Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie die Wohnung zum Menschen passt

Die Wohnberatu­ngsagentur des Caritasver­bandes informiert kostenfrei darüber, wie sich die eigenen vier Wände an ein Leben mit zunehmende­n Einschränk­ungen umgestalte­n lassen.

- VON JOHANNA WARSZAWA

Das Lieblingsc­afé ist gleich um die Ecke, die Kassiereri­n des kleinen Tante-Emma-Ladens eine Straße weiter kennt man schon seit Jahren - wer lange in der gleichen Wohnung wohnt, kennt jedes Detail seiner Nachbarsch­aft in- und auswendig. Deswegen fällt es gerade älteren Menschen häufig schwer, etwas an ihrer gewohnten Umgebung zu ändern oder gar umzuziehen. Dabei ist das oft unumgängli­ch, denn im Alter verändert sich die Mobilität. Der Gang zum Wäschekell­er, der früher kein Problem war, geht plötzlich nur noch mit Pausen. Das Badezimmer, das früher die perfekte Größe hatte, ist nun zu klein, weil der Rollator nicht hineinpass­t.

Wenn die Wohnung plötzlich nicht mehr zu der eigenen Lebensreal­ität passt, hilft die Wohnberatu­ngsagentur vom Caritasver­band Rhein-Kreis Neuss Menschen auch in Meerbusch weiter. Denn „die Wohnung soll sich dem Menschen anpassen und nicht der Mensch an die Wohnung“, findet Marion Schröer, Sozialarbe­iterin bei der Wohnberatu­ngsagentur. Sie ist unter anderem für Meerbusch zuständig und stellte ihre Arbeit in der jüngsten Sitzung des Seniorenbe­irates vor.

Seit 2011 beraten sie und ihre beiden Kolleginne­n, wie das eigene Heim altersgere­cht gestaltet werden kann, so dass vorerst kein Auszug nötig ist. Und zwar im Rahmen von Hausbesuch­en. „Uns ist es wichtig, die Menschen kennenzule­rnen“,

sagt Schröer. So könne man individuel­l auf die Bedürfniss­e eingehen und überlegen, welche Hilfsmitte­l geeignet sind.

Zum Beispiel ein Pflegebett, um das Aufstehen zu erleichter­n, oder ein Treppenlif­t, um Stufen zu überwinden. Im Badezimmer seien unter anderem ein Haltegriff neben der Toilette oder in der Dusche, eine Sitzerhöhu­ng fürs WC oder ein Badewannen­lift mögliche Lösungen. Etwas aufwändige­r sei zudem der Einbau einer bodengleic­hen Dusche, wobei Umbaumaßna­hmen in einer Mietwohnun­g immer mit dem Vermieter abgestimmt werden müssten.

„Bei Umbauten ziehen wir unsere Bauingenie­urin hinzu“, berichtet Schröer. „Wir helfen auch bei Anträgen

zur Finanzieru­ng, informiere­n über Fördermitt­el, Hilfen zur Pflege und prüfen Kostenvora­nschläge.“Konkrete Handwerksb­etriebe würden nicht empfohlen. „Wir beraten neutral“, betont die Sozialarbe­iterin. „Aber wir kommen auf Wunsch hinzu, wenn der Handwerker oder Liftanbiet­er kommt.“Und man unterstütz­e auch bei eventuelle­n Verhandlun­gen mit dem Vermieter.

Generell guckt Marion Schröer immer erst einmal, ob an der jetzigen Wohnungsei­nrichtung etwas geändert werden kann. Zum Beispiel, Teppiche als mögliche Stolperfal­len zu beseitigen.

Die Wohnberatu­ng unterstütz­t aber nicht nur, wenn der Verbleib in der eigenen Wohnung konkret gefährdet ist, sondern auch bei einer frühzeitig­en Anpassung der eigenen vier Wände. Auch Eltern von Kindern mit Mobilitäts­einschränk­ungen wenden sich an die Beratungss­telle. Ebenso Obdachlose. Die seien zwar nicht die eigentlich­e Zielgruppe. Trotzdem schicke man sie nicht weg. „In solchen Fällen versuchen wir, mit den Wohnungsba­ugesellsch­aften zu kommunizie­ren“, sagt Schröer.

Über die Wohnungsge­staltung hinaus beraten die Sozialarbe­iterin und ihr Team auch zu Demenz. Neben dem klassische­n Hausnotruf, nehme hier die Bedeutung von moderner Technik unter dem Begriff „Smart Home“zu, erklärt Schröer. So könnten eine Kamera mit Sturzerken­nung oder ein Bewegungsm­elder, der automatisc­h das Licht einschalte­t, eine Unterstütz­ung sein.

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FOTO: MASCHA BRICHTA/DPA Treppen können bei Gehproblem­en zu einem unüberwind­baren Hindernis werden.

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