Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Viel Eiszeit, viele Tore
DEG-Stürmer Brendan O‘Donnell schießt Tor um Tor, aber er spielt auch so viel, dass sein Tank am Ende des Derbys gegen Köln komplett leer war. Das wird wohl auch in den letzten Spielen so sein, die personelle Lage bleibt angespannt.
Es gibt in der Deutschen EishockeyLiga (DEL) derzeit genau vier Stürmer, die auf mehr als 20 Minuten Eiszeit pro Spiel kommen. Zwar dauert ein handelsübliches Eishockeyspiel zwischen 60 und 65 Minuten, aber selbst die besten Offensivkräfte werden maximal bei jedem dritten Wechsel aufs Eis geschickt. Und das nur für gut 45 Sekunden. In denen gilt es, alles aus sich herauszuholen, sprinten, kämpfen, Checks austeilen und einstecken, im besten Fall noch etwas mit dem Puck anstellen: Mitspieler finden oder aufs Tor schießen. Danach ist der Tank leer, es geht zurück auf die Bank.
Brendan O‘Donnell hat vergangene Woche wieder all das getan. In den drei Spielen seiner Düsseldorfer EG gegen Wolfsburg (4:9), Bremerhaven (4:5) und Köln (2:3 nach Penaltyschießen) ist er gesprintet, hat gearbeitet, Checks ausgeteilt und eingesteckt, er hat Pässe gespielt und mehr als ein Dutzend Mal aufs Tor geschossen. Zwar hatte nicht alles geklappt, aber am Sonntagabend gegen Köln war er am Ende so platt, dass er kaum noch laufen konnte. 26:14 Minuten stand der Kanadier gegen die Haie auf dem Eis – im dritten Spiel binnen fünf Tagen. Und schon gegen Wolfsburg (23:10) und Bremerhaven (24:36) wurde er über Gebühr beansprucht.
Der Erfolg gab den Trainern allerdings Recht: O‘Donnell schoss allein am Wochenende vier Tore und war einer der Hauptgründe dafür, warum die DEG zumindest im Derby punktete und den Vorsprung auf
den Abstiegsplatz auf sechs Zähler vergrößerte. Da ist es keine allzu kühne These, dass die DEG längst nichts mehr mit dem Abstieg zu tun hätte, wäre O‘Donnell nicht erst Mitte November aus seiner langen Verletzungspause zurückgekehrt. Trotzdem hat er bereits 18 Saisontore erzielt – in gerade mal 31 Spielen. Mit 0,58 Treffern pro Spiel ist er der torgefährlichste Spieler der ganzen Liga. Aber er selbst will da kein großes Ding draus machen: Es gehe bei all den individuellen Erfolgen stets nur darum, „der Mannschaft zu helfen. Es ist meine Rolle, zu produzieren“, sagte O‘Donnell am Sonntag bei Magentasport.
Das ist sicher richtig, O‘Donnell ist als Torjäger angestellt. Trotzdem ist es natürlich nicht der Plan, ihn
so viel spielen zu lassen wie zuletzt. Aber anders ging es nicht, denn das Verletzungspech hat mal wieder zugeschlagen. Gleich sieben Spieler waren am Sonntag nicht verfügbar, die DEG spielte nur mit drei Reihen – gegen Kölner mit vier Reihen, die am Freitag zuvor auch noch spielfrei hatten. Weswegen alle mit dem Punkt leben konnten. „Größten Respekt vor meinen Jungs“, sagte Trainer Thomas Dolak, „wir haben seit ein paar Spielen einen ganz kleinen Kader. Ich ziehe den Hut davor, wie wir gekämpft haben.“Auch nach den Enttäuschungen zuvor und dem neuerlichen 0:2 gegen die Haie habe die DEG „nicht aufgegeben, ist drangeblieben“, sagte Dolak. Und so klang auch Torsten Ankert: „Auch wenn es bitter ist, wieder eine Niederlage
kassiert zu haben, können wir stolz sein auf die Leistung. Wir haben mit einem sehr kleinen Lineup einer guten Kölner Mannschaft Paroli geboten, einen 0:2-Rückstand aufgeholt. Das zeigt, dass Leben in der Mannschaft ist, dass jeder will, dass jeder kämpft.“
Das kann man der DEG schon die ganze Saison nicht absprechen. Ihre Probleme sind spielerischer Natur, vor allem in der Defensive. Also steht sie drei Spiele vor dem Ende der Hauptrunde nur auf Platz elf, hat sieben Punkte Rückstand auf den Playoff-Platz.
Abgehakt hat den zwar noch niemand, zumal die DEG am Freitag im direkten Duell mit Nürnberg auf vier Punkte verkürzen kann. Aber das wird alles andere als einfach, zumal sich die personelle Lage allenfalls etwas entspannt.
Die Langzeitverletzten Phil Varone, Stephen MacAulay (mittlerweile gewechselt) und Bennet Roßmy werden diese Saison kein DEG-Trikot mehr tragen. Eventuell kehren Victor Svensson und Kevin Clark zurück, aber sicher ist das nicht. Anders soll das bei Moritz Wirth aussehen, der am Sonntag offiziell als angeschlagen galt. Ob Bernhard Ebner diese Saison noch mal spielt? Ungewiss. Bei Luke Green sieht es nicht danach aus. So bleibt der Kader wohl auch in den letzten drei Spielen gegen die direkte Konkurrenz aus Nürnberg, Augsburg und Frankfurt klein. Nicht nur Brendan O‘Donnell kann sich schon mal auf ein paar Extraschichten einstellen.