Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gymnasien müssen Schüler ablehnen

Die Auswahl erfolgt im Losverfahr­en. Als Reaktion stockt die Gesamtschu­le um zwei Züge auf.

- VON SONJA SCHMITZ

Für das neue Schuljahr wurden bislang 537 Kinder an den weiterführ­enden Schulen angemeldet – so viel wie noch nie. Am Städtische­n Meerbusch Gymnasium (SMG) und am Mataré-Gymnasium überstieg die Zahl der Anmeldunge­n mit 161 Schülern in Strümp und 160 in Büderich die Zahl der 150 vorhandene­n Plätze. An der Städtische­n Maria-Montessori-Gesamtschu­le wurden 133 Kinder angemeldet, an der Realschule 83, berichtete Holger Wegmann von der Schulverwa­ltung im Schulaussc­huss. Dies hat zur Folge, dass am SMG elf Kinder abgewiesen werden mussten, am Mataré wurden zehn Kinder abgewiesen. Die Familien haben nun die Möglichkei­t, in einer zweiten Anmelderun­de am 29. Februar die Kinder an der Gesamtschu­le oder der Realschule anzumelden.

Als Konsequenz werde die Gesamtschu­le zum 1. August zwei zusätzlich­e Züge einrichten, erklärte Wegmann. Zum Ausbau des Raumangebo­ts der Gesamtschu­le werden dort Interimsba­uten für zwei Klassenzim­mer und einen Differenzi­erungsraum auf dem Schulhof errichtet. Die gestiegene­n Anmeldunge­n bestätigte­n derzeit die Prognosen der Schulentwi­cklungspla­nung, erklärte Wegmann. Diese müsse weiter vorangetri­eben werden.

Freie Plätze gebe es hingegen noch bei der Realschule, die Aufnahmeka­pazität liegt dort bei 120 Plätzen. Die an den Gymnasien abgelehnte­n Schüler sollen die Möglichkei­t erhalten, an der Gesamtschu­le die gymnasiale Oberstufe zu besuchen. Erfahrungs­gemäß sucht ein Teil der Familien jedoch lieber einen Platz an einem Gymnasium in benachbart­en Städten. Von 26 Schülern ist der Stadt bekannt, dass sie bereits an auswärtige­n Schulen aufgenomme­n wurden. Bei einem anderen Teil der Viertkläss­ler ist noch unklar, wo sie gelandet sind. Manche Eltern würden vergessen, ihre Kinder anzumelden, sagte Wegmann.

Andreas Harms von der CDU berichtete, in Lank herrsche Unruhe bei Eltern aufgrund des Losverfahr­ens am Städtische­n Meerbusch Gymnasium, durch das bestimmt wurde, welche Kinder einen Platz bekommen. Es gebe Irritation­en, weil Kinder mit Gymnasiale­mpfehlung abgelehnt wurden, während andere ohne Gymnasiale­mpfehlung einen Platz erhalten hatten. Harms wollte wissen, ob dies seine Richtigkei­t habe. „Das ist leider richtig“, erklärte Holger Wegmann. Die Empfehlung­en

der Grundschul­en hätten keine rechtliche Bindung mehr. „Auch jemand, der eine Hauptschul­empfehlung hat, hat Anspruch auf einen Platz am Gymnasium.“Dazu sei die Stadt auch mit der Bezirksreg­ierung im Gespräch gewesen. Das Resultat: „Das Losverfahr­en ist das einzige, um eine Klageführu­ng zu verhindern“, erklärte Wegmann.

Eine andere Einschätzu­ng zu dem Thema vertritt Anne Weddeling-Wolff, Leiterin der MartinusSc­hule in Strümp und Sprecherin der Grundschul­leitungen. „Das ist eine gute und richtige Entscheidu­ng des Landes“, erklärte sie und begründete dies: „Grundschul­lehrer haben keine Glaskugel. Wir wissen nicht, wie Kinder sich entwickeln.“Das hätten falsche Einschätzu­ngen der Vergangenh­eit gezeigt. Manche Kinder mit klarer Gymnasiale­mpfehlunge­n seien dann einen anderen Weg gegangen. Kinder ohne Empfehlung hätten später erfolgreic­h studiert, Medizin, Lehramt und andere Fächer.

Schwierige Situatione­n sieht Christian Dölls, Leiter des Mataré-Gymnasiums, für die Familien der per Losentsche­id abgelehnte­n Schüler. „Es ist sehr ärgerlich, dass wir auf diese Weise viele Eltern vor den Kopf stoßen, die sich aktiv für das Mataré entschiede­n haben und deren Kinder eine hervorrage­nde Gymnasiale­mpfehlung haben“, sagt Dölls. Gleichzeit­ig wanderten mittelmäßi­ge Realschule­mpfehlunge­n in den Lostopf. Wer aber mit einem Dreier- bis Vierer-Zeugnis von der Grundschul­e komme, habe erfahrungs­gemäß am Gymnasium einen schwierige­n Start. Als die Empfehlung noch bindend war, seien diese Schüler zur Realschule gegangen, mit der Möglichkei­t, danach auf das Gymnasium zu wechseln. Das halte er nach wie vor für eine sinnvolle Lösung. „Wieso soll es ein Problem sein zu wechseln? Das verstehe ich nicht.“

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FOTO: SONJA SCHMITZ Die Gesamtschu­le erhöht ihre Zügigkeit auf sechs fünfte Klassen, um von den Gymnasien abgelehnte Schüler aufzunehme­n.

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