Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wie die Wohnung zum Menschen passt
Die Wohnberatungsagentur des Caritasverbandes informiert kostenfrei darüber, wie sich die eigenen vier Wände an ein Leben mit zunehmenden Einschränkungen umgestalten lassen.
Das Lieblingscafé ist gleich um die Ecke, die Kassiererin des kleinen Tante-Emma-Ladens eine Straße weiter kennt man schon seit Jahren - wer lange in der gleichen Wohnung wohnt, kennt jedes Detail seiner Nachbarschaft in- und auswendig. Deswegen fällt es gerade älteren Menschen häufig schwer, etwas an ihrer gewohnten Umgebung zu ändern oder gar umzuziehen. Dabei ist das oft unumgänglich, denn im Alter verändert sich die Mobilität. Der Gang zum Wäschekeller, der früher kein Problem war, geht plötzlich nur noch mit Pausen. Das Badezimmer, das früher die perfekte Größe hatte, ist nun zu klein, weil der Rollator nicht hineinpasst.
Wenn die Wohnung plötzlich nicht mehr zu der eigenen Lebensrealität passt, hilft die Wohnberatungsagentur vom Caritasverband Rhein-Kreis Neuss Menschen auch in Meerbusch weiter. Denn „die Wohnung soll sich dem Menschen anpassen und nicht der Mensch an die Wohnung“, findet Marion Schröer, Sozialarbeiterin bei der Wohnberatungsagentur. Sie ist unter anderem für Meerbusch zuständig und stellte ihre Arbeit in der jüngsten Sitzung des Seniorenbeirates vor.
Seit 2011 beraten sie und ihre beiden Kolleginnen, wie das eigene Heim altersgerecht gestaltet werden kann, so dass vorerst kein Auszug nötig ist. Und zwar im Rahmen von Hausbesuchen. „Uns ist es wichtig, die Menschen kennenzulernen“,
sagt Schröer. So könne man individuell auf die Bedürfnisse eingehen und überlegen, welche Hilfsmittel geeignet sind.
Zum Beispiel ein Pflegebett, um das Aufstehen zu erleichtern, oder ein Treppenlift, um Stufen zu überwinden. Im Badezimmer seien unter anderem ein Haltegriff neben der Toilette oder in der Dusche, eine Sitzerhöhung fürs WC oder ein Badewannenlift mögliche Lösungen. Etwas aufwändiger sei zudem der Einbau einer bodengleichen Dusche, wobei Umbaumaßnahmen in einer Mietwohnung immer mit dem Vermieter abgestimmt werden müssten.
„Bei Umbauten ziehen wir unsere Bauingenieurin hinzu“, berichtet Schröer. „Wir helfen auch bei Anträgen
zur Finanzierung, informieren über Fördermittel, Hilfen zur Pflege und prüfen Kostenvoranschläge.“Konkrete Handwerksbetriebe würden nicht empfohlen. „Wir beraten neutral“, betont die Sozialarbeiterin. „Aber wir kommen auf Wunsch hinzu, wenn der Handwerker oder Liftanbieter kommt.“Und man unterstütze auch bei eventuellen Verhandlungen mit dem Vermieter.
Generell guckt Marion Schröer immer erst einmal, ob an der jetzigen Wohnungseinrichtung etwas geändert werden kann. Zum Beispiel, Teppiche als mögliche Stolperfallen zu beseitigen.
Die Wohnberatung unterstützt aber nicht nur, wenn der Verbleib in der eigenen Wohnung konkret gefährdet ist, sondern auch bei einer frühzeitigen Anpassung der eigenen vier Wände. Auch Eltern von Kindern mit Mobilitätseinschränkungen wenden sich an die Beratungsstelle. Ebenso Obdachlose. Die seien zwar nicht die eigentliche Zielgruppe. Trotzdem schicke man sie nicht weg. „In solchen Fällen versuchen wir, mit den Wohnungsbaugesellschaften zu kommunizieren“, sagt Schröer.
Über die Wohnungsgestaltung hinaus beraten die Sozialarbeiterin und ihr Team auch zu Demenz. Neben dem klassischen Hausnotruf, nehme hier die Bedeutung von moderner Technik unter dem Begriff „Smart Home“zu, erklärt Schröer. So könnten eine Kamera mit Sturzerkennung oder ein Bewegungsmelder, der automatisch das Licht einschaltet, eine Unterstützung sein.