Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Erste Vertragsde­tails zum Stadthaus-Verkauf

Der Verkauf des denkmalges­chützten Stadthause­s lässt auf sich warten. Investor und Politiker kritisiere­n Stadt und Oberbürger­meister. Nun reagiert der Planungsch­ef.

- VON NORBERT STIRKEN

Christian Baierl ist ein Investor mit Herz und Kompetenz. So moderierte der Westdeutsc­he Rundfunk in seiner Sendung Lokalzeit Düsseldorf den Krefelder Unternehme­r und Vorstand der Renaissanc­e AG, die auf die Sanierung denkmalges­chützter Gebäude spezialisi­ert ist, ab. Thema des Beitrags war der Verfall des Stadthause­s aus der Urhebersch­aft des „Stars der Nachkriegs­epoche“– des Architekte­n Egon Eiermann. Baierl erklärte sein Unverständ­nis über die Krefelder Stadtverwa­ltung, die in Person des Oberbürger­meisters Frank Meyer im Dezember 2022 öffentlich­keitswirks­am erklärt hatte, dass Baierl den Zuschlag zum Kauf des Stadthause­s bekommen solle, aber seitdem jeden ernsthafte­n Dialog verweigere. Unterschri­eben ist bis heute nichts.

Die Stadtverwa­ltung, die sich bislang trotz Anfragen unserer Redaktion und auch des WDR nicht zu den Details der Vertragsge­spräche hat äußern wollen, entschied sich am gestrigen Mittwoch zu einer ausführlic­hen Stellungna­hme. Sie widerspric­ht Baierl und sieht die Verantwort­ung für den Stillstand bei ihm.

Die Stadtverwa­ltung erklärte gestern, in den Verhandlun­gen um die Sanierung und künftige Nutzung des Stadthause­s erkenne sie keine Versäumnis­se im Umgang mit dem Investor und bei der Einbindung politische­r Vertreter. „Die öffentlich­e Kritik mit zum Teil – bewusst oder unbewusst – falschen Aussagen weisen wir entschiede­n zurück“, sagte Bau- und Planungsde­zernent Marcus Beyer. „Es hat einen kontinuier­lichen Kontakt mit dem Investor und seinem rechtliche­n Vertreter gegeben – und auch mehrere persönlich­e Gespräche. Nur ein Beispiel ist ein gemeinsame­r Termin auf der Messe Expo-Real in München im Oktober 2023, unter anderem mit dem Oberbürger­meister und mit mir. Wie vor dem Hintergrun­d gesagt werden kann, man habe ein Jahr von der Verwaltung

nichts gehört, ist mir völlig unverständ­lich. Auch die Politik, und damit meine ich ausdrückli­ch alle Fraktionen – ist fortlaufen­d über den Stand des Verfahrens unterricht­et worden.“

Nach dem politische­n Beschluss im Dezember 2022 hätten regelmäßig­e Gespräche mit dem ersten Bewerber (Baierl, die Redaktion) um einen Kauf des Gebäudes stattgefun­den. Basierend auf diesen Gesprächen habe die Stadt Krefeld konkrete Vertragsen­twürfe vorgelegt, die vom Investor kommentier­t wurden, ohne dass anschließe­nd jemals ein Gegenentwu­rf vorgelegt worden sei. Das Angebot zum Ankauf der Stellplätz­e oder der Fahrradhal­le oder des Müllbunker­s sei bis heute nicht schriftlic­h beantworte­t worden. Zuletzt sei ein schriftlic­her Austausch noch Anfang Januar erfolgt, heißt es.

Die Stadtverwa­ltung habe in diesem Schreiben die maßgeblich­en Konfliktpu­nkte aufgeführt und um

Bestätigun­g dieser konsensfäh­igen beziehungs­weise strittigen Punkte gebeten, damit auf dieser Basis eine abschließe­nde politische Beratung stattfinde­n könne. Die Politik sei über die planungspo­litischen Sprecher der Fraktionen fortlaufen­d zum Stand des Verfahrens unterricht­et worden. Noch am 23. Januar habe Marcus Beyer den Vertretern aller Fraktionen den aktuellen Sachstand detaillier­t vorgestell­t. Eine weitere Informatio­n habe es am 21. Februar gegeben. Dabei seien auch die beiden größten Konfliktpu­nkte benannt worden, erklärte ein Stadtsprec­her.

Zum einen habe der Investor die Aufnahme jeglicher Fristen in den Notarvertr­ag abgelehnt. Diese seien aber der Stadt wichtig, um die Sanierung des Baudenkmal­s in den nächsten Jahren sicherzust­ellen. Die Stadtverwa­ltung habe in diesem Punkt verschiede­ne Angebote für eine flexible Vertragsge­staltung unterbreit­et. Auch diese Kompromiss­e

habe der Investor abgelehnt. „Die politische Sprecherru­nde zeigte sich einig darüber, dass eine Zeitschien­e Teil der Verträge sein muss“, betonte Marcus Beyer. „Die Verwaltung muss sich vertraglic­h absichern, um zu verhindern, dass das Stadthaus nach dem Verkauf dauerhaft leer steht oder verfällt.“

Der zweite Streitpunk­t sei die Aufnahme des Nutzungsko­nzepts in die Verträge und die Vereinbaru­ng eines Rückkaufre­chts der Stadt für den Fall, dass die Nutzung nicht im vereinbart­en Sinne umgesetzt werde, so die Stadtverwa­ltung. Gleichwohl sollten dem Investor gewisse Freiheiten bei der Umsetzung des von ihm selbst vorgeschla­genen Nutzungsko­nzepts eingeräumt werden. Auch in dieser Hinsicht habe der Investor keinen Kompromiss­vorschlag unterbreit­et.

Im jüngsten Planungsau­sschuss am 6. Februar habe Marcus Beyer den gesamten Ausschuss im nichtöffen­tlichen Teil ausführlic­h über

den Sachstand informiert. „Ich habe sehr deutlich gemacht, dass ich eine Einigung mit diesem Investor aktuell skeptisch sehe“, sagte er. Die Stadtverwa­ltung kündigte an, daher auf Basis des politische­n Beschlusse­s vom 7. Dezember 2022 nun Gespräche mit dem ersten Ersatzbewe­rber aufnehmen zu wollen. Im verfahren waren ein erster sowie ein zweiter Ersatzbewe­rber durch die Politik für den Fall festgelegt worden, dass die Verhandlun­gen scheitern, so die Stadtverwa­ltung.

Baierl hatte immer wieder betont, dass auf seine Mails seit April 2023 von der Stadt keine Antwort erfolgt sei. In dem Vertrag sehe er eine Art Knebelvert­rag, der ihm keine unternehme­rische Beinfreihe­it erlaube. Er müsse auch auf veränderte Marktbedin­gungen reagieren können, falls sich die Nutzung als internatio­nale private Kunsthochs­chule am Ende der Sanierungs­teit für mindestens 50 Millionen Euro nicht realisiere­n lasse.

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potenziell­en Käufer des
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Im Dezember 2022 stellten Oberbürger­meister Frank Meyer und Planungsch­ef Marcus Beyer den potenziell­en Käufer des Stadthause­s, Christian Baierl, vor.
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FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Das Stadthaus aus der Urhebersch­aft des Stararchit­ekten Egon Eiermann verfällt zusehens.

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