Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Spanien kämpft gegen Drogenschm­uggel aus Marokko

- VON RALPH SCHULZE

„Wir sind machtlos”, bekannte dieser Tage ein Fahnder, der an der südspanisc­hen Küste Jagd auf Drogenschm­uggler macht. „Die Mafia ist viel besser ausgerüste­t als wir.” Gerade erst mussten die Beamten zwei Kollegen beerdigen, die bei der Verfolgung eines Schmuggler­bootes umkamen. Die Polizisten waren im Atlantikha­fen Barbate in einem kleinen Schlauchbo­ot auf Patrouille­nfahrt. Sie hatten in ihrem Schlauchbo­ot keine Chance gegen das sehr viel größere Schmuggler­schiff, von dem sie in der Hafenausfa­hrt gerammt und versenkt wurden.

Spaniens Sicherheit­sbehörden sprechen inzwischen von einem Krieg der Drogenmafi­a. Immer größere Mengen an Haschisch werden von Marokko, dem wichtigste­n Cannabispr­oduzenten für Europa, übers Mittelmeer nach Südspanien transporti­ert. Die Schmuggler reagieren, wenn sie entdeckt werden, zunehmend mit brutaler Gewalt.

Es ist ein ungleiches Katz- und Mausspiel, bei dem die Drogenbaro­ne

meistens gewinnen. Ihre Schiffe sind mit Motoren ausgestatt­et, die ihre Boote auf über 100 Stundenkil­ometer beschleuni­gen. Auch mit mehreren Tonnen Cannabisha­rz an Bord sind sie schneller als die Polizei. Die Schmuggler operieren vor allem in der Nähe der Meerenge von Gibraltar, die Südeuropa von Marokko trennt. Dort ist das Mittelmeer an seiner schmalsten Stelle nur knapp 14 Kilometer breit. Nahezu täglich kommen Schiffe mit Drogen aus Nordmarokk­o in Südspanien an. Meistens im Schutz der Nacht.

Manchmal tauchen sie sogar am Tag auf und laden ihre heiße Ware an den spanischen Stränden der Costa de la Luz oder der Costa del Sol ab.

Dass die Schmuggler wenig Angst haben, liegt noch an einem anderen Grund: „Sie haben auch Polizisten auf ihrer Gehaltslis­te und kontrollie­ren jede Bewegung der Sicherheit­skräfte”, berichtet der Journalist Nacho Carretero, der die Drogenmafi­a seit Jahren beobachtet und einer der besten Kenner der Szene ist. Und die Schmuggler profiliere­n sich in manchen Orten der struktursc­hwachen

Region als Wohltäter. Einer dieser Drogenorte im Süden heißt La Línea de la Concepción. „Wir haben hier im Schnitt 30 Prozent Arbeitslos­igkeit”, sagt Bürgermeis­ter Juan Franco. In einigen Wohnvierte­ln seien sogar 60 und bei den jungen Leuten bis zu 80 Prozent ohne Job.” Solange man für diese soziale und wirtschaft­liche Krise keinen Ausweg finde, werde man auch das Drogengesc­häft nicht unter Kontrolle bekommen.

Spaniens Innenminis­ter Fernando Grande-Marlaska setzt derweil im Kampf gegen den Haschischs­chmuggel

auf Härte. Er will die Drogenfahn­der an Spaniens Südküste weiter aufrüsten. Mit mehr Personal und mit größeren und vor allem schnellere­n Patrouille­nbooten. Seine Beamten haben rund um die Meerenge von Gibraltar in den vergangene­n fünf Jahren nahezu 20.000 Drogenschm­uggler erwischt, erklärt er. Und sie hätten dabei rund 1500 Tonnen Haschisch sichergest­ellt. Nach Einschätzu­ng von Experten ist dies nur ein geringer Teil jener Cannabisme­nge, die in Spanien in dieser Zeit übers Meer kam.

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