Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
So schön blüht es im Botanischen Garten
Die Frühlingsboten sind in den Gewächshäusern und auf dem Gelände ein Blickfang. Harry-Potter-Fans können sich auf die Alraune freuen.
Kalendarisch gesehen beginnt der Frühling zwar erst am 20. März, doch im Botanischen Garten an der Heinrich-Heine-Universität hat das Frühlingserwachen längst begonnen. Die Frühlingsboten sind in den Gewächshäusern und auf dem Außengelände überall zu sehen. So schaut an vielen Stellen schon der lilafarbene Dalmatiner-Krokus aus der Erde und auch der sonnengelbe Huflattich am Gewässerbereich fällt einem schnell ins Auge. Gelb blüht auch die Japanische Zaubernuss.
Vor allem im Südafrikahaus können Besucherinnen und Besucher zurzeit in Frühlingsstimmung kommen. Dort stehen einige Pflanzen bereits in voller Blüte – und sie haben eine interessante Bestäubungsart. „Im Gegensatz zu unseren Gefilden dienen in Südafrika sehr oft Vögel als Bestäuber, die Blüten sind entsprechend dafür gebaut“, sagt die wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens, Sabine Etges. Eindrucksvoll kann man das an der Paradiesvogelblume sehen: Deren markant geformten große Blüten besitzen ein spezielles blaues Blatt, das sich öffnet und die Bestäubungsorgane freigibt, sobald sich ein Vogel darauf niederlässt. Etges: „Während er Nektar trinkt, setzen sich die Pollen im Gefieder fest und werden so zur nächsten Blüte getragen.“
Viele dieser Gewächse werden in ihren Herkunftsregionen nicht nur zu ästhetischen Zwecken eingesetzt. „Die Myrtenblättrige Kreuzblume mit ihren weiß-lila Blüten ist bei uns eine beliebte Kübelpflanze, in Südafrika kennt man ihre antimikrobielle Wirkung. Die Rinde wurde zum Beispiel zur Reinigung von Toten vor der Beisetzung genutzt“, so Etges. Die Wurzeln von Greyia enthalten wiederum eine Substanz gegen Erbrechen, aus der Echten Clivie kann Lycovin gewonnen werden, das antibakterielle und antivirale Effekte hat.
Heidepflanzen (Erica) sind eine weitere Besonderheit der Kapregion und im Südafrikahaus. In Deutschland
wachen sie vor allem bodennah zwergstrauchig, in Südafrika bilden sie aber hohe Sträucher, werden sogar regelrecht baumartig.
Im Botanischen Garten wächst zum Beispiel zurzeit üppig die strahlendweiß blühende Erica canaliculata ‚Mrs. D.F. Maxwell‘ als breite, über drei Meter hohe Hecke. „Die Heidepflanzen sind gut an die trockenen, heißen Standorte angepasst. So lassen ihre reduzierten Blätter kaum Transpiration zu“, sagt
Etges.
Einen Blick sollten Besucherinnen und Besucher auch auf den Flechtenbewuchs an den Bäumen werfen. Etges: „Flechten sind Organismen aus Pilzen und Grünalgen oder fotosynthesetreibenden Bakterien, die in Symbiose leben.“Die gelbe Flechte mit dem fantasievollen Namen Xanthoria parietina bildet kleine runde Scheiben – dies sind die Fruchtkörper des Pilzes, in denen er dann Sporen zur Verbreitung
entwickelt. „Diese Flechtenart enthält Grünalgen, die die Fotosynthese leisten. Die gelbe Färbung beruht auf dem Pigment Parietin, das auch als Sonnenschutz dient“, sagt Etges beim Blick auf die Äste einer kleinen Magnolie.
Spannend kann jetzt auch der Blick ins Geäst der zurzeit kahlen, eher unansehnlichen Laubbäume sein. Jetzt kann man die Struktur des Geästs und des Stamms sehr gut erkennen – so bei der Süntelbuche
mit ihrem windungsreichen Wuchs.
Einen seltenen Anblick gibt es im Apothekergarten: Dort blüht die Harry-Potter-Fans bekannte Echte Alraune, deren alkaloidhaltiger Wurzelextrakt früher als Schlafmittel und Aphrodisiakum genutzt wurde. Die jungen Pflanzen wachsen gerade aus dem Herbstlaub hervor: „Die pelzigen, grau-lila Blüten werden schon bald von den kräftigen Blättern umringt werden, bis diese Blätter dann den Schnecken zum Opfer
fallen.“Harry-Potter-Fans sollten sie aber nicht ausgraben, um zu schauen, ob sie wirklich schreien können.
Die acht Hektar große Anlage war 1979 eröffnet worden. Die großen Pflanzensammlungen werden als Arbeits- und Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre vor allem in der Biologie und der Pharmazie genutzt. Bürgerinnen und Bürger können die Anlage aber auch als Bildungs- und Erholungsort nutzen – jedes Jahr tun das rund 100.000.