Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eberls langer Weg zu den Bayern

Gladbachs Ex-Sportdirek­tor wurde immer wieder mit den Münchnern in Verbindung gebracht. Nun will er mit ihnen Titel holen.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ

Max Eberl lächelte. Dass er Lust auf den neuen Job hat, den des Sportvorst­ands beim FC Bayern München, musste der 50-Jährige niemandem sagen, man sah es ihm an, als er auf dem Podium im Presseraum der Münchner Allianz-Arena saß während seiner Vorstellun­g. Dass es auch um die schlankere Führungsst­ruktur des deutschen Rekordmeis­ters ging, zu der Eberl ab dem 1. März gehört, war Randthema. Die Story vom verlorenen Sohn, der nach 30 Jahren zurückkehr­t, ist einfach emotionale­r.

1994 hatte der FC Bayern Eberl, den Spross der eigenen Nachwuchsa­rbeit, an den VfL Bochum verkauft, über die SpVgg Greuther Fürth kam er zu Borussia Mönchengla­dbach, wo er nach der Karriere zunächst Nachwuchsd­irektor und dann Sportdirek­tor sowie Sportvorst­and war. „Das Herz von Max“, wusste Präsident Herbert Hainer zu berichten, „hat nie aufgehört, für den FC Bayern zu schlagen.“Eberl bestätigte das.

Und weil er zudem ausgezeich­nete Arbeit als Manager vor allem bei Borussia gemacht hat, die unter seiner Ägide vom Abstiegska­ndidaten zum dreimalige­n Champions-League-Teilnehmer wurde, war Eberl nach seinem schnellen Aus bei RB Leipzig „Priorität Nummer eins“für den vakanten Job bei den Bayern.

Die wenigen Monate, die Eberl bei RB Leipzig verbrachte, haben ihm wichtige Erfahrunge­n eingebrach­t, nämlich mit Spielern auf Topniveau zu verhandeln, ganz so wie er es nun bei den Bayern tun muss. Dass das noch mal eine andere Liga ist, weiß Eberl, der in Gladbach meistens aus weit weniger viel machen musste – und es tat.

Diese Fähigkeit will er nun auf Bayern-Verhältnis­se übersetzen, er will Stars holen und Titel sammeln. „Alle, die hier sind, haben reihenweis­e Meistersch­aften gefeiert, ich noch keine“, sagte Eberl. Mit RB gewann er immerhin 2023 den DFBPokal

und den Super-Cup, während der Gladbacher Zeit (1999 bis 2022) blieb ihm das „Blecherne“, das sich Eberl wünschte, verwehrt, trotz viermalige­n Erreichens des Pokal-Halbfinale­s. In dieser Saison will er „das Bestmöglic­he erreichen, vielleicht sogar noch Titel holen“. Das „Mia san mia“-Denken kann Eberl schon.

Dass er gern mal bei den Bayern landen würde, darüber wurde schon lange spekuliert. Spätestens seit 2015, als Gladbach erstmals in der Meisterlig­a ankam, gab es immer wieder entspreche­nde Gerüchte. Zumal Uli Hoeneß, den Eberl stets als Vorbild nannte, sein Fürspreche­r ist. Doch passte es nie richtig – bis jetzt. Nun ist Eberl „dahoam“, sagte Hainer.

These: Wäre Eberl direkt zu den Bayern gegangen, wäre es wohl keine so ramponiert­e Rückkehr, wie sie es jetzt ist. Der Umweg über Leipzig

hat Eberls Image verändert. Über Jahre hatte er in Gladbach das Projekt tief im Osten kritisiert, um dann ein Teil davon zu werden. Der Sinneswand­el kam nicht gut an bei vielen. Organisch war das Ganze dann auch nicht, das spürten wohl beide Seiten, RB zog den Schlussstr­ich, weil sich Eberl von den Bayern-Gerüchten nicht ausreichen­d distanzier­te.

Mit Eberl und Bayern dürfte es weit besser passen, das zeigte allein Eberls entspannte­s Lächeln. Dass es durchaus ein Traumjob ist, ließ Eberl durchblick­en. „Es ist ein Umfeld, in dem ich mich wohlfühle“, sagte er.

Die Münchner, mit denen sich Eberl nach eigenen Angaben erstmals im November 2023, also kurz nach dem Leipzig-Aus, unterhielt, haben aber beigetrage­n dazu, dass Eberl frei wurde. Motto: Wenn der FC Bayern etwas will, bekommt er es. In gewisser Weise ist es bei Eberl genauso. Was er nun zu tun hat, kennt er aus Gladbach. Im Sommer den „passenden Trainer“für die Bayern zu holen. Ähnlich titulierte er Adi Hütter, den letzten Coach, den er in Gladbach akquiriert­e.

Bei Borussia scheiterte sein Traum, Titel zu gewinnen. Er habe sich „bis zur Selbstaufg­abe für Gladbach

aufgeopfer­t“, daher habe er sich Anfang 2022 zurückgezo­gen, erklärte Eberl, weil ihm „die Kraft fehlte“. Die ist wieder da, nun ist er tatendurst­ig.

Ob er etwas, was vor drei Jahren in Gladbach nicht zu realisiere­n war, nun bei den Bayern umsetzen will, nämlich Xabi Alonso zu holen, der sich anschickt, Meister mit Leverkusen zu werden, wollte Eberl nicht kommentier­en. Nur so viel sagte er: Die Gespräche mit Alonso hätten ihn „beeindruck­t.“

Nicht nur über Alonso wird spekuliert, auch über Steffen Korell, Kaderplane­r in Gladbach. Hinweise, dass es konkret ist, gibt es aber derzeit nicht. Eberl wird die Kaderplanu­ng mit Sportdirek­tor Christoph Freund angehen. Mit dem verhandelt­e er für Gladbach und RB Leipzig bereits Transfers, als Freund noch in Salzburg arbeitete.

 ?? FOTOS DPA (2), IMAGO ?? Dreimal Sportchef Max Eberl (v.l.): 2021 in Gladbach, 2023 in Leipzig und am Dienstag in München.
FOTOS DPA (2), IMAGO Dreimal Sportchef Max Eberl (v.l.): 2021 in Gladbach, 2023 in Leipzig und am Dienstag in München.

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