Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Unangekündigte Blitzer im Kreis
In Kleve werden die Orte, an denen Geschwindigkeits-Kontrollen geplant sind, ab sofort nicht mehr mitgeteilt. Im Rhein-Kreis Neuss ist das allerdings schon seit Jahren der Fall. Warum?
Die Polizei im Kreis Kleve hat jetzt mit einer neuen Strategie Aufsehen erregt, die Freunde der etwas flotteren Fahrweise leichte Sorgenfalten auf die Stirn treiben dürfte. Ab sofort geben die Beamten dort nämlich nicht mehr bekannt, an welchen Stellen die Geschwindigkeit kontrolliert wird. Hintergrund ist ein Wechsel der landesweiten Strategie beim Kampf gegen Raser. „Die Veröffentlichung der Kontrollstellen hatte nicht den Erfolg, den man sich davon versprochen hatte“, sagte Stefan Sparberg, Sprecher der Polizei in Kleve. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die Autofahrer tatsächlich nur an den Stellen langsamer gefahren sind, an denen die angekündigten Kontrollstellen standen. Zwar hat es daneben auch unangekündigte Kontrollen gegeben – diese wird es jetzt aber ausschließlich geben.
Was in Kleve neu ist, wird im Rhein-Kreis Neuss bereits schon lange umgesetzt: Aufgrund der Tatsache, dass die „Fachstrategie Verkehr“aus dem Jahr 2018 die Blitzer-Ankündigungen bereits nicht mehr vorsah, entschloss sich Claudia Suthor bei ihrem Antritt als Leiterin der Presseund Öffentlichkeitsarbeit in der Kreispolizeibehörde im Jahr 2021 die Kontrollstellen nicht mehr öffentlich zu machen. Allerdings macht auch Suthor auf die Strategie der Polizei in Nordrhein-Westfalen für mehr Sicherheit auf den Straßen, Radwegen und Autobahnen aufmerksam, die mit Beginn dieses Jahres neu ausgerichtet wurde. Diese werde nun sukzessive von den insgesamt 47 Kreispolizeibehörden umgesetzt. Überschrieben wird diese Strategie seit Kurzem landesweit mit dem Titel „#Leben“. Der Begriff soll die Anstrengungen der Polizei, Verkehrsunfälle mit ihren zum Teil gravierenden Folgen zu reduzieren, auf den Punkt bringen, heißt es.
Auch Geschwindigkeitskontrollen sollen ein wichtiger Aspekt der neuen Strategie sein. Dass die Überprüfungen unangekündigt stattfinden, ist allerdings kein neuer Grundsatz. „Dieser wurde in der Fachstrategie nur noch einmal unterstrichen“, heißt es in einer Stellungnahme der
Kreispolizei auf Nachfrage unserer Redaktion. Der konkrete Wortlaut in der Fachstrategie: „Verkehrsüberwachung im Allgemeinen und Geschwindigkeitsüberwachung im Besonderen findet grundsätzlich unangekündigt und in Form
von Kontrollen mit Anhalten statt.“Diese Form ermögliche nämlich die eindeutige Identifizierung des Fahrzeugführers und eröffne darüber hinaus die Gelegenheit, in einem verkehrserzieherischen Gespräch die polizeilichen Maßnahmen zu
erläutern.
Darüber hinaus seien die wesentlichen Gründe für die Entscheidung, auf die konkrete Ankündigung von Messstellen zu verzichten, die nicht nachgewiesene Wirksamkeit der Ankündigung und der damit einhergehende Überraschungseffekt für die Verkehrsteilnehmer, überall und jederzeit kontrolliert werden zu können. Auch der Umstand, dass man schließlich auch andere repressive Maßnahmen der Verkehrssicherheitsarbeit nicht mit Ort- und Zeitangaben ankündige, spiele unter anderem eine Rolle.
Die Polizei in Kleve hat die Hoffnung geäußert, durch den verstärkten Fokus auf direkte Gespräche und die damit verbundenen Warnungen vor erhöhter Geschwindigkeit mit Verkehrsteilnehmern die Zahl der schweren Unfälle verringern zu können. Auch im Rhein-Kreis gab es zuletzt alarmierende Zahlen. So hat sich die Zahl der Verkehrstoten im Kreis 2023 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Dort stieg die Anzahl von sechs auf zwölf Personen, im Mittel waren es in den vergangenen Jahren neun bis zehn. Bei den zwölf Verkehrstoten starben in drei Fällen Pkw-Fahrer, in vier Fällen waren Fahrradfahrer betroffen, in drei Kradfahrer und in zwei Fußgänger.
Bei der Anzahl der Schwerverletzten kam es im Kreis hingegen zu einem Rückgang. Dort sank die Zahl um 8,5 Prozent auf 249 Betroffene. Im Gegensatz dazu verzeichnete das Land Nordrhein-Westfalen bei der Anzahl der Schwerverletzten einen Anstieg zum Vorjahr.