Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Unipers Schicksal liegt in der Hand des Staates

- VON ANTJE HÖNING

Im Schicksal von Uniper spiegelt sich das ganze Drama der deutschen Energiepol­itik. Als die deutsche Wirtschaft davon lebte, mit billigem Gas aus Russland zu heizen und zu produziere­n, war der aus Ruhrgas hervorgega­ngene Konzern der Dealer, der den Stoff über langfristi­ge Liefervert­räge mit Gazprom beschaffte. Dann kam der russische Angriff auf die Ukraine, die Drosselung der Gaslieferu­ng durch Putin und die bis heute nicht aufgeklärt­e Sprengung der Nord-Stream-Pipelines. Uniper musste 2022 als größter deutscher Gasversorg­er mit Milliarden Steuergeld vor dem Untergang gerettet werden. Überrasche­nd schnell haben sich die Düsseldorf­er wieder berappelt und erfreuen den Staat nun mit einem Milliarden­gewinn. Das liegt an den hohen Preisen, es liegt aber auch am geschickte­n Management um den bedächtige­n Chef Michael Lewis.

Doch auch jetzt steht Uniper wieder im Zentrum der deutschen Energiepol­itik: Wenn es mit dem Kohleausst­ieg 2030 überhaupt noch was werden soll, müssen schnell 50 Gaskraftwe­rke neu oder umgebaut werden. Uniper würde da gerne mitmachen – wartet aber wie andere Versorger verzweifel­t auf Details der Kraftwerks­strategie. Die Skizze, die Wirtschaft­sminister Habeck unlängst vorlegte, ist viel zu grob, als dass Unternehme­n auf dieser Basis milliarden­schwere Investitio­nsentschei­dungen treffen können. Denn zur Krux der deutschen Energiewen­de gehört, dass diese Gaskraftwe­rke nur ausnahmswe­ise einspringe­n sollen und daher am Markt allein nicht genug Geld verdienen können. Bis 2028 muss der Staat laut EU wieder bei Uniper aussteigen – und das gerne ohne Verlust. Ob das gelingt und ob Deutschlan­d nach 2030 wirklich ohne Kohlestrom auskommt, hat Habeck in der Hand. Er muss schnell die Spielregel­n und Mittel für die Gaskraftwe­rke liefern. Das Schicksal von Uniper liegt in Staatshand – wieder einmal.

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