Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bildungsmi­nisterin spricht beim Haushalt Klartext

- VON MEY DUDIN

Wenn es im Bundestag um den Haushalt geht, spricht die Bundesmini­sterin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP), am verständli­chsten. So war es zumindest im September 2023, wie eine aktuelle Studie der Nachrichte­nredaktion des Deutschlan­dfunks und der Universitä­t Hohenheim ergab. Damals begann sie ihre Rede nach der Begrüßung mit den Worten: „Wer zu Forschern reist, der reist in die Zukunft.“

Untersucht wurden für die Studie 96 Reden jener Haushaltsw­oche im vergangene­n Jahr. Schwer zu verstehen sind Reden dann, wenn zu viele Fremdwörte­r und abstrakte Fachbegrif­fe oder zusammenge­setzte Wortungetü­me verwendet werden. Auch Denglisch, ein deutsch-englischer Mischmasch, oder zu lange Schachtels­ätze machen es Zuhörern schwer, der Debatte zu folgen. Am besten ist es, wenn ein Satz eine Informatio­n vermittelt. Doch in vielen der Reden gab es überlange Sätze mit zum Teil mehr als 60 Wörtern.

CDU-Politiker Jens Spahn ist ebenfalls ein gutes Beispiel für Verständli­chkeit: Er belegt im neuen Ranking Platz zwei. In seiner Rede zum Etat von Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) sprach er etwa so: „Wir sind das einzige Industriel­and, das schrumpft. Das Einzige,

was wächst in Deutschlan­d, sind die Arbeitslos­enzahlen und die Zahl der Insolvenze­n.“Am unverständ­lichsten drückten sich FDP-Politikeri­n Claudia Raffelhüsc­hen und Grünen-Politikeri­n Agnieszka Brugger aus. Die Sätze der beiden Volksvertr­eterinnen waren etwa doppelt so lang wie die der erstplatzi­erten Bildungsmi­nisterin.

In einem Ranking allein für die Bundesregi­erung folgt auf Stark-Watzinger der Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) auf Platz zwei. Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) kommt auf Platz drei. Den letzten Platz belegt Umweltmini­sterin Steffi Lemke (Grüne). Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) liegt etwa im Mittelfeld. Die Ansprache des Kanzlers erreichte in puncto Verständli­chkeit lediglich Platz 57 unter den 96 Reden. Er war damit aber immer noch formal verständli­cher als Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz (CDU), der Platz 71 belegt.

Ministerin Stark-Watzinger freut sich jedenfalls über die Auszeichnu­ng: „Gerade in Zeiten, die mit vielen Unsicherhe­iten einhergehe­n, muss Politik verständli­ch und nachvollzi­ehbar sein“, sagte sie unserer Redaktion. Das sei ihr Anspruch an sich selbst und an die Debatten im Bundestag. „Politik und unsere Demokratie leben von verständli­chen Debatten“, betonte die FDP-Politikeri­n.

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