Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DEG lässt sich in Wolfsburg abschießen

Nach einer defensiv indiskutab­len Leistung kassiert Düsseldorf beim 4:9 eine der höchsten Niederlage­n seiner DEL-Geschichte. Ein harter Schlag vor den letzten Spielen im Abstiegska­mpf.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Es heißt immer, in der Endphase der Hauptrunde werden die Spiele besonders eng, da müsse man für jedes Tor umso härter arbeiten. Und dann gibt es Spiele wie das zwischen den Grizzlys Wolfsburg und der Düsseldorf­er EG am Mittwochab­end. Da schien Abwehrarbe­it nur eine theoretisc­he Option zu sein. Keine fünf Minuten dauerte es, ehe drei Tore gefallen waren. Nach dem ersten Drittel waren es bereits sieben, am Ende gar 13.

Mit 4:9 verlor die DEG. Nur einmal in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hat sie mehr Tore kassiert, 1998 gab es mal ein 3:10 in Berlin. Zum ewigen Negativrek­ord war es sogar noch ein gutes Stück, ein 1:20 beim EV Füssen in der Saison 1958/59. Aber auch das Spiel am Mittwochab­end wird in Erinnerung bleiben. Vielleicht wird es gar tiefe Wunden hinterlass­en. Solche, die man in dieser Saisonphas­e nicht gebrauchen kann. Denn es sind ja noch fünf Spiele, bei gerade mal sechs Punkten Vorsprung auf den Abstiegspl­atz muss die DEG auf jeden Fall noch etwas holen. Aber nach der dritten Niederlage in Folge mit insgesamt 16 Gegentoren fragt man sich, gegen wen sie das machen will. Am Freitag geht es beim Tabellenzw­eiten in Bremerhave­n weiter. Mit einem ähnlichen Auftritt wie in Wolfsburg dürfte es auch dort bitter werden. Und der lag keinesfall­s daran, dass in Victor Svensson und Kevin Clark zwei weitere Spieler ausfielen.

Dabei hatte Oliver Mebus nach dem 1:3 am Samstag gegen München noch gefordert, in den nächsten Spielen mal wieder von Beginn an wach zu sein. Und eben nicht wieder frühe Tore zu kassieren, denen man hinterherl­aufen muss. Aber so kam es nun wieder. Nach 90 Sekunden bugsierte Bernhard Ebner den Puck ins eigene Tor, kurz später sah Henrik Haukeland in Unterzahl bei einem Schuss von Chris Wilkie nicht gut aus. Und schon lag die DEG abermals 0:2 zurück. Zumindest war die Reaktion von Trainer Thomas Dolak diesmal eine andere: Er nahm sofort eine Auszeit, was vor allem die DEG-Fans gefreut haben dürfte, die den Coach für zu passiv halten. Es gab diese Saison schon mehrfach Situatione­n, in denen Dolak das Team seinem Schicksal zu überlassen schien.

Diesmal nicht – und das fruchtete. Erst verkürzte Kyle Cumiskey mit einen schönen Schuss, drei Minuten später schickte er Kenny Agostino mit einem noch schöneren Pass über das halbe Eis auf die Reise: 2:2. Doch defensiv blieb die DEG anfällig. In der 14. Minute fühlte

sich niemand für Andy Miele verantwort­lich, der zum 3:2 traf. Zwar glich Alexander Ehl gleich wieder aus, aber noch vor der ersten Sirene räumte die DEG einen Nachschuss nicht ab, Darren Archibald brachte Wolfsburg zum dritten Mal in Führung. Sieben Tore in einem Drittel – daran waren auch die Torhüter nicht unschuldig. Dustin Strahlmeie­r und Henrik Haukeland, eigentlich zwei der besten ihres Fachs, machten keinen sicheren Eindruck.

Kaum war der Puck wieder im Spiel, lag er schon wieder im Tor. Agostino glich zum 4:4 aus. Aber wer nun auf die komplette Wende hoffte, wurde enttäuscht. Mehr hatte die DEG nicht zu bieten, Wolfsburg hingegen traf auch im zweiten Drittel viermal. Fast jede Chance schien im Tor zu landen. Vor allem die erste Grizzlys-Reihe mit Beaudin, Archibald und Wilkie bekamen die Düsseldorf­er gar nicht in den Griff. Hinzu kamen Fehlpässe, Stellungsf­ehler und immer neue verlorene Zweikämpfe an den Banden. In der eigenen Zone war das wirklich atemberaub­end schlecht. „Alles zu einfach“, sagte Dolak hinterher bei Magentaspo­rt zu den immer neuen Gegentoren. Selbstrede­nd überstand die DEG auch ihre zweite Unterzahl nicht schadlos. Nach dem siebten Tor erlöste der Trainer den unglücklic­hen Haukeland, brachte Hendrik Hane ins Tor. Aber auch der musste direkt hinter sich greifen. Und mehr fiel Dolak dann nicht ein.

So ging es mit einem 8:4 (!) ins letzte Drittel, in dem dann weniger los war. Trotzdem musste Hane zweimal stark gegen Laurin Braun und Nolan Zajac retten. Auf der anderen Seite traf Alec McCrea im Powerplay die Latte. Und dann leistete sich Cumiskey einen unnötigen Scheibenve­rlust, der das Spiel treffend zusammenfa­sste, Wilkie bedankte sich mit dem 9:4. Zumindest eins blieb der DEG erspart: eine zweistelli­ge Niederlage.

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FOTO: BIRGIT HÄFNER* Ein Gesicht spricht Bände: DEG-Coach Thomas Dolak sieht sich in Wolfsburg schon nach dem frühen 0:2 zu einer Auszeit genötigt.

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