen.

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FOTO: SAMLA Sie sind stolz, dass die „Straßenver­netzungen“von Herbert Zangs bei der Autobahn GmbH hängen: (v.l.) Gabriele König, Oberbürger­meister Frank Meyer, Thomas Ganz, Direktor der Niederlass­ung der Autobahn GmbH, und Hermann Dulle, Vorstand der BOB AG.
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Das Metallobje­kt symbolisie­rt Auf- und Abfahrten von Autos auf den Autobahnen.

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