Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Uniper hält Gas-Embargo für machbar
Der Konzern bereitet sich mit einem Milliardengewinn auf den Staatsausstieg vor.
Das ging schnell: 2022 hatte Uniper noch einen Rekordverlust von 10,8 Milliarden Euro gemacht, im vergangenen Jahr lieferten die Düsseldorfer einen Gewinn von 6,4 Milliarden Euro ab. Uniper hat zwar weniger Strom aus Kohle produziert, diesen aber gut verkauft.
Wie viel Steuergeld hat Uniper bekommen?
Deutschlands größter Gasversorger, der von russischem Gas lebte, war 2022 in eine existenzielle Krise geraten. Der Bund hatte 13,5 Milliarden Euro über Kapitalerhöhungen bereitgestellt und ist nun Großaktionär mit 99,2 Prozent. „Wir haben ,nur‘ 13,5 Milliarden der ursprünglich zur Verfügung gestellten 33 Milliarden Euro in Anspruch genommen“, erklärte Finanzchefin Jutta Dönges. „Der Bund wird das Geld zurückbekommen, wenn er die Aktien wieder verkauft“, sagte Uniper-Chef Michael Lewis.
Wann steigt der Bund aus? Laut EU muss der Staat Uniper bis 2028 bis auf 25 Prozent plus eine Aktie privatisieren. Da passt es gut, dass Uniper sich gerade mit guten Zahlen hübsch macht. Das Wie ist offen. „Einen Börsengang halten wir für einen geeigneten Weg, dann bleibt Uniper unabhängig. Aber auch diese Frage entscheidet unser Eigentümer“, so Lewis unlängst. Der Konzern arbeitet bis 2026 noch die Auflagen der EU ab. Offen ist, an wen Uniper das Kohlekraftwerk Datteln verkauft. Der Versorger EPH von Daniel Kretinsky gilt als ein Interessent, auch wenn Klagen das Kraftwerk Datteln weiterhin belasten. „Wir haben den Prozess noch nicht begonnen“, so UniperChef Lewis. ckelt sich die Aktie? Die Aktie legte am Mittwoch zeitweise um sechs Prozent zu auf 59,40 Euro – und rutschte bis zum Abend sechs Prozent ins Minus. Nach einem Kapitalschnitt im Verhältnis 20 zu eins zum Jahreswechsel hatte sich der Wert einer Aktie bereits nominal erhöht. Allerdings werden wegen des großen Staatsanteils nur 0,8 Prozent der Aktien gehandelt, was zu großen Ausschlägen führt.
Ist der Kohleausstieg 2030 machbar?
„Uniper hat seine finanzielle Stabilität innerhalb kurzer Zeit zurückgewonnen“, so Lewis. Nun richte man den Konzern konsequent auf die Zukunft aus: „Wir werden rund acht Milliarden Euro bis 2030 in Unipers
grüne Transformation
investieren.“Uniper würde gerne Gaskraftwerke bauen und wartet auf Details zur Kraftwerksstrategie von Robert Habeck. „Das ist wichtig für Deutschland und für Uniper. Wir stehen bereit“, so Lewis. 20 bis 25 Gigawatt seien bundesweit nötig, Habeck plant bislang nur Ausschreibungen für zehn Gigawatt. Ist der Kohleausstieg 2030 überhaupt noch möglich? „Sechs Jahre sind sehr knapp“, mahnte Lewis.
Bezieht Uniper russisches Gas?
Lewis verneint – weder über Pipelines noch über Flüssiggas (LNG). Ein Gas-Embargo sei daher für Uniper kein Problem. „Alles andere ist eine politische Frage“, so der UniperChef. Ein Embargo wäre für Europa möglich, genug LNG gebe es – dies sei aber eine Frage des Preises, ergänzte Uniper-Vorstand Carsten Poppinga. Die „Wirtschaftsweise“Ulrike Malmendier hat gerade eine Sanktionierung des russischen Gases gefordert.