Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Fortuna fehlt die Qualität, aus eigenen Fehlern zu lernen
Natürlich ist ein 2:2 bei Hannover 96, für sich genommen, kein schlechtes Ergebnis. Schließlich trafen zwei Mannschaften mit ziemlich gegenläufigen Trends aufeinander. Zwar hatten die 96er zuletzt in Osnabrück verloren und Fortuna gegen Rostock gewonnen – zuvor aber hatten die Düsseldorfer im Jahr 2024 noch keinen einzigen Punktspielsieg verzeichnet, während Hannover vier „Dreier“in Folge verzeichnet hatte.
Alles gut also mit dem 2:2? Mitnichten. Die Truppe von Trainer Daniel Thioune hätte schon einen Sieg in diesem Verfolgerduell gebraucht, um sich mit Nachdruck im Rennen um die obersten Plätze der Zweiten Liga zurückzumelden. Und dieser Sieg war nach einer 2:0-Führung der Düsseldorfer bis zur 63. Minute greifbar nahe.
Dass sie ihn am Ende doch nicht einfuhren, hatte einen ganz einfachen Grund: Fortuna fehlt es an einer ganz entscheidenden Qualität. Der Qualität, ein erfolgversprechendes Konzept cool und selbstbewusst durchzuziehen. Was die Mannschaft in der ersten Spielhälfte auf den Hannoveraner Rasen gezaubert hatte, war absolut erstligareif. Doch sie zog diesen Stil, einen sehenswerten Mix aus frühem Stören des 96erAufbauspiels, kompakter Organisation der Defensive und schnellen eigenen Angriffen, nicht durch.
Wie schon in einigen Partien zuvor schaltete Fortuna in den Verwaltungsmodus, agierte in Hälfte zwei viel zu passiv und lud die Niedersachsen förmlich zur Aufholjagd ein. Am Samstagmittag trat Thiounes Team den traurigen Nachweis an, dass es zumindest im Moment nicht die Fähigkeit besitzt, aus den jüngst begangenen eigenen Fehlern zu lernen. Genau das wäre aber die entscheidende Qualität, um doch noch einmal in den Aufstiegskampf einzugreifen. Wenn es bei Fortuna läuft, ist ihre Offensivmaschine kaum zu stoppen. Das muss jedoch über 90 Minuten geschehen – natürlich mit kleinen Atempausen, weil keine Mannschaft über die komplette Spielzeit marschieren kann. Aber fast gar nicht mehr angreifen, eine Führung nur verwalten? Dass das nicht funktioniert, hätte Fortuna längst lernen müssen.
Und selbst wenn man nun einwenden möchte, der Verein müsse ja gar nicht unbedingt aufsteigen: Mag sein. Aber es wäre sehr, sehr wichtig für ihn, so lange wie möglich im Rennen um die Aufstiegsplätze zu bleiben. Denn vom harten Kern der Fans abgesehen, hat Düsseldorf nun einmal ein Publikum, das sich nur vom Besonderen reizen lässt. Mittelfeld-Tristesse in der Zweiten Liga füllt die Arena nicht. Noch ist Fortuna ein Stück von diesem grauen Szenario entfernt. Aber wenn es am Freitag gegen den Hamburger SV geht, wäre ein Punkt fast schon zu wenig, um den großen Traum leben zu lassen. In diesen Zugzwang hat sich das Team durch die unnötige Passivität in der zweiten Hälfte von Hannover selbst gebracht.