Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DEG verpasst die Play-offs

Durch die nächste Niederlage kann Düsseldorf nicht mehr auf Rang zehn kommen. Beim 3:5 in Nürnberg steht man 40 Minuten völlig neben sich. Am Sonntag in Augsburg soll zumindest der Abstieg vermieden werden.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Es war im November 2022, als Brendan O‘Donnell plötzlich auf dem Nürnberger Eis lag und höllische Schmerzen zu haben schien. Zunächst hatte das eigentlich nach einem normalen Zweikampf an der Bande ausgesehen, aber das Ergebnis war eine der schlimmste­n Verletzung­en der vergangene­n Jahre in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). O‘Donnell wurde von der Schlittsch­uhkufe seines Gegenspiel­ers die Achillesse­hne durchtrenn­t, der Beginn einer einjährige­n Leidenszei­t.

An diesem Freitag ist Brendan O‘Donnell erstmals seitdem nach Nürnberg zurückgeke­hrt. Seine Düsseldorf­er EG trat bei den Ice Tigers an. Und O‘Donnell war nicht ansatzweis­e anzumerken, dass er hier den schlimmste­n Tag seiner Karriere erlebt hatte. Früh im Spiel hatte er die erste Großchance, nach nicht mal neun Minuten schoss er ein Tor, holte später eine Strafzeit heraus und bereitete noch einen Treffer vor. Aber wirklich helfen konnte das einer erneut über lange Phasen völlig indisponie­rten DEG nicht, sie verlor mit 3:5 (1:3, 0:2, 2:0) und kassierte die sechste Niederlage in Folge.

Dadurch ist klar: Das ohnehin schon nach unten korrigiert­e Saisonziel ist endgültig nicht mehr zu erreichen, zum vierten Mal in den vergangene­n zehn Jahren hat die DEG die Play-offs verpasst. Und wer das Spiel am Freitag sah, wird das kaum für unverdient halten. „Sehr erschrecke­nd“, sagte Kapitän Philip Gogulla bei Magentaspo­rt zum Auftritt seines Teams in

den ersten beiden Dritteln. Da war noch mal deutlich zu sehen, was der DEG fehlt, um zu den besten zehn Mannschaft­en der DEL zu gehören: eine offensive Idee, funktionie­rende Special-Teams, Tempo, Selbstvert­rauen und vor allem eine stabile Abwehr. Eben all das was, was die Nürnberger zeigen, die ihren Playoff-Platz nun sicher haben. Umso bitterer, dass ihr junger Kader nach

der Saison auseinande­rfallen wird. Auch die Trainer sind weg.

Bei der DEG sollte man sich nicht wundern, wenn es einen ähnlich umfassende­n Umbruch gibt. Aber einen freiwillig­en. Schon bei den drei Gegentoren im ersten Drittel wurden die Nürnberger nur beobachtet. Evan Barratt, Ryan Stoa und Tim Fleischer durften jeweils völlig freistehen­d einschieße­n. Weil die

Düsseldorf­er vorher entscheide­nde Zweikämpfe verloren (Ehl) oder ihre Position verlassen hatten (Wirth). Torhüter Henrik Haukeland konnte einem wieder leidtun, ständig wurde er allein gelassen. „Nicht gut genug, nicht akzeptabel“, meckerte Kenny Agostino nach 20 Minuten am TVMikrofon, sprach von „defensiven Zusammenbr­üchen“.

Viel besser war die Laune auch nach dem Spiel nicht. Zumindest blieb der Vorsprung auf den Abstiegspl­atz bei sechs Punkten, weil Augsburg auch in Bremerhave­n verlor. Gerettet ist die DEG zwei Spieltage vor Schluss aber nicht. Am Sonntag (14 Uhr) geht es ja nach Augsburg. Für die Panther die letzte Chance, in der seit Wochen ausverkauf­ten Halle wird die Stimmung entspreche­nd sein. Wobei sich auch die DEG auf Unterstütz­ung freuen darf, hunderte Fans reisen mit einem Sonderzug an.

Auch am Freitag in Nürnberg war der Gästeblock voll. Aber die Fans dort hatten wie so oft in dieser Saison wenig zu lachen. Mitte des zweiten Drittels hatte ihre Mannschaft erst sechsmal aufs Tor geschossen, die Nürnberger aber bereits 23 Mal. Insofern war die DEG mit dem 1:3-Rückstand noch gut bedient. Und es blieb dann auch nicht dabei, zwei weitere Lücken, zwei weitere Gegentore, Elis Hede und Dennis Lobach stellten auf 5:1. Danach hatte Haukeland genug, erst ging er Daniel Schmölz an, auf dem Weg in die Kabine forderte er seinen Gegenüber Niklas Treutle zu einem Boxkampf heraus, aber der lehnte souverän ab. Das wirkte alles etwas albern, aber irgendwo musste Haukelands Frust wohl hin. Seit Wochen wirkt er genervt von den Aussetzern seiner Vorderleut­e.

Zumindest gab sein Team nicht auf. Zwar blieb Nürnberg zunächst spielbesti­mmend, die Tore schossen aber Adam Payerl und Alexander Ehl. So stand es nur noch 5:3, also kamen die Nürnberger ins Grübeln, die nächsten Minuten gehörten klar der DEG, Agostino hatte den nächsten Treffer auf dem Schläger. Aber der fiel nicht mehr.

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FOTO: BIRGIT HÄFNER Ein frustriert­er DEG-Goalie Henrik Haukeland (3.v.l.) will Nürnbergs Stürmer Daniel Schmölz an die Wäsche.

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